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Dann eben nicht, Jeeves

Dann eben nicht, Jeeves

Titel: Dann eben nicht, Jeeves Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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darin verschwunden war. Das war aber noch nichts im Vergleich zu der Geschwindigkeit, mit der er wieder herauskam. Wie ein Schatten huschte er an uns vorbei und ward nicht mehr gesehen.
    Ich glaube, Tuppy war ziemlich verdutzt. Genauer gesagt, ich bin sicher. Obwohl er ja im Brustton der Überzeugung behauptet hatte, der Schrank müsse diesen Fink-Nottle enthalten, war er nun offensichtlich doch verwirrt, als der Mann tatsächlich an ihm vorüberschwirrte. Er stieß einen gurgelnden Laut aus und wich zurück. Gleich darauf hatte er sich jedoch wieder unter Kontrolle und galoppierte den Korridor entlang hinter ihm her. Jetzt fehlte nur noch Tante Dahlia mit lauten »Hussa!« -Rufen, um das Bild einer wilden Parforcejagd zu vervollständigen.
    Ich ließ mich in den erstbesten Sessel fallen. Obwohl ich sonst ein Mensch von unerschütterlichem Optimismus bin, kam es mir jetzt doch so vor, als würde die Lage allmählich zu kompliziert für unsern Bertram.
    »Jeeves«, sagte ich, »mir wächst das über den Kopf.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Mir ist ganz schwindlig.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Am besten lassen Sie mich jetzt alleine, Jeeves. Ich muß mich auf diese völlig neue Sachlage einstellen.«
    »Sehr wohl, Sir.«
    Die Tür schloß sich. Ich steckte mir eine Zigarette an und fing an nachzudenken.

19
    In meiner Lage hätten die meisten wahrscheinlich den ganzen Abend lang gegrübelt, ohne auch nur einen Happen zu essen, aber wir Woosters besitzen ein geradezu unwahrscheinliches Talent, blitzschnell zum Kern eines Problems vorzustoßen, und deshalb brauchte ich, vom Beginn des Grübelns an gerechnet, höchstens zehn Minuten, bis mir klar war, was ich zu tun hatte.
    Um alles wieder ins reine zu bringen, das erkannte ich sofort, bedurfte es eines Gesprächs unter vier Augen mit Angela. Sie hatte schließlich den ganzen Schlamassel angefangen, indem sie in ihrer Dußligkeit »ja« anstatt »nein« sagte, als Gussie, durch den Genuß diverser Alkoholika animiert, ihr vorschlug, sich mit ihm zusammenzutun. Man mußte sie deswegen ins Gebet nehmen und veranlassen, ihn wieder in Umlauf zu setzen. Eine Viertelstunde später hatte ich sie im Gartenhaus aufgestöbert, wo sie gerade an etwas Eisgekühltem nippte, und setzte mich zu ihr.
    »Angela«, sagte ich, und mein Ton war streng – aber wessen Ton wäre das in dieser Lage nicht gewesen, »das ist doch alles völliger Unsinn.«
    Sie schien aus tiefen Gedanken aufzuwachen und sah mich fragend an.
    »Entschuldige, Bertie, ich hab nicht zugehört. Worüber hast du gerade Unsinn geredet?«
    »Ich habe keinen Unsinn geredet.«
    »Oh, tut mir leid, ich dachte, du hättest so was gesagt.«
    »Denkst du, ich komme extra hierheraus, um Unsinn zu reden?«
    »Warum nicht?«
    Ich hielt es für besser, die Sache von einer anderen Seite her anzugehen.
    »Ich habe gerade mit Tuppy gesprochen.«
    »So?«
    »Und mit Gussie Fink-Nottle.«
    »Ach?«
    »Und wie es scheint, hast du dich jetzt mit letzterem verlobt.«
    »Stimmt genau.«
    »Siehst du, das meinte ich, als ich sagte, das sei doch alles völliger Unsinn. Du kannst doch unmöglich in so einen wie Gussie verliebt sein.«
    »Wieso nicht?«
    »Das ist einfach ausgeschlossen.«
    Na, ich meine, das war doch auch ausgeschlossen. Niemand könnte sich je in so ein Karnickel wie Gussie verlieben, ausgenommen ein geistesverwandtes Karnickel wie die Bassett. So was gibt es nicht. In mancher Beziehung ist er sicherlich ein feiner Kerl – höflich, liebenswürdig und genau der Richtige, um einem zu sagen, wie man sich verhalten soll, bis der Doktor kommt, wenn man einen kranken Molch im Haus hat – aber doch keiner, bei dem man an Mendelssohns ›Hochzeitsmarsch‹ denkt. Ich bin sicher, daß man sogar in den dichtestbesiedelten Gebieten Englands stundenlang mit Steinen hätte um sich werfen können, ohne damit ein einziges Mädchen zu gefährden, das aus freien Stücken und ohne vorherige Betäubung bereit gewesen wäre, Mrs. Fink-Nottle zu werden.
    Das sagte ich ihr auch, und sie mußte zugeben, daß es stimmte.
    »Na schön, vielleicht hast du recht.«
    »Und warum«, hakte ich sofort nach, »bist du dann hingegangen und hast dich mit ihm verlobt, du rappelköpfige Gans?«
    »Ich fand es ganz lustig.«
    »Lustig!«
    »Und das war es auch. Ich habe viel Spaß dabei gehabt. Du hättest Tuppys Gesicht sehen sollen, als ich ihm davon erzählte.«
    Plötzlich ging mir ein Licht auf.
    »Ha! Ein demonstrativer Akt!«
    »Wie bitte?«
    »Du hast dich also

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