Dann gib ihm die Axt
und ich hatten nur geschäftlich miteinander zu tun. Ich habe die Konzession für die Garderobe und für den Zigarren-, Zigaretten-und Süßigkeitenverkauf.«
»Und darum müssen Sie sich persönlich kümmern?«
»Finanziell bin ich nicht darauf angewiesen. Aber Sie wissen ja, wenn man sich nicht um alles selber kümmert, kommt man nie auf einen grünen Zweig.«
»Und die — die Arbeitsbedingungen stören Sie nicht?«
»Sie meinen das Kostüm? Seien Sie nicht albern. Ich brauche meine Beine nicht zu verstecken. Und meiner Haut weiß ich mich schon zu wehren.«
»Rimley müßte also, wenn das Haus verkauft wird, mit dem neuen Besitzer einen neuen Mietvertrag abschließen, und dann könnte er Ihnen die Konzession kündigen oder die Pacht steigern.«
»Ja, so ähnlich.«
»Rimley wußte von Irma Crails Vergangenheit und hat Sie auf die Spur gesetzt. Stimmt's?«
Sie zögerte einen Augenblick. »Lassen Sie Rimley aus dem Spiel.«
Ich gab nach. »Sie sagen, daß Irma Crail dieses Spielchen schon öfter gespielt hat?«
»Viermal.«
»Wo?«
»Einmal hier, einmal in San Franzisko, einmal in Nevada und einmal in Nebraska.«
»Und Sie sind sicher, daß sie jedesmal unter ihrem eigenen Namen aufgetreten ist?«
»Ja.«
»Woher haben Sie diese Information?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Gut. Ich kann mir ausrechnen, daß Rimley Sie entsprechend geimpft hat. Also mal weiter im Text. Wie hieß der Mann, den Sie eben besucht haben?«
Sie runzelte die Stirn. »Covington.«
Ich schüttelte den Kopf. »Cullingdon.«
»Ach ja, richtig...«
»Sie haben ein kurzes Gedächtnis.«
»Ich kann mir einfach keine Namen merken.«
»Sie hatten also seinen Namen zuvor noch nicht oft gehört.«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Sonst hätten Sie ihn behalten.«
»Ich hab' eben ein schlechtes Namensgedächtnis.«
»Da wir gerade von Namen sprechen...« Ich wartete.
»Wollen Sie meinen Künstlernamen oder meinen richtigen Namen wissen?«
»Ihren richtigen Namen.«
»Das habe ich mir gedacht.«
»Also?«
»Nein.«
»Dann Ihren Künstlernamen.«
»Billy Prue.« Sie schaltete die Scheinwerfer ein.
»Ein netter Name«, sagte ich. »Klingt nach nichts.«
»Müssen Namen denn nach was klingen?«
»Sie sollten sich echt anhören.«
»Und wie hört sich meiner an?«
»Wie aus einem Kinoprogramm.«
»Eben ein Künstlername. Ich weiß nicht, was Sie dagegen haben?«
»Darüber läßt sich schön streiten, bis Sie sich ausgedacht haben, was Sie mir noch erzählen wollen.«
»Seien Sie ruhig! Ich muß nachdenken.«
»Das habe ich schon bemerkt.«
»Es stimmt. Ich muß mir etwas überlegen.«
»Zigarette?« fragte ich.
»Nein. Nicht, wenn ich fahre.«
Ich lehnte mich gemütlich zurück, stützte einen Arm auf die Lehne und rauchte.
Eine Weile kroch der Wagen über die Straße wie eine rheumatische Schnecke. Dann gab meine Chauffeuse plötzlich Gas.
»Na also«, sagte ich.
»Wie meinen Sie das?«
»Sie haben sich also entschlossen, wohin wir fahren?«
»Wohin ich fahre, wußte ich schon von Anfang an.«
»Nämlich?«
»Nach Hause. Ich will mich umziehen.«
»Die Betonung auf der ersten Person Singular bedeutet vermutlich, daß ich vor Ihrem Haus aussteigen darf?«
»Was haben Sie denn gedacht? Soll ich Sie adoptieren?«
Ich grinste.
»Ich hab' keine Briefmarkensammlung, wenn Sie sich das einbilden.«
Ich sagte nichts.
Sie wandte sich heftig zu mir um, schluckte aber ihre bissige Bemerkung im letzten Augenblick noch hinunter.
Nach vier oder fünf Minuten hielt sie den Wagen an. »Nett, Sie kennengelernt zu haben.«
»Den Abschiedsschmus können Sie sich schenken. Ich warte.«
»Da können Sie lange warten.«
»Möglich.«
»Worauf denn, um Himmels willen?«
»Daß Sie mir sagen, weshalb Sie sich so für Mrs. Crail interessieren.«
»Warten Sie meinetwegen, bis Sie schwarz werden!« fuhr sie mich an.
Sie sprang aus dem Wagen, schloß die Haustür auf und trat ein.
Durch die Glasscheibe der Tür sah ich, daß sie nach ein paar Schritten in dem trüb beleuchteten Hausflur stehenblieb. Eine Minute verging, eine zweite... Dann verschwand sie im Dunkel des Treppenhauses.
Drei Minuten später öffnete sich die Haustür. Eine weibliche Gestalt, in einen Pelzmantel gehüllt, rannte auf den Wagen zu.
Ich stieg aus und hielt ihr höflich die Tür auf.
Kalte Finger umklammerten mein Handgelenk. »Bitte kommen Sie«, flüsterte sie heiser. »Ach, bitte, kommen Sie schnell. Mein Gott...«
Nach einem Blick in ihr
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