Dann fressen ihn die Raben
leid, Honey Bunny, aber du bist mir eine Nummer zu jung. Aber wenn es nicht das ist, was ich vorschlagen will, was sagst du dann zu meinem Angebot?“
„Ja, klar. Dann bin ich bei deinem Abenteuer mit dabei.“
„Jimmy, rück mal zwei Zettel raus“, rief sie. Ein Typ, der uns gegenüber saß, führte sein Gespräch weiter, holte langsam sein Portemonnaie aus der Hosentasche, angelte zwei Stückchen Papier hervor und gab sie dem Mädchen.
„Wie heißt du eigentlich?“, fragte ich.
„Du bist Nick, oder?“ Ich nickte.
„Ich heiße Beate.“
„Hallo Beate.“
„Hast du das schon mal ausprobiert?“
„Nein.“ In Wirklichkeit hatte ich nicht mal eine Ahnung, was es war, das ich noch nicht ausprobiert hatte.
„Guck mal.“ Sie nahm ihr Papierchen, legte es unter die Zunge und schloss die Augen.
„Whatever doesn’t kill you, simply makes you … stranger”, sagte sie.
Ich legte das Zettelchen unter meine Zunge und nahm einen intensiven, sauren Geschmack wahr, ätzend sauer.
„Der Joker“, sagte sie.
Acid. Säure. Das war also LSD.
„Kennst du Batman?“, fragte sie.
Ich hatte gerade LSD genommen und das Gefühl, ich säße ganz oben auf einer megamäßigen Rutsche und wartete darauf, gleich nach unten zu sausen.
„Ja, klar kenne ich Batman.“ Und dann: Swoosh. Ich dachte an sie. An Beate. Daran, wie sie unter ihren Klamotten aussah, und unter ihrer Unterwäsche. Womöglich trug sie gar keine? Vielleicht würde ich gleich eine Göttin ausziehen. Ihre braunweißen Brüste, ein Seidenkleid, das kurz an ihrer linken Brustwarze hängen blieb, bevor es an ihrem Körper herabglitt und ihre Füße umspielte. Den Flaum zwischen ihren Beinen offenbarte. Vielleicht lächelte sie. Und ich wollte wissen, was passieren würde, aber nicht, wie es passieren würde. Das weiß man nie genau, und genau diese Unvorhersehbarkeit gehört zu den schönen Dingen des Lebens.
Mein Glied begann zu pochen, obwohl es eigentlich müde war. Schließlich war es heute schon bei Liv zum Tee eingeladen gewesen und hatte einfach drauflosgepocht.
„Was geht, Schätzchen? Alles klar?“, fragte sie wieder. Ich nickte und war völlig notgeil.
„Willst du meine Narbe sehen?“, fragte sie. Das wollte ich natürlich gern. „Dann komm“, sagte sie und nahm meine Hand. Eine kleine, piepsige Stimme in meinem Kopf wollte Kontakt zu mir aufnehmen. Pass auf, Nick. Nimm dich in Acht, Nick. Boom, boom, boom, tönte die Musik. Tock tock tock, pochte mein Schwanz. Die kleine, piepsige Stimme ging unter. Wir gingen auf Tobias’ kleine Kopenhagener Toilette, und ich sah bereits vor mir, wie sie sich aufs Wachbecken setzen und ihre Beine spreizen würde.
Doch Beate wandte mir den Rücken zu und zog ihr Oberteil aus. Die Haut auf ihrem Rücken war merkwürdig uneben, hellrosa und glänzend, wie verbrannt. Sie drehte sich um. Die Narbe. Sie war fünf Zentimeter breit und verlief von ihrer Hüfte quer über ihren Bauch und über ihre linke Brust … oder die Reste ihrer linken Brust. Sie waren rot und verschmolzen mit der gespannten Haut ihres Bauchs.
„Ich wurde aus einem brennenden Auto rausgeschnitten. Harte Kost, was?“ Als sie das sagte, fiel mir auf, dass ihr auch ein Eckzahn fehlte.
„Mein Freund hat mich deswegen verlassen.“ Sie lachte kurz und bitter, während sie sich wieder anzog.
„Ich gehe mal nicht davon aus, dass du mich jetzt noch vögeln willst, was Schätzchen?“ Dann ging sie. Ich fror mit einem Mal ganz fürchterlich, zog meine Jacke über und lief schnell zur Tür hinaus.
Rie. Rie ist schwanger. Rie liegt mit gespreizten Beinen auf einem Stuhl und schreit. Zwischen ihren Beinen lugt ein Haarschopf hervor, als sie sich öffnet. Das Kind fällt auf den harten Fliesenboden und schlittert zum Abfluss. Der Asphalt glänzt.
Rie hat graue Haare bekommen, weil ihr Baby die ganze Zeit schreit. Das Kindergeschrei hallt in der Straße wider.
R ie trägt einen riesigen Pullover, schleppt sich schwerfällig und dick durch die Straßen und sucht nach einem Ort, an dem sie ihr Kind gebären kann. Ich lasse sie vorbeigehen, während ich mit meinem Handy telefoniere und absichtlich wegsehe. Fünf Meter von mir entfernt bricht sie zusammen, und das Blut strömt aus ihr heraus.
Rie ist zwanzig Jahre älter. Ihr Körper ist abgemagert. Sie ist nicht in der Lage zu lächeln. Sie zieht ihr Oberteil aus und zeigt ihre Narbe. Abtreibung. Sie nickt mir kurz zu.
Und plötzlich sehe ich Jonathan und begrüße ihn.
„Was
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