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Dann eben nicht, Jeeves

Dann eben nicht, Jeeves

Titel: Dann eben nicht, Jeeves Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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Einlassungen zur Sache mit einem »Äh« einleiten wollte, sagte sie im selben Augenblick auch »Äh«, so daß unsere beiden »Ähs« auf halbem Weg zusammenstießen.
    »Tut mir leid.«
    »Ich bitte um Entschuldigung.«
    »Bitte sprechen Sie nur weiter.«
    »Bitte sprechen Sie nur weiter.«
    »Nein, bitte, nach Ihnen.«
    »Oh, na schön.«
    Ich griff nach meinem Krawattenknoten, wie ich es in Anwesenheit dieses Mädchens immer tat, und fing an:
    »Bezüglich Ihres vom heutigen datierten Schreibens …«
    Sie lief wieder rot an und nahm sich ein wenig gezwungen von dem Lachs.
    »Sie haben also mein Briefchen bekommen?«
    »Ja, ich hab’s bekommen.«
    »Ich habe es Jeeves gegeben, damit er es Ihnen gibt.«
    »Ja, er hat es mir gegeben. Dadurch habe ich es bekommen.«
    Es entstand wieder eine Pause. Da sie davor zurückschreckte, zur Sache zu kommen, mußte ich es wohl oder übel tun. Es war schließlich zu albern, wenn ein Mann und eine Frau in unserer Situation einfach dastanden und sich gegenseitig etwas vorkauten, ohne ein Wort zu wechseln.
    »Ja, ich hab Ihr Briefchen bekommen.«
    »Aha. Sie haben es also bekommen.«
    »Ja, ich hab’s bekommen. Gerade hab ich’s gelesen. Und ich wollte Sie schon fragen, falls wir uns begegnen sollten: Wie steht’s damit?«
    »Ja, wie steht’s denn damit?«
    »Das frage ich ja: Wie steht’s damit?«
    »Aber das war doch ganz klar.«
    »Ja, ja, natürlich. Völlig klar. Sehr gut formuliert und so weiter. Aber … ich meine … Na ja, ich meine, ich fühle mich sehr geehrt und alles, aber … Tja, ich weiß nicht …«
    Sie hatte ihren Lachs verputzt und stellte jetzt den Teller weg.
    »Etwas Obstsalat?«
    »Nein, danke.«
    »Ein bißchen Pastete?«
    »Nein, danke.«
    »Vielleicht etwas von diesem klebrigen Toast?«
    »Nein, danke.«
    Sie nahm sich eine Käsestange. Ich entdeckte ein hartgekochtes Ei, das sie übersehen hatte. Dann sagte ich: »Ich will damit sagen« in dem Augenblick, als sie »Ich glaube, ich weiß« sagte, und wieder kam es zu einer Karambolage.
    »Ich bitte um Entschuldigung.«
    »Tut mir leid.«
    »Was wollten Sie sagen?«
    »Nein, sprechen Sie erst.«
    Ich machte mit dem hartgekochten Ei eine einladende Handbewegung fortzufahren, und sie setzte noch mal an:
    »Ich glaube, ich weiß, was Sie sagen wollen. Sie sind überrascht.«
    »Ja.«
    »Sie denken an …«
    »Genau.«
    »… Mr. Fink-Nottle.«
    »Denselben.«
    »Sie finden meine Handlungsweise schwer verständlich.«
    »Richtig.«
    »Ich wundere mich nicht.«
    »Aber ich.«
    »Und doch ist es ganz einfach.«
    Sie nahm noch eine Käsestange. Anscheinend schmeckten sie ihr.
    »Sehr einfach, wirklich. Ich möchte Sie glücklich machen.«
    »Das ist sehr nobel von Ihnen.«
    »Ich will mein Leben Ihrem Glück weihen.«
    »Grundanständig.«
    »Das ist doch das mindeste, was ich tun kann. Aber – darf ich ganz offen sprechen, Bertie?«
    »Ich bitte darum.«
    »Dann möchte ich Ihnen sagen, daß ich Sie gerne habe und daß ich Ihre Frau werden will. Ich werde auch mein Bestes tun, Ihnen eine gute Frau zu sein. Aber ich werde für Sie nie dieselbe flammende Leidenschaft empfinden können, die ich für Augustus empfand.«
    »Genau das wollte ich auch schon sagen. Da liegt doch sozusagen der Hund begraben. Wollen Sie nicht vielleicht doch lieber die Finger von mir lassen? Sich das alles aus dem Kopf schlagen? Ich meine, wenn Sie doch den alten Gussie lieben …«
    »Jetzt nicht mehr.«
    »Ach, kommen Sie.«
    »Nein. Nach dem, was heute nachmittag war, ist meine Liebe erloschen. Was einmal rein und schön war, ist beschmutzt worden. Ich werde nie mehr so für ihn empfinden können wie früher.«
    Na ja, ich kapierte schon, was sie damit meinte. Gussie hatte ihr sein Herz vor die Füße gelegt, sie hatte zugegriffen, aber kurz danach mußte sie feststellen, daß er die ganze Zeit voll gewesen war bis unters Dach. Das muß ihr einen ziemlichen Schock versetzt haben. Welches Mädchen hat es schon gerne, wenn ein Mann sich erst vollaufen lassen muß, bevor er es fertigbringt, um ihre Hand anzuhalten? So was geht einem doch gegen den Stolz.
    Trotzdem ließ ich nicht locker.
    »Ist Ihnen schon mal der Gedanke gekommen«, fragte ich, »daß Sie sich womöglich ein ganz falsches Bild von Gussies Verhalten heute nachmittag machen? Ich gebe zwar zu, daß die Tatsachen eine unfreundlichere Deutung des Sachverhalts nahelegen, aber könnte er nicht einfach einen Sonnenstich gehabt haben? Manchmal kriegt man nämlich einen

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