Dann eben nicht, Jeeves
ausgespannt hat. Jetzt weiß ich, daß du es nicht warst.«
Solange er das wußte, machte es mir nichts aus, wenn er kein Taktgefühl besaß.
»Aha«, sagte ich. »Wie schön. Vergiß es aber nicht.«
»Ich weiß jetzt, wer es war.«
»Was?«
Er stand einen Augenblick da, im Auge Zorn, die Hände starr geballt. Sein Kinn ragte hervor wie ein Bulldozer.
»Bertie«, sagte er, »weiß du noch, was ich geschworen habe mit dem Kerl zu tun, der mir Angela ausgespannt hat?«
»Soviel ich mich erinnern kann, wolltest du sein Inneres nach außen kehren …«
»… und Frikassee aus ihm machen. Stimmt. Und dieses Versprechen gilt noch.«
»Aber Tuppy, ich versichere dir als zuverlässiger Augenzeuge, daß dir während dieses Aufenthalts in Cannes niemand deine Angela abspenstig gemacht hat.«
»Nein, aber hinterher.«
»Was?«
»Sag nicht dauernd: ›Was?‹ Du hast gehört, was ich gesagt ha-be.«
»Aber sie hat sich mit niemandem getroffen, seit sie zurück ist.«
»So? Und was ist mit diesem Molchheini?«
»Gussie?«
»Genau. Fink-Nottle, dieser Schweinehund.« Das war nun aber wirklich Stuß. »Aber Gussie liebt doch die Bassett.«
»Ihr könnt doch nicht alle in diese dämliche Bassett verliebt sein. Ich finde es schon erstaunlich genug, daß es überhaupt einer fertigbringt. Ich sage dir, er liebt Angela, und Angela liebt ihn.«
»Aber Angela hat dir schon die kalte Schulter gezeigt, bevor Gussie hierherkam.«
»Nein, das stimmt nicht. Erst ein paar Stunden danach.«
»Er kann sich doch nicht in ein paar Stunden in sie verliebt haben.«
»Warum denn nicht? Ich habe mich binnen weniger Minuten in sie verliebt. Kaum sind wir uns begegnet, da hab ich sie schon angebetet, diese Ringelnatter.«
»Aber hör mal …«
»Spar dir deine Worte, Bertie. Ich weiß Bescheid. Sie liebt diesen miesen Molchzüchter.«
»Das ist doch absurd, Junge – völlig absurd.«
»Wirklich?« Er bohrte einen Absatz in den Teppich, was ich bisher nur aus Büchern kannte, aber noch nie in natura beobachtet hatte. »Kannst du mir dann vielleicht verraten, wie es kommt, daß sie mit ihm verlobt ist?«
Jetzt war ich aber völlig von den Socken.
»Mit ihm verlobt?!«
»Sie hat es mir selbst gesagt.«
»Das muß ein Scherz gewesen sein.«
»Das war kein Scherz. Gleich nach der Volksbelustigung heute nachmittag in der Schule von Market Snodsbury hat er ihr einen Heiratsantrag gemacht, und sie hat ihn offenbar, ohne mit der Wimper zu zucken, angenommen.«
»Da liegt bestimmt ein Irrtum vor.«
»Allerdings. Diese Kröte Fink-Nottle hat sich geirrt – in mir. Das ist ihm inzwischen bestimmt klar geworden. Seit halb sechs bin ich ihm auf den Fersen.«
»Auf den Fersen?«
»Dicht auf den Fersen. Ich werde ihm mit bloßen Händen den Hals umdrehen.«
»Aha. Ich verstehe.«
»Hast du ihn zufällig irgendwo gesehen?« – »Nein.«
»Na, wenn du ihn triffst, kannst du dich gleich von ihm verabschieden und einen Kranz bestellen. – Ach, Jeeves.«
»Sir?«
Ich hatte die Tür gar nicht aufgehen gehört, aber der Mann war wieder zur Stelle. Meiner Ansicht nach – das habe ich, glaube ich, schon einmal erwähnt – braucht Jeeves Türen überhaupt nicht aufzumachen. Er kann sich vermutlich in Luft auflösen wie gewisse indische Fakire. Nur so läßt es sich erklären, daß er im einen Augenblick noch nicht da ist und im nächsten schon vor einem steht. Es ist, als ob er wie eine Gaswolke von Punkt A nach Punkt B strömen kann.
»Haben Sie Mr. Fink-Nottle gesehen, Jeeves?«
»Nein, Sir.«
»Ich will ihn nämlich umbringen.«
»Sehr wohl, Sir.«
Tuppy ging hinaus und knallte die Tür hinter sich zu, und ich beeilte mich, Jeeves ins Bild zu setzen.
»Jeeves«, sagte ich, »wissen Sie schon das Neueste? Mr. Fink-Nottle ist mit meiner Kusine Angela verlobt.«
»Tatsächlich, Sir?«
»Na, wie finden Sie das? Wie läßt sich das erklären? Wo ist da der Sinn? Vor ein paar Stunden war er doch noch mit Miss Bassett verlobt.«
»Junge Herren, die von einer jungen Dame abgewiesen worden sind, neigen dazu, unverzüglich eine neue Verbindung einzugehen, Sir. Man nennt das einen demonstrativen Akt.«
Ich hatte kapiert.
»Ich verstehe, was Sie meinen. Eine Trotzreaktion.«
»Jawohl, Sir.«
»Soll soviel heißen wie ›Bitte schön, mach doch, was du willst; für mich gibt’s noch genügend andere‹.«
»Ganz recht, Sir. Mein Vetter George …«
»Wir wollen jetzt nicht von Ihrem Vetter George reden, Jeeves.«
»Sehr wohl,
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