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Dann fressen sie die Raben

Dann fressen sie die Raben

Titel: Dann fressen sie die Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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Oh ja, der Nero des 21. Jahrhunderts!
    »Warum ziehst du jetzt Alex hier mit rein?«
    Mir ist schon klar, Alex steckt vermutlich auch in diesem Sumpf, die Frage ist nur, ob er bis zum Hals drinhängt oder nicht.
    »Aber das alles hier war seine Idee.« Dennis zeigt mit dem Kopf auf den Raum, als gäbe es etwas zu sehen, aber der Raum ist fensterlos, kahl bis auf den klapprigen Holzstuhl und den uralten Heizkörper. »Die ganze Nummer mit den Alphatieren.« Er sieht fast entzückt aus. »Ich liebe diesen Deckmantel der Wohltätigkeit.«
    Also doch. Ich lag richtig mit meiner Vermutung.
    »Warum habt ihr Kimoni getötet?«, frage ich.
    »Den haben nicht die Alphatiere auf dem Gewissen«, behauptet Dennis und hat was von einem Politiker, der glaubwürdig rüberkommt, weil er nur ein bisschen lügt. »Das hat allein John zu verantworten. Oder Lina, wie man’s nimmt.«
    Mir schießt der Gedanke durch den Kopf, dass Dennis nicht nur ein Schauspieler ist, sondern ein Magier, denn er hat es geschafft, dass ich all seine Vorspiegelungen und Täuschungen für bare Münze genommen habe. Und obwohl mir das jetzt klar ist und ich weiß, dass Dennis nur versucht, Streit zwischen uns zu säen, muss ich John fragen, muss es von ihm hören.
    »John! Sag mir, dass der Scheißkerl hier lügt.«
    John schaut mich mit einem langen, sehr langen Blick aus seinen dunklen Augen an und ich habe keine Ahnung, was er mir damit sagen will.
    Verdammt, ich habe keine Lust mehr auf Rätselraten, sie sollen endlich mit mir reden! Außerdem stöhnt Amari ständig lauter.
    »Gib mir dein Handy, Dennis.«
    »Tu das nicht.« John hebt beschwörend seine Hände. »Wenn du die Polizei hierherrufst, dann zerstörst du das Leben von sehr vielen Menschen. Keiner von uns hat eine Aufenthaltsgenehmigung. Sie werden alle abgeschoben, viele von ihnen an Orte, wo sie keine zwei Tage überleben werden.«
    »In dieser Tiefgarage wurde dein Bruder ermordet! Wir können das nicht auf sich beruhen lassen!«
    »Komm mit.«
    Amari stöhnt wieder und mit jedem Stöhnen schwindet mein Triumphgefühl von eben mehr gegen null. »John, wirklich, lass mich wenigstens einen Krankenwagen rufen.«
    »Und wie willst du den Sanitätern diese Wunden erklären?«
    »Wir sagen ihnen, was passiert ist, ganz einfach. Die Wahrheit ist immer das Beste.«
    Dennis sieht so aus, als ob er am liebsten applaudieren möchte, aber mit seinen gefesselten Händen geht das nicht. »Du bist so was von lächerlich, Ruby. Unglaublich, dass du der Einstein der Familie sein sollst. Die Wahrheit ist immer das Beste. Blödsinn. Kein Mensch interessiert sich für Wahrheiten, die nicht in sein Weltbild passen. Ist dir das noch nie aufgefallen? Schau dir Oliver und Alex an.«
    »Sei still!« John hat sich drohend neben Dennis aufgebaut. »Ruby, komm mit. Es ist wichtig, dass du das verstehst.« Er geht zur Tür und bittet mich mit einer flehenden Geste, ihm zu folgen.
    »Ihr wollt uns doch nicht etwa so liegen lassen? Ruby, das ist aber kein guter Stil!«
    Wir ignorieren Dennis, verlassen den Raum und gehen in den Korridor, in dem ich vor wer weiß wie vielen Stunden gelandet bin.
    John öffnet eine der Türen im Gang, es ist nicht die von heute Morgen, aber wieder bin ich schockiert.
    Auch in dieser Kammer stehen unzählige Stockbetten, allerdings gibt es hier nur Männer, die dicht an dicht in dem Raum stehen, liegen, sitzen. Der Geruch nach alten Zeitungen, Schweiß und verschüttetem Bier überwältigt mich so, dass ich fast würgen muss. Anders als heute Morgen bei den Frauen schaut hier allerdings niemand entsetzt auf, eine tiefe Resignation wabert durch den Raum und schnürt mir die Kehle zu.
    John nickt mir zu, wir gehen aus dem Raum zurück in den Gang mit den schummrigen Neonröhren und John schließt die Tür.
    Mir ist elend. »Was tun die alle hier?«, flüstere ich. »Was macht Dennis mit ihnen?«
    John sieht mich an. »Kann sein, dass es an eurer Schule ein paar Leute gibt, die wirklich das machen, was die Alphatiere behaupten zu tun. Aber Dennis und dein Stiefbruder haben etwas ganz anderes aufgezogen. Das hier ist nichts anderes als moderne Sklavenhalterei.«
    Sklaven? Ich glaube, mich verhört zu haben.
    »All diese Menschen hier dürfen von Rechts wegen nicht in Deutschland sein. Dennis und Alex wissen das und zwingen sie, für sie zu arbeiten.«
    »Aber wie sind sie auf euch gekommen?«
    John schüttelt den Kopf. »Ist doch ganz einfach. Die Praxis.«
    Olivers Praxis? Ich starre John

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