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Dann eben nicht, Jeeves

Dann eben nicht, Jeeves

Titel: Dann eben nicht, Jeeves Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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gleich, daß ich alles in Ordnung bringen kann. Schon heute nachmittag wird man dich als Ehrengast in Brinkley Court begrüßen.«
    Er staunte nicht schlecht. Für einen Neuling muß es ein recht eindrucksvolles Schauspiel gewesen sein zu beobachten, wie ich mit Problemen fertig wurde.
    »Ja, Bertie, kennst du denn diese Travers?«
    »Sie sind identisch mit meiner Tante Dahlia.«
    »Oh, Mann!«
    »Du siehst also«, sagte ich mit Nachdruck, »wie gut es ist, daß ich hinter dir stehe. Das letztemal bist du zu Jeeves gegangen, und was hat er gemacht? Er hat dich mit einem roten Trikot und dem lachhaftesten falschen Bart ausstaffiert, den ich je gesehen habe, und dich dann auf einen Maskenball gescheucht. Ergebnis: Gemütsleiden und keinerlei Fortschritte. Aber kaum übernehme ich den Fall, kommt alles ins Lot. Hätte Jeeves dir etwa Zugang zu Brinkley Court verschaffen können? Ausgeschlossen: Tante Dahlia ist ja nicht seine Tante. Das will ich nur mal so am Rande erwähnen.«
    »Also, Bertie, ich weiß nicht, wie ich dir danken soll.«
    »Nicht der Rede wert.«
    »Aber da fällt mir was ein.«
    »Was denn?«
    »Was soll ich tun, wenn ich da bin?«
    »Wenn du schon mal in Brinkley Court gewesen wärst, würdest du so was nicht fragen. In diesem romantischen Gemäuer kann gar nichts schiefgehen. Die größten Liebespaare der Geschichte haben ihre ersten Annäherungsversuche in Brinkley unternommen. Da strotzt alles nur so von stimmungsvoller Atmosphäre. Du wirst mit dem Mädchen auf schattigen Wegen wandeln. Du wirst mit ihr in schattigen Lauben sitzen. Du wirst sie über den See rudern. Und nach und nach wirst du dich dabei in einen Zustand hineinsteigern, in dem du …«
    »Du, ich glaube, du hast tatsächlich recht.«
    »Natürlich habe ich recht. Ich hab mich auf Brinkley schon dreimal verlobt. Es ist zwar nichts draus geworden, aber immerhin. Und jedesmal war ich hingefahren, ohne zu ahnen, daß in mir die zarte Leidenschaft glühte. Ich dachte nicht im Traum daran, jemandem einen Antrag zu machen. Aber kaum hatte ich dieses verwunschene Haus betreten, da habe ich mir auch schon das erstbeste Mädchen geschnappt und ihr mein Herz zu Füßen gelegt. Irgendwie liegt das da in der Luft.«
    »Ich verstehe. Genau das möchte ich auch – mich allmählich in diesen Zustand hineinsteigern. In London ist alles so hektisch, daß man gar nicht dazu kommt.«
    »Genau. Da kann man höchstens fünf Minuten am Tag mit einem Mädchen allein reden, und wenn man sie bitten will, seine Frau zu werden, dann muß man sich beeilen wie beim Wurstschnappen.«
    »Stimmt. London macht mich ganz fertig. Auf dem Land werde ich ein ganz anderer Mensch sein. So ein Zufall, daß diese Dame Travers sich plötzlich als deine Tante entpuppt.«
    »Wieso plötzlich entpuppt? Sie war schon immer meine Tante.«
    »Ich meine, es ist doch eine Überraschung, daß Madeline gerade bei deiner Tante eingeladen ist.«
    »Durchaus nicht. Sie und meine Kusine Angela sind dick befreundet. In Cannes war sie ständig mit uns zusammen.«
    »So, du hast Madeline in Cannes kennengelernt? Ach, Bertie«, sagte der arme Wurm seufzend, »ich wünschte, ich hätte sie in Cannes sehen können. Wie schön muß sie im Badeanzug ausgesehen haben! Ach, Bertie …«
    »Ja«, sagte ich etwas reserviert. Selbst wenn man dank Jeeves’ Höllengebräu wieder so einigermaßen auf dem Damm ist, will man sich nach einer anstrengenden Nacht nicht auch noch so was anhören müssen. Ich klingelte, und als Jeeves kam, bat ich ihn, mir ein Telegrammformular und einen Federhalter zu bringen. Dann formulierte ich eine Mitteilung an Tante Dahlia, in der ich ihr in wohlgesetzten Worten mitteilte, daß ich ihr meinen Freund Augustus Fink-Nottle noch heute nach Brinkley schicken werde mit der Bitte, ihn gastlich aufzunehmen. Das gab ich Gussie.
    »Gib das beim nächsten Postamt ab, an dem du vorbeikommst«, sagte ich. »Sie wird das Telegramm vorfinden, wenn sie heimkommt.«
    Gussie trollte sich, und ich wandte mich Jeeves zu, um ihm die Grundzüge meines Operationsplans zu erläutern.
    »Alles sehr einfach, wie Sie sehen, Jeeves. Überhaupt nicht kompliziert.«
    »Nein, Sir.«
    »Weder verwickelt noch weit hergeholt. Auch nicht abstrus. Alles hundertprozentig reiner, gesunder Menschenverstand.«
    »Jawohl, Sir.«
    »So hätte man das gleich anpacken müssen. Wie nennt man das, wenn man zwei Personen unterschiedlichen Geschlechts an einem abgelegenen Ort zusammensperrt, damit sie sich jeden

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