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Dann gib ihm die Axt

Dann gib ihm die Axt

Titel: Dann gib ihm die Axt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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Schlafzimmertür. Dort wandte sie sich zu mir um. »Sie sind wirklich ein Meisterdetektiv! Auf dem Bett liegt eine Überdecke. Darauf kann man unmöglich Spuren sehen.«
    »Stimmt.«
    »Wie kommen Sie dann dazu, so was zu behaupten?«
    »Wenn Sie mir reinen Wein eingeschenkt hätten, wären Sie jetzt nicht schreckensbleich aufgesprungen, um sich zu überzeugen.«
    Sie setzte sich ziemlich geknickt wieder hin.
    »So viel für die Polizei«, sagte ich. »Mir ist noch mehr aufgefallen. Punkt 1: Damit Ihre Geschichte glaubwürdig wird, haben Sie dafür gesorgt, daß ich Ihre Wäscheschau unter dem Pelzmantel ausgiebig genießen kann. Punkt 2: Sie hatten es plötzlich sehr eilig, Belastungsmaterial gegen Irma Crail zu beschaffen. Als Sie aus Cullingdons Wohnung kamen, zitterten Sie wie Espenlaub. Sie bekamen kaum den Gang herein. Ich sehe die Sache so : Sie kamen heute nachmittag nach Hause, zogen sich aus, gingen ins Badezimmer, entdeckten die Leiche von Rufus Stanberry in der Wanne, überzeugten sich davon, daß ihm nicht mehr zu helfen war, setzten sich einen Augenblick ruhig hin, um nachzudenken, rauchten eine halbe Zigarette — die Kippe im Aschenbecher mit Lippenstiftspuren —, zogen sich wieder an und gingen, wobei Sie sehr darauf achteten, nichts zurückzulassen, was verraten konnte, daß Sie schon in Ihrer Wohnung gewesen waren und die Leiche entdeckt hatten. Die Zigarette haben Sie allerdings übersehen. Dann sausten Sie zu Cullingdon und mußten feststellen, daß ich Ihnen zuvorgekommen war. Das hat Ihnen beträchtlich das Konzept verdorben. Ich fing Sie ab, als Sie herauskamen, und das brachte Sie noch mehr durcheinander. Aber dann kam Ihnen ein glänzender Gedanke. Sie brauchten einen Zeugen, um zu beweisen, daß Sie nichtsahnend Ihre Wohnung betreten und den fremden Mann in Ihrer Badewanne gefunden hatten. Da kam ich Ihnen gerade recht. Meiner Aussage würde die Polizei glauben. Sie fuhren zu Ihrer Wohnung, schlossen sie auf, gingen nach oben, legten den Schlüssel aufs Bett, stellten Ihre Tasche im Nebenzimmer auf den Tisch, schlüpften aus Rock und Bluse, zogen den Pelzmantel an, prüften schnell, ob auch alles unverändert war, und spielten mir Ihre Szene vor. Sie dachten, ich würde anbeißen, die Polizei anrufen und aussagen, Sie wären in Ihre Wohnung gegangen, nur zwei oder drei Minuten oben geblieben, und — «
    Sie gab auf. »Was wollen Sie? Bitte eine Zigarette.«
    Ich gab ihr eine. »Die Wahrheit.«
    »Also schön. Ja, so ungefähr hat es sich abgespielt. Ich habe nicht gedacht, daß der Schlüssel mich verraten würde.«
    »Sie haben die Leiche hier vorgefunden, bevor Sie zu Cullingdon fuhren?«
    »Ja.«
    »Wissen Sie, wer es ist?«
    »Natürlich.«
    »Hatten Sie sich davon überzeugt, daß er tot war?«
    »Ja.«
    »Und dann?«
    »Natürlich habe ich gedacht, daß Mrs. Crail ihre Hand im Spiel
    hatte. Er war mit ihr zusammengewesen. Jetzt lag er tot in meiner Wohnung. Die Sache gefiel mir nicht. Niemand konnte beweisen, daß ich hier gewesen war. Ich beschloß, mir sofort möglichst viel Material über Mrs. Crail zu beschaffen und sie dann zur Rede zu stellen. Oder mich nach einem Zeugen umzusehen, der mit mir in die Wohnung kommen und mir eine Art Alibi liefern könnte. Plötzlich erschienen Sie auf der Bildfläche. Zuerst ärgerte mich das. Aber dann hab' ich mir gedacht, daß Sie sicher einen guten Zeugen abgeben würden.«
    Ich sagte: »Meine nächste Frage wird Ihnen nicht schmecken.«
    »Schießen Sie los.«
    Ich deutete zum Badezimmer. »War es der erste Besuch?«
    »Ja.«
    »Was wollte er? Händchen halten?«
    »N—nein...«
    »Nanu?«
    »Jedenfalls ist er nicht deswegen gekommen!«
    »Aber versucht hat er es dann doch...«
    »Ja, aber er machte es nicht besonders geschickt. Er wollte wohl nur sehen, wie weit er gehen kann. Als er feststellte, daß er bei mir nicht landen konnte, schien er fast erleichtert.«
    »Was wollte er?«
    »Feststellen, ob Rimleys Geschäftslage es erlaubt, ihm die Miete zu steigern.«
    »Hat er etwas herausgekriegt?«
    »Natürlich nicht.«
    »Schauen wir ihn uns noch einmal an«, sagte ich.
    »Man soll doch einen Toten nicht berühren, bis —«
    »Nein«, bestätigte ich.
    Wir gingen wieder ins Badezimmer. Sie war jetzt ganz ruhig und sachlich. Die Panik war verschwunden.
    Ich untersuchte den Toten, so gut es ging, ohne seine Stellung zu verändern. Offenbar war Stanberry durch einen einzigen kräftigen Schlag gegen die linke Schlafe — mit einem stumpfen

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