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Dann eben nicht, Jeeves

Dann eben nicht, Jeeves

Titel: Dann eben nicht, Jeeves Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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nur mit Gussie verlobt, um Tuppy eins auszuwischen?«
    »Allerdings.«
    »Dann war es das, was ich gerade sagte. Ein demonstrativer Akt.«
    »Ja, so könnte man es wohl nennen.«
    »Und ich will dir sagen, wie man es auch noch nennen könnte: einen üblen Scherz. Ich muß mich sehr über dich wundern, liebe Angela.«
    »Wieso?«
    Ich kräuselte die Lippen ein wenig. »Als Frau kannst du das natürlich nicht verstehen. Aber so seid ihr vom schönen Geschlecht nun mal. Erst begeht ihr die brutalsten Schandtaten, ohne mit der Wimper zu zucken, und dann seid ihr auch noch stolz darauf. Nimm zum Beispiel mal Jahel, das Weib des Heber.«
    »Was weißt du denn von Jahel, dem Weib des Heber?«
    »Es ist dir wohl entgangen, daß ich früher in der Schule mal einen Preis für Bibelfestigkeit bekommen habe?«
    »Keineswegs. Augustus hat es ja in seiner Ansprache erwähnt.«
    »Richtig«, sagte ich etwas hastig, denn ich wollte nicht gern an Gussies Ansprache erinnert werden. »Nun, wie gesagt, nimm zum Beispiel mal Jahel, das Weib des Heber. Hat einem Gast Zeltpflöcke in den Schädel gehämmert, während er schlief, und hat sich dann überall damit dicke getan. Kein Wunder, daß man von Weibertücken spricht.«
    »Wer tut das?«
    »Alle Männer. Meine Güte, was für ein Geschlecht! Aber du willst doch nicht etwa dabei bleiben?«
    »Wobei?«
    »Bei dieser idiotischen Verlobung mit Gussie.«
    »Selbstverständlich.«
    »Nur, damit Tuppy dumm dasteht?«
    »Steht er denn dumm da?«
    »Und ob.«
    »Das geschieht ihm recht.«
    Allmählich merkte ich, daß ich hier nicht weiterkam. Ich weiß noch, daß ich mich damals, als ich den Preis für Bibelfestigkeit bekam, auch mit der Geschichte von Bileams Eselin beschäftigen mußte. An die Einzelheiten kann ich mich nicht mehr erinnern, aber ich weiß noch, daß es im wesentlichen um störrisches Verhalten und mangelnde Kooperationsbereitschaft ging; und genauso war es jetzt auch mit Angela. Sie und Bileams Eselin waren sozusagen Seelenverwandte. Es gibt da ein Wort – sowieso-borstig – schweinsborstig? Nein, ich komme nicht drauf. Jedenfalls war Angelas Verhalten genau so.
    »Du hirnloses Haushuhn«, sagte ich.
    Sie lief rot an.
    »Ich bin kein hirnloses Haushuhn.«
    »Doch, du bist ein hirnloses Haushuhn, und du weißt es auch ganz genau.«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest.«
    »Erst ruinierst du Tuppys Leben, dann ruinierst du Gussies Leben, und das alles nur um eines billigen Triumphes willen.«
    »Das geht dich gar nichts an.«
    »Das soll mich nichts angehen, wenn ich zusehen muß, wie zwei Leben ruiniert werden, mit denen ich zusammen zur Schule gegangen bin? Ha! Außerdem weißt du ganz genau, daß du verrückt bist nach Tuppy.«
    »Bin ich nicht.«
    »So? Ich wünschte, ich hätte jedesmal ein Pfund bekommen, wenn du ihn mit Sternchen in den Augen angesehen hast …«
    Sie sah mich an, aber ohne Sternchen in den Augen.
    »Ach, verschwinde und laß dich ausstopfen, Bertie!«
    Ich richtete mich zu meiner vollen Größe auf.
    »Das«, erwiderte ich mit Würde, »werde ich auch tun. Zumindest werde ich dich jetzt verlassen. Ich habe gesagt, was ich zu sagen hatte.«
    »Gut.«
    »Wenn du gestattest, will ich nur noch hinzufügen …«
    »Ich gestatte es nicht.«
    »Na schön«, sagte ich eisig. »Wenn das so ist, dann bye-bye, baby.«
    Und ich glaube, das saß.
    »Verstimmt« und »mutlos« sind wohl die beiden Adjektive, die am treffendsten meine seelische Verfassung beim Verlassen des Gartenhauses beschreiben. Es ist nämlich nicht zu bestreiten, daß ich mir von diesem Zwiegespräch mehr versprochen hatte.
    Ich war erstaunt über Angela. Komischerweise merkt man erst dann, daß jedes Mädchen im Grunde ein böses Früchtchen ist, wenn irgendwas mit ihren Liebesaffären schiefgeht. Seit den Tagen, als ich noch Matrosenanzüge trug und sie keine Schneidezähne hatte, war ich mit dieser Kusine ständig zusammengewesen, aber erst jetzt wurde mir klar, was sich unter ihrer Oberfläche alles verbarg. Ich hatte sie immer für ein unkompliziertes, liebes Ding gehalten – ein Mädchen, das so gut wie keiner Fliege etwas zuleide tun kann. Und jetzt lachte sie auf einmal so herzlos – zumindest kam es mir so vor, als hätte ich sie herzlos lachen gehört – wie eine von diesen kaltschnäuzigen, rüden Personen, die man in den modernen Filmen für Intellektuelle zu sehen bekommt, und gab sich alle Mühe, Tuppy mit grauem Haar und gebrochenem Herzen ins Grab zu bringen.
    Ich hab’s

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