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Dann eben nicht, Jeeves

Dann eben nicht, Jeeves

Titel: Dann eben nicht, Jeeves Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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arme Tom wird wahrscheinlich für den Rest seines Lebens an Verstopfung leiden. Aber das ist noch nicht alles. Gerade habe ich Angela getroffen, und sie sagte mir, sie sei mit diesem Bottle verlobt.«
    »Vorübergehend, ja«, nickte ich.
    »Quatsch, vorübergehend! Sie ist fest mit ihm verlobt und spricht mit geradezu beängstigender Selbstverständlichkeit davon, daß sie im Oktober heiraten. So, da hast du’s. Wenn jetzt der Prophet Hiob hereinspaziert käme, könnte ich stundenlang mit ihm Leidensgeschichten austauschen. Nicht, daß er wirklich mit mir zu vergleichen wäre.«
    »Er hatte Schwären.«
    »Was sind schon Schwären.«
    »Sie sollen sehr schmerzhaft sein.«
    »Unsinn. Ich würde jederzeit fünf Pfund Schwären gegen ein Pfund von meinen Sorgen eintauschen. Begreifst du denn nicht? Ich habe den besten Koch in ganz England verloren. Mein armer Mann wird voraussichtlich an Verdauungsstörungen sterben. Und meine einzige Tochter, auf die ich so große Hoffnungen gesetzt hatte, heiratet einen versoffenen Molchzüchter. Und da redest du von Schwären!«
    Ein Detail mußte ich richtigstellen:
    »Ich habe nicht direkt von Schwären gesprochen. Ich erwähnte nur, daß Hiob welche hatte. Aber ich stimme dir zu, Tante Dahlia, daß die Dinge im Augenblick nicht besonders rasant aussehen. Trotzdem, verzage nicht. Ich wäre kein Wooster, wenn mir nicht in Bälde etwas einfiele.«
    »Du meinst, du willst demnächst wieder mit einem deiner Pläne aufwarten?«
    »Bereits in den nächsten Minuten.«
    Sie stieß einen resignierten Seufzer aus.
    »Das dachte ich mir schon. So was hat mir gerade noch gefehlt. Ich kann mir zwar kaum vorstellen, daß es noch schlimmer werden könnte, aber du wirst es bestimmt schaffen. Bei deinem Talent wird dir sicher etwas einfallen. Nur zu, Bertie. Ja, nur zu. Mir ist jetzt schon alles egal. Ich bin sogar auf masochistische Weise neugierig zu sehen, in was für Abgründe der Qual und des Leides du dieses Haus noch zu stürzen vermagst. Mach nur weiter, mein Junge. – Was ißt du denn da?«
    »Ich kann es nicht genau bestimmen. Es ist eine Art Paste auf Toast. So was wie Gummi arabicum mit Fischgeschmack.«
    »Gib mal her«, sagte Tante Dahlia lustlos.
    »Sei vorsichtig beim Kauen«, warnte ich. »Es ist der reinste Alleskleber. – Ja, Jeeves?«
    Der Mann war auf dem Teppich erschienen. Völlig geräuschlos wie immer.
    »Eine Mitteilung für Sie, Sir.«
    »Eine Mitteilung für mich, Jeeves?«
    »Eine Mitteilung für Sie, Sir.«
    »Und von wem, Jeeves?«
    »Von Miss Bassett, Sir.«
    »Von Miss Bassett, Jeeves?«
    »Von Miss Bassett, Sir.«
    An dieser Stelle bat uns Tante Dahlia, die an ihrem Toast mit Was-auch-immer geknabbert hatte – in einem, wie mir schien, ein wenig gereizten Ton –, wir sollten mit der Blödelei aufhören, da sie schon genug zu ertragen hätte, ohne daß wir auch noch drittklassiges Kabarett spielten. Folgsam wie immer entließ ich Jeeves mit einem Nicken, woraufhin er von der Bildfläche verschwand, noch ehe man es richtig begriffen hatte. Manch ein Gespenst wäre nicht so schnell weg gewesen.
    »Was mir diese Person wohl mitzuteilen hat?« grübelte ich, während ich den Umschlag in den Fingern drehte.
    »Warum machst du das verdammte Ding nicht auf und liest?«
    »Das ist eine gute Idee«, sagte ich und folgte ihrem Rat.
    »Falls du mich suchst«, sagte Tante Dahlia und ging zur Tür, »ich gehe jetzt in mein Zimmer, um ein paar Joga-Übungen zu machen und meine Sorgen zu vergessen.«
    »Schön«, sagte ich geistesabwesend, während ich S. 1 überflog. Aber als ich auf der nächsten Seite weiterlas, entrang sich meiner gequälten Brust ein wilder Schrei, so daß Tante Dahlia sich wie ein scheuender Mustang aufrichtete.
    »Laß das!« rief sie, am ganzen Leib zitternd.
    »Ja, aber …«
    »Es ist einfach zum Auswachsen mit dir, du Landplage«, seufzte sie. »Ich kann mich erinnern, wie ich vor vielen Jahren, als du noch in der Wiege lagst, mal mit dir allein war und wie du fast an deinem Schnuller erstickt wärst und schon ganz blau angelaufen warst. Und ich war so dumm, den Schnuller herauszunehmen und dir das Leben zu retten. Aber eins kann ich dir sagen, mein lieber Bertie: Wenn du dich noch mal an deinem Schnuller verschluckst und du niemanden hast, der dir helfen kann, außer mir, dann wird es dir schlecht ergehen.«
    »Ja, aber hör doch mal«, ächzte ich. »Weißt du, was passiert ist? Madeline Bassett schreibt, daß sie mich heiraten will!«
    »Das

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