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Dann gib ihm die Axt

Dann gib ihm die Axt

Titel: Dann gib ihm die Axt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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Gesicht verkniff ich mir vorerst jede Frage und trabte gehorsam hinter ihr drein.
    Die Haustür war zugeschlagen, aber sie hatte den Hausschlüssel in der rechten Hand. Mit der linken hielt sie den Mantel fest.
    Sie schloß auf und ging zum Lift, der uns stöhnend und rasselnd zum vierten Stock brachte.
    Sie ging vor mir her durch den Gang und blieb links vor einer Tür stehen. Wieder trat der Schlüssel in Aktion, und sie stieß die Wohnungstür auf. Überall brannte Licht.
    Es war ein Dreizimmer-Appartement, das zur Straße hinausging und sicher entsprechend kostspielig war.
    Ihre Handtasche, die Handschuhe und ihre Jacke lagen auf dem Tisch im ersten Zimmer, das wir betraten. Im Aschenbecher lag eine einsame, halb gerauchte Zigarette. Durch eine offene Tür sah ich ins Schlafzimmer, und auf dem Bett lagen der Rock und die Bluse, die sie getragen hatte.
    Sie folgte der Richtung meines Blicks und sagte, noch immer mit belegter Stimme: »Ich hatte mich ausgezogen, weil ich baden wollte. Dann habe ich mir den ersten besten Fetzen umgeworfen, der mir unter die Hände kam.«
    Ich sah mir den Fetzen an. Der Kragen des Pelzmantels klaffte ein bißchen auseinander und gab sehr appetitliche Ausblicke auf rosa Haut frei.
    »Und was jetzt?« fragte ich.
    Sie ging wortlos zum Badezimmer. Dann blieb sie stehen.
    »Bitte«, flüsterte sie, »gehen Sie zuerst.«
    Ich öffnete die Tür.
    Auch im Badezimmer brannte Licht.
    Der Mann, der Mrs. Ellery Crail an jenem Nachmittag im Rimley Rendezvous Gesellschaft geleistet hatte, lag in der Badewanne, die Knie angezogen, den Kopf nach hinten gelehnt, die Augen halb geschlossen. Das Kinn hing schlaff herunter, der Mund war halb geöffnet.
    Ich griff nach seinem Handgelenk, aber das war nur noch eine Formalität.
    Das Herz von Rufus Stanberry war still wie ein Friedhof am Sonntagmorgen.
    Selbst im Tode sah er noch aus wie ein Revisor, der im Jenseits zu einer Bücherprüfung angerückt ist.
    »Er ist — tot?« fragte sie von der Schwelle.
    »Mausetot«, bestätigte ich.

6

    Wir gingen zurück ins Schlafzimmer. Sie zitterte am ganzen Körper.
    »Setzen Sie sich. Wir müssen ein bißchen miteinander reden«, sagte ich.
    »Ich weiß gar nichts«, wehrte sie ab. »Es ist doch sonnenklar, daß ich in der kurzen Zeit, in der ich hier oben war, nicht —«
    »Halten wir uns an die Fakten«, sagte ich. »Was ist geschehen?«
    »Das habe ich Ihnen doch schon gesagt. Ich kam herein und begann, mich auszuziehen. Ich ging zum Badezimmer, knipste Licht an, und da —«
    »Sie haben im Badezimmer Licht gemacht?« vergewisserte ich mich.
    »Ja.«
    »Sie sind sicher, daß es nicht schon brannte?«
    »Ganz sicher. Ich knipste Licht an, und da sah ich ihn, und — und da bin ich einfach wieder hinausgerannt, hinunter zu Ihnen.«
    »Sozusagen in wilder Panik...«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sie hatten Angst.«
    »Natürlich!«
    »Sie wußten nicht, daß er hier war?«
    »Nein. Ich — «
    »Schauen Sie sich ihn noch einmal an.«
    Ich schob sie zum Badezimmer hinüber. Sie hielt sich am Türrahmen fest. Der Mantel fiel auseinander. Darunter trug sie einen B.H. und modische Strumpfhosen. Sie stieß keuchend den Atem aus. Um den offenen Mantel kümmerte sie sich nicht. »Schauen Sie genau hin«, sagte ich.
    »Was gibt's da schon zu sehen? Einen Toten in einer Badewanne...« Sie machte sich los und rannte ins Schlafzimmer zurück.
    Ich schloß behutsam die Badezimmertür. »Wo ist das Telefon?«
    »Da drüben.«
    »Ah ja.« Ich setzte mich und zog eine der Zigarettenpackungen heraus, die sie mir am Nachmittag verkauft hatte. »Zigarette?«
    »Nein, ich —«
    Ich schob mir eine zwischen die Lippen.
    »Das Telefon«, sagte sie. »Es steht neben Ihnen.«
    Ich nickte.
    »Wollen Sie nicht die Polizei anrufen?«
    »Noch nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Ich warte.«
    »Worauf?«
    »Auf Sie.«
    »Wieso?«
    »Sie sollten Ihre Geschichte noch ein bißchen revidieren. Die Polizei wird sie Ihnen nicht abnehmen. Und das ist schlecht. Für Sie.«
    Sie flammte auf. »Was reden Sie da für einen Unsinn!«
    Ich blies Rauchkringel zur Decke.
    »Wenn Sie die Polizei nicht anrufen, tu' ich es«, drohte sie.
    Ich griff mir ein Zeitschrift und besah mir die Bilder.
    »Ich hindere Sie nicht daran.«
    Minutenlang schwiegen wir. Dann ging sie zum Telefon. »Ich tu's wirklich!«
    Ich blätterte in meiner Zeitschrift.
    Sie nahm den Hörer ab, fing an zu wählen, warf mir einen Blick zu und knallte den Hörer wieder auf die Gabel. »Was

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