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Dann eben nicht, Jeeves

Dann eben nicht, Jeeves

Titel: Dann eben nicht, Jeeves Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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auch wenn es schmerzte, »daß das alles Ihre Schuld ist?«
    »Sir?«
    »Sie brauchen gar nicht ›Sir?‹ zu sagen. Sie wissen das genau. Wenn Sie nicht darauf bestanden hätten, daß er zu diesem Ball geht – ich hab das immer für eine Schnapsidee gehalten –, dann wäre das nicht passiert.«
    »Gewiß, Sir, ich muß zugeben, daß ich nicht damit gerechnet habe …«
    »Man muß immer mit allem rechnen, Jeeves«, sagte ich streng. »Anders geht’s nicht. Schon wenn Sie ihm gestattet hätten, einen Pierrot zu tragen, wäre alles nicht so gekommen. Ein Pierrot hat wenigstens Taschen. Aber«, fuhr ich versöhnlicher fort, »lassen wir das jetzt. Wenn Sie daraus gelernt haben, was passieren kann, wenn man in einem roten Trikot herumläuft, dann war nicht alles vergebens. Sagten Sie nicht, daß Gussie draußen wartet?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Dann schaffen Sie ihn herein. Ich will mal sehen, was ich für ihn tun kann.«

6
    Als Gussie hereinkam, war er noch gezeichnet von dem Grauenvollen, das hinter ihm lag. Sein Gesicht war bleich, die Augen wirkten wie überreife Stachelbeeren, die Ohren hingen schlaff herunter, und er sah insgesamt aus wie ein Mann, der mit der Wäsche gekocht und dann durch die Mangel gedreht worden ist. Ich richtete mich ein bißchen in den Kissen auf und faßte ihn ins Auge. Hier war unverkennbar Erste Hilfe geboten, und ich nahm die Behandlung sogleich in Angriff.
    »Tag, Gussie.«
    »Tag, Bertie.«
    »Na, wie?«
    »Na, wie schon?«
    Nach diesen Höflichkeitsfloskeln schien es mir an der Zeit, auf die jüngste Vergangenheit zu sprechen zu kommen.
    »Wie ich höre, hast du so einiges durchgemacht.«
    »Stimmt.«
    »Dank Jeeves.«
    »Es war nicht Jeeves’ Schuld.«
    »Und ob das seine Schuld war.«
    »Das finde ich nicht. Ich hatte mein Geld und den Schlüssel vergessen …«
    »Und jetzt kannst du auch noch Jeeves vergessen. Es wird dich vielleicht interessieren, Gussie«, sagte ich, da ich es für richtig hielt, ihm gleich reinen Wein einzuschenken, »daß er für die Lösung deines kleinen Problems nicht mehr zuständig ist.«
    Er stand da wie Piksieben. Sein Unterkiefer sank herab, die Ohren hingen noch schlaffer herunter. Er hatte ja schon vorher ausgesehen wie ein toter Fisch, aber jetzt sah er noch toter aus – so tot wie einer vom letzten Jahr, den die Brandung an einem einsamen Strand angespült hat.
    »Was?!«
    »Jawohl.«
    »Heißt das, daß Jeeves nicht mehr …«
    »Nein.«
    »Ja, aber …«
    Ich blieb freundlich, aber bestimmt.
    »Ohne ihn bist du viel besser dran. Nach den furchtbaren Dingen, die du letzte Nacht durchgemacht hast, ist dir doch sicher klargeworden, daß Jeeves mal eine Ruhepause braucht. Auch dem klügsten Kopf gehen irgendwann mal die Ideen aus. Und genau das ist jetzt bei Jeeves eingetreten. Ich hatte das kommen sehen. Er zieht nicht mehr richtig. Seine Kerzen müssen mal gereinigt werden. Natürlich ist das ein Schock für dich. Du bist sicher hergekommen, um ihn um Rat zu fragen?«
    »Selbstverständlich.«
    »In welcher Angelegenheit?«
    »Madeline Bassett ist jetzt zu diesen Leuten aufs Land gefahren, und ich möchte von ihm wissen, was ich tun soll.«
    »Nun, wie gesagt: Jeeves bearbeitet diesen Fall nicht mehr.«
    »Aber verdammt noch mal, Bertie …«
    »Jeeves«, sagte ich mit einer gewissen Schärfe, »ist nicht mehr zuständig. Ich bin jetzt derjenige welcher.«
    »Aber was kannst du denn schon machen?«
    Ich schluckte meinen Ärger herunter. Wir Woosters bemühen uns stets, fair zu bleiben. Wenn einer die ganze Nacht in einem roten Trikot durch London spaziert ist, sind wir bereit, über einiges hinwegzusehen.
    »Das«, sagte ich ruhig, »werden wir sehen. Setz dich hin und laß uns nachdenken. Ich muß sagen, mir kommt das alles sehr einfach vor. Du sagst, dieses Mädchen ist zu Bekannten aufs Land gefahren. Da liegt es doch auf der Hand, daß du auch hinfährst. Häng dich an sie wie eine Klette. Sonst gar nichts.«
    »Aber ich kann doch nicht bei völlig Fremden einfach hereinplatzen.«
    »Kennst du diese Leute denn nicht?«
    »Natürlich nicht. Ich kenne gar niemand.«
    Ich spitzte den Mund. Das machte die Sache allerdings schon etwas komplizierter.
    »Ich weiß nur, daß sie Travers heißen und in einem Haus namens Brinkley Court in Worcestershire wohnen.«
    Jetzt entspitzte ich den Mund wieder.
    »Gussie«, sagte ich und lächelte ihn väterlich an, »du kannst von Glück sagen, daß Bertie Wooster sich deiner angenommen hat. Ich wußte ja

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