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Dann eben nicht, Jeeves

Dann eben nicht, Jeeves

Titel: Dann eben nicht, Jeeves Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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Sonnenstich, wissen Sie, besonders, wenn es draußen warm ist.«
    Sie sah mich an, und ich merkte, daß sie die Augen mal wieder auf »Wasserlilien« gestellt hatte.
    »Es ist lieb von Ihnen, das zu sagen, Bertie. Ich weiß es zu schätzen.«
    »Ach wo.«
    »Doch, doch. Sie sind so selbstlos und ritterlich.«
    »Aber nein.«
    »Doch. Sie erinnern mich an Cyrano.«
    »An wen?«
    »Cyrano de Bergerac.«
    »Den mit der großen Nase?«
    »Ja.«
    Ich war nicht gerade entzückt. Verstohlen betastete ich mein Riechorgan. Es mochte ja etwas markant sein, aber mit dem des Cyrano war es doch nun wirklich nicht zu vergleichen! Als nächstes würde mich dieses Mädchen wohl noch mit Zwerg Nase auf eine Stufe stellen.
    »Er liebte selbst, aber er warb für einen andern.«
    »Ach, jetzt weiß ich, was Sie meinen.«
    »Und das gefällt mir so an Ihnen, Bertie. Es war edel von Ihnen, edel und großmütig. Aber es hat keinen Zweck. Gewisse Dinge töten die Liebe. Ich werde Augustus nie vergessen können, aber meine Liebe zu ihm ist erloschen. Ich möchte Ihre Frau werden.«
    Nun, man weiß ja, was sich gehört.
    »Oh«, sagte ich, »das ist wirklich nett von Ihnen.«
    Dann verläpperte das Gespräch wieder, und wir standen aufs neue da und kauten stumm an unsern Käsestangen respektive hartgekochten Eiern. Allseits schien Unklarheit hinsichtlich des nächsten Schritts zu bestehen.
    Aber noch ehe die Verlegenheit sich weiter ausbreiten konnte, kam glücklicherweise Angela herein, wodurch wir von unserer Zweisamkeit erlöst wurden. Die Bassett gab unsere Verlobung bekannt, woraufhin Angela sie küßte und ihr alles, alles Gute wünschte, und dann küßte die Bassett Angela und sagte, sie wünsche ihr viel, viel Glück mit Gussie, und Angela sagte, mit ihm würde sie bestimmt sehr, sehr glücklich, denn Augustus sei ja so ein Schatz, und darauf küßte die Bassett sie noch einmal, und alles in allem wurde es so kitschig, daß ich den dringenden Wunsch verspürte, mich dünnzumachen.
    Diesen Wunsch hätte ich allerdings sowieso verspürt, denn wenn es jemals nötig war, daß Bertram schärfstens und in Ruhe nachdachte, dann jetzt.
    Ich war allem Anschein nach am Ende. Nicht einmal damals, vor ein paar Jahren, als ich mich versehentlich mit Tuppys unausstehlicher Kusine Honoria verlobte, hatte ich das Gefühl gehabt, so tief und unrettbar im Schlamassel zu stecken. Ich dackelte hinaus in den Garten, um in meiner Verzweiflung eine Zigarette zu paffen, während mir die Seele in der Brust schmerzte. Ich verfiel in eine Art Tagtraum und stellte mir vor, wie es sein würde, in Zukunft die Bassett tagein, tagaus im Hause zu haben, während ich zugleich versuchte – wenn Sie mir folgen können –, mir das nicht vorzustellen, als ich in meiner Geistesabwesenheit etwas rempelte, das auch ein Baum hätte sein können, das sich aber bei genauerem Hinsehen als Jeeves erwies.
    »Ich bitte um Verzeihung, Sir«, sagte er. »Ich hätte beiseite gehen sollen.«
    Ich antwortete nicht, sondern sah ihn stumm an. Sein Anblick hatte mich auf eine neue Idee gebracht.
    Dieser Jeeves, dachte ich. Ich war zwar zu der Überzeugung gekommen, daß er keinen Durchblick mehr habe und nicht mehr sei, was er mal war; aber wäre es nicht denkbar, so fragte ich mich, daß ich mich irrte? Könnte er nicht, so man ihn auf den Fall ansetzte, vielleicht doch noch eine Lücke entdecken, durch die ich entwischen könnte, ohne deswegen Mißmut und Herzeleid zu erregen? Ich beantwortete mir diese Fragen damit, daß dies nicht ausgeschlossen sei.
    Immerhin besaß er ja noch denselben ausgeprägten Hinterkopf wie eh und je, und in seinem Auge funkelte dieselbe wache Intelligenz.
    Aber damit wir uns richtig verstehen: In Sachen Samtblazer mit Messingknöpfen war ich auf keinen Fall bereit, dem Mann nachzugeben. Und ich würde ihn auch nur zur Beratung heranziehen. Aber im Hinblick auf einige seiner früheren Glanzleistungen – ich denke hier vor allem an den Fall Sipperley, die Episode mit meiner Tante Agatha und dem Hund Mcintosh sowie das elegant gelöste Problem mit Onkel George und der Nichte der Bardame – hielt ich es für gerechtfertigt, ihm die Chance zu geben, seinem Herrn in der Stunde höchster Not zu Hilfe zu kommen.
    Doch bevor wir damit weitermachen konnten, mußte eins klargestellt werden, und zwar ganz klar.
    »Jeeves«, sagte ich, »auf ein Wort.«
    »Sir?«
    »Ich sitze in der Tinte, Jeeves.«
    »Es tut mir leid, das zu hören, Sir. Kann ich irgendwie behilflich

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