Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dann eben nicht, Jeeves

Dann eben nicht, Jeeves

Titel: Dann eben nicht, Jeeves Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
Vom Netzwerk:
er seine Brieftasche zusammen mit dem Einladungsschreiben auf dem Kaminsims im Gästezimmer seines Onkels, bei dem er zur Zeit wohnt, liegengelassen hatte. Er bat daher den Taxifahrer zu warten und klingelte an der Haustür, und als der Butler erschien, ersuchte er diesen, das Taxi zu bezahlen, wobei er hinzufügte, das gehe schon in Ordnung, da er zu den geladenen Gästen des Abends gehöre. Daraufhin gab der Butler an, von Gästen an diesem Abend nichts zu wissen.«
    »Und weigerte sich zu berappen?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Und dann …«
    »Mr. Fink-Nottle wies den Taxifahrer an, ihn zum Hause seines Onkels zurückzufahren.«
    »Und weshalb kommt jetzt nicht das Happy-End? Er brauchte doch nur hineinzugehen, sich Bargeld und Einladung zu grapschen, und schon wäre alles in Butter gewesen.«
    »Ich vergaß zu erwähnen, Sir, daß Mr. Fink-Nottle auch den Haustürschlüssel auf dem Kaminsims seines Zimmers zurückgelassen hatte.«
    »Dann hätte er doch klingeln können.«
    »Das tat er auch, Sir, etwa fünfzehn Minuten lang. Nach Ablauf dieses Zeitraums erinnerte er sich, daß das Personal Urlaub hatte und daß er dem Hausmeister gestattet hatte, seinen Sohn, der bei der Marine dient, in Portsmouth zu besuchen.«
    »Oh, oh, oh, Jeeves.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Diese Zerstreuten haben’s nicht leicht, wie?«
    »Nein, Sir.«
    »Wie ging’s dann weiter?«
    »Es scheint Mr. Fink-Nottle zu diesem Zeitpunkt bewußt geworden zu sein, daß er sich gegenüber dem Taxifahrer in einer prekären Lage befand. Das Taxameter zeigte bereits eine nicht unbeträchtliche Summe an, und er sah sich nicht in der Lage, seinen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen.«
    »Das hätte er doch erklären können.«
    »Taxifahrern kann man nichts erklären, Sir. Als er es versuchte, äußerte der Fahrer Zweifel an seiner Kreditwürdigkeit.«
    »Ich wäre einfach getürmt.«
    »Mr. Fink-Nottle hielt das offenbar auch für geraten. Er absentierte sich eilig, woran der Taxifahrer ihn zu hindern suchte, indem er ihn am Mantel festhielt. Es gelang Mr. Fink-Nottle jedoch, sich des Mantels zu entledigen. Das Ballkostüm, das darunter zum Vorschein kam, scheint dem Fahrer einen Schock versetzt zu haben. Mr. Fink-Nottle teilte mir jedenfalls mit, er habe hinter sich einen unterdrückten Aufschrei gehört, und als er sich umdrehte, habe er den Mann mit vors Gesicht geschlagenen Händen neben seinem Auto kauern gesehen. Mr. Fink-Nottle nimmt an, daß er ein Stoßgebet gesprochen habe. Zweifellos hat es sich um einen ungebildeten, abergläubischen Menschen gehandelt, Sir. Möglicherweise ein Alkoholiker.«
    »Und wenn er bis dahin keiner war, hat er sicher bald danach zu trinken angefangen. Bestimmt konnte er’s kaum erwarten, bis die Kneipen aufmachten.«
    »Es spricht einiges dafür, daß er im Becher Vergessenheit gesucht haben könnte, Sir.«
    »Und Gussie wahrscheinlich auch. Was hat er danach bloß gemacht? Für einen Mann in einem roten Trikot ist London bei Nacht wohl kaum der richtige Ort – ja, nicht einmal bei Tage.«
    »Nein, Sir.«
    »Er erregt Aufsehen.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Ich kann mir vorstellen, wie dieser Pechvogel sich in Seitenstraßen verdrückt, hinter Bauzäune geflüchtet und in Mülltonnen verkrochen hat.«
    »Mr. Fink-Nottles diesbezüglichen Bemerkungen war zu entnehmen, Sir, daß es so ungefähr war. Nach einer nervenaufreibenden Nacht gelangte er schließlich zu Mr. Sipperleys Wohnung, wo er Unterschlupf und Bekleidung erhielt.«
    Ich kuschelte mich in die Kissen, die Stirn leicht gefältelt. Es ist ja schön und gut, einem alten Schulfreund was Gutes tun zu wollen; aber es kam mir jetzt so vor, als werde es über meine Kräfte gehen, die Sache eines Schafskopfs zu vertreten, der imstande war, derart von einer Tölpelei in die andere zu schlittern wie Gussie. Meiner Ansicht nach brauchte Gussie nicht so sehr den Rat eines welterfahrenen Mannes als vielmehr eine solide Gummizelle und ein paar kräftige Wärter, die aufpaßten, daß er nicht das ganze Haus anzündete.
    Einen Augenblick lang hatte ich wirklich nicht übel Lust, den Fall an Jeeves zurückzugeben. Aber der Woostersche Stolz hielt mich davon ab. Wenn wir Woosters einmal die Zügel in die Hand genommen haben, dann werfen wir die Flinte nicht so leicht ins Korn. Außerdem wäre es nach der Sache mit dem Samtblazer fatal gewesen, sich eine Blöße zu geben.
    »Sie sind sich doch darüber im klaren, Jeeves«, sagte ich – denn das mußte klargestellt werden,

Weitere Kostenlose Bücher