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Dann eben nicht, Jeeves

Dann eben nicht, Jeeves

Titel: Dann eben nicht, Jeeves Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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freut mich aber für dich«, sprach die gute Tante, als sie hinausging, und sie sah dabei aus wie etwas aus einer Geschichte von Edgar Allan Poe.

21
    Wahrscheinlich habe ich selbst auch ausgesehen wie etwas aus einer Geschichte von Edgar Allan Poe, denn Sie können sich ja vorstellen, daß mir das Kommuniqué, von dem ich gerade berichtet habe, ganz schön an die Nieren gegangen ist. Wenn die Bassett in der Annahme, daß Bertrams Herz ihr schon lange gehöre und nur darauf warte, bei passender Gelegenheit vereinnahmt zu werden, sich nun entschlossen hatte, ihre Ansprüche geltend zu machen, dann blieb mir als einem Mann von Ehre und Feingefühl wohl nichts anderes übrig, als strammzustehen und mitzumachen. Diese Angelegenheit ließ sich offenkundig nicht mit einem knappen nolle prosequi abtun. Alles deutete darauf hin, daß mein Schicksal mich ereilt hatte und – was das Schlimmste war – nicht mehr von meiner Seite weichen würde.
    Doch obgleich es müßig wäre, behaupten zu wollen, daß ich die Situation völlig im Griff hatte, gab ich die Hoffnung, einen passablen Ausweg zu finden, nicht auf. Andere Männer in meiner bedrängten Lage hätten zweifellos kampflos das Handtuch geworfen, aber das Besondere an uns Woosters ist, daß wir nicht sind wie andere Männer.
    Als erstes las ich das Schriftstück noch einmal. Ich hatte zwar nicht viel Hoffnung, daß sein Inhalt bei einer zweiten Lesung eine andere Bedeutung annehmen würde, aber zumindest überbrückte ich damit die Zeit, bis mein Gehirn wieder voll funktionsfähig war. Als flankierende Maßnahme aß ich noch etwas Obstsalat und ein Stückchen Gebäck. Gerade als ich zum Käse übergehen wollte, setzte sich die Denkmaschine in Bewegung. Mir wurde klar, was ich zu tun hatte.
    Die Frage, die mich so sehr beschäftigt hatte, nämlich: Wird Bertram es schaffen? vermochte ich jetzt mit einem klaren »Das wäre ja gelacht!« zu beantworten.
    Wenn man von allen Seiten bedrängt wird, kommt es ganz entscheidend darauf an, einen kühlen Kopf zu bewahren und sich die Rädelsführer herauszugreifen. Wenn man die erst mal hat, geht alles wie von selbst.
    Im vorliegenden Falle lag die Rädelsführerschaft eindeutig bei der Bassett. Sie hatte den ganzen Zirkus angefangen, indem sie Gussie den Laufpaß gab, und bevor irgendwelche Klärungs- und Lösungsmaßnahmen ergriffen werden konnten, mußte man sie dazu bringen, ihre Meinung zu ändern und Gussie zu erhören. Dadurch käme Angela wieder in den freien Umlauf, so daß Tuppy sich ein bißchen abregen würde, und dann wären wir schon ein ganzes Stück weiter.
    Ich beschloß, mir nach dem nächsten Käsehäppchen mal die Bassett vorzuknöpfen und ihr gut zuzureden.
    Und im nächsten Moment kam sie herein. Ich hätte es ja ahnen müssen, daß sie früher oder später aufkreuzen würde. Ich meine, ein Herz mag noch so kummerschwer sein – wenn es weiß, daß im Speisezimmer ein kaltes Büffet steht, taucht es da garantiert irgendwann auf.
    Als sie den Raum betrat, waren ihre Augen starr auf den Lachs mit Mayonnaise geheftet, und zweifellos wäre sie schnurstracks darauf losgegangen und hätte sich bedient, wenn ich nicht, durch ihren Anblick aus der Fassung gebracht, ein Glas vom Besten, das mich eigentlich in einen ausgeglicheneren Zustand hatte versetzen sollen, hätte fallen lassen. Bei dem Geräusch drehte sie sich um, und für einen Augenblick war sie in Verlegenheit. Ein zartes Rot bedeckte ihre Wangen, und ihre Augen wölbten sich leicht vor.
    »Oh!« sagte sie.
    In solchen Situationen geht nichts über einen guten Regieeinfall, um einem über die Peinlichkeit hinwegzuhelfen. Sobald man weiß, was man mit seinen Händen anfangen soll, ist die Schlacht schon halb gewonnen. Ich schnappte mir ein Tablett und hielt es ihr hin.
    »Ein Häppchen Lachs gefällig?«
    »Danke sehr.«
    »Und ein paar Blättchen Salat?«
    »Bitte, gern.«
    »Und was darf’s zu trinken sein?«
    »Ich hätte gern etwas Orangensaft.«
    Sie schluckte. Nein, nicht den Orangensaft, denn den hatte sie noch nicht – sondern wegen der heiklen Assoziationen, die sich für sie mit diesem Wort verbanden. Es war so, als hätte man in Gegenwart der Witwe eines italienischen Eisverkäufers von Spaghetti gesprochen. Sie errötete noch tiefer, ihr Gesicht verriet Kummer, und ich merkte, daß die Konversation sich jetzt nicht mehr auf neutrale Themen wie geräucherten Lachs beschränken ließ.
    Sie muß das auch gemerkt haben, denn als ich meine

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