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Dann fressen ihn die Raben

Dann fressen ihn die Raben

Titel: Dann fressen ihn die Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Meinke
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würde.
    Eigentlich dachte ich, nur mir ginge es schlecht, als ich an der noblen Hütte ankam, in der Livs Familie wohnte. Aber Liv sagte sofort:
    „Die brauchst du nicht zu begrüßen“, und streckte ihren Mittelfinger in Richtung Tür.
    „Aber vielleicht könntest du kurz bei meinem kleinen Bruder vorbeischauen?“ Sie lächelte. Ich öffnete die Tür. Carl-Philip saß vor einem Computerspiel, im Hintergrund dröhnten die Nine Inch Nails .
    „Hi Nick“, sagte er.
    „Guter Geschmack“, sagte ich und zeigte auf die Anlage.
    „Aber nicht seine beste Scheibe“, stellte Carl-Philip trocken fest und meinte damit Trent Reznor, das Mastermind der Nine Inch Nails.
    „Nein. Mit The Downward Spiral kann sie nicht mithalten“, antwortete ich. Er konzentrierte sich wieder auf den Bildschirm. „Korrekt“, sagte er.
    „Ach du liebe Güte!“
    Liv lachte, als wir in ihr Zimmer kamen.
    „Das geht jetzt seit drei Wochen so“, antwortete sie. „Meine Eltern regen sich tierisch darüber auf.“
    Wir setzten uns auf Livs Bett, starrten in die Glotze und redeten über Gott und die Welt. Ich erklärte ihr ein bisschen was über die Monkeys. Und plötzlich brach alles aus mir heraus. Ich war total genervt von all dem, das sie nicht erlaubten. Und ich erzählte vom Katzenschutzbund und von Henriks Jagdhütte.
    „Ihr kämpft ja schon für eine gute Sache“, sagte sie am Ende, „aber gleichzeitig habt ihr sie auch nicht mehr alle. Was ihr da macht, wird kein gutes Ende nehmen, wenn du mich fragst.“
    „Also …“ Ich wusste nicht genau, was ich sagen sollte. „Vielleicht hast du recht. Aber da draußen in der Welt läuft einfach gehörig was schief, und die Leute unternehmen nichts anderes, als ein bisschen Biozeug zu kaufen, wenn gerade mal Geld dafür übrig ist.“
    Liv stand auf und goss heißes Wasser in die Teekanne. „Findest du die Leute denn nett?“
    „Nee“, antwortete ich schnell. „Aber irgendwas muss man doch machen. Da muss man eben auch damit leben, dass sie so …“
    „So was?“
    „So bierernst sind die ganze Zeit.“
    „Aber es ist doch auch ein ernstes Thema“, sagte sie.
    „Jaja. Es ist halt kein bisschen Spaß dabei.“
    „Okay. Und so muss es nicht zwangsläufig sein, oder? Es gab doch mal eine Zeit, wo die Leute ordentliche Happenings veranstalteten. Soll denn wirklich alles so konspirativ und geheim sein?“
    „Anscheinend ja.“
    „Aber du bleibst trotzdem dabei?“
    „Tja, wie gesagt, irgendjemand muss ja was unternehmen.“
    Erst sagte sie nichts. Aber es war kein peinliches Schweigen.
    „Und was ist bei dir zu Hause los?“, fragte sie dann. Ich fühlte mich plötzlich merkwürdig abgestumpft, als sei ich in Trance. Als ginge es in Wirklichkeit gar nicht um mich. Ich erzählte ihr von all den traurigen Sachen. Von meiner heulenden Mutter, von dem wütenden Henrik, und von Sandra, die auch nicht viel besser war.
    „Meine Eltern sind auch nicht gerade das Gelbe vom Ei“, sagte sie.
    „Aber die wirken doch aber immer so nett und harmonisch“, log ich.
    „Sie wollen mir nicht erlauben, nächstes Jahr in die USA zu gehen und Collegebasket zu spielen.“
    „Ach, das hattest du vor?“
    „Mein Trainer sagt, wenn ich zu den Besten gehören will, führt daran kein Weg vorbei.“
    „Und was sagen deine Eltern dazu?“
    „Dass ich erst mein Abi machen soll.“
    „Ich dachte eigentlich auch, dass du das vorhättest.“ Der Morgenstern zog seine Dornen ein. Liv zeigte auf die Wand, hinter der ihre Eltern saßen, und flüsterte.
    „Ich mache immer alles, was die sagen. Alles! Ich habe noch nie rebelliert. Und jetzt macht mein Vater die ganze Zeit Andeutungen, dass er mir eine Traineestelle in einer Anwaltskanzlei bei irgendeinem Kollegen vermitteln könnte.“
    Wir saßen dicht nebeneinander. So dicht, dass wir uns berührten. Ich musste cool bleiben.
    „Aber wer sagt denn, dass ich das überhaupt will?“
    „Willst du nicht?“
    „Ich habe einfach nie darüber nachgedacht. Aber wenn ich es mir genau überlege … Nein!“
    Sie legte ihren Kopf an meine Schulter. „Ich bin eine gute Basketballspielerin. Richtig gut. Meine Strafwürfe und mein Hook Shot können sich mit denen der Männer messen. Ich könnte ein Stipendium von einer Collegemannschaft bekommen, damit ich drüben leben und ein Jahr lang da studieren kann.“
    Ich streichelte ihr übers Haar. Ich hörte kaum, was sie eigentlich sagte. Mein Herz jubelte.
    „Ich fahre dahin. So ist es einfach. Ich kriege

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