Dann gib ihm die Axt
paßt Ihnen denn an meiner Geschichte nicht?«
»Zwei oder drei Punkte.«
»Blödsinn.«
»Auf den einen wird auch die Polizei stoßen.«
»Auf welchen?«
»Auf den, der beweist, daß Sie lügen.«
»Ihr Ton gefällt mir nicht.«
»Meinen Sie, mir gefällt es, daß wir so miteinander reden müssen?«
»Wenn Sie schon so clever sind, sagen Sie mir doch, was Ihnen an meiner Geschichte nicht gefällt.«
Ich deutete auf ihre Handtasche, die auf dem Tisch lag.
»Was ist damit?«
»Ihre Schlüssel waren in der Handtasche.«
»Natürlich.«
»Wie viele Schlüssel haben Sie?«
Sie zeigte mir die Schlüsseltasche mit dem noch geöffneten Reißverschluß. Vier Schlüssel lagen darin.
»Sie haben Ihre Schlüssel mit nach unten genommen, haben den Reißverschluß geöffnet und den Wohnungsschlüssel herausgenommen. Damit kann man wohl auch die Haustür aufschließen?«
Sie nickte.
»Sie haben den Schlüssel gleich draußen gelassen«, sagte ich, »um oben Ihre Wohnung aufzuschließen. Sie kamen herein und — was taten Sie dann?«
»Das habe ich Ihnen doch gesagt. Ich habe angefangen, mich auszuziehen und —«
»Naheliegend wäre es gewesen, den Reißverschluß zuzuziehen und die Schlüsseltasche wieder zu verstauen.«
»Ich — das habe ich ja auch getan. Muß ich Ihnen denn jede Kleinigkeit vorbeten? Ich habe die Schlüssel wieder in die Handtasche gesteckt und die Handtasche auf den Tisch gelegt. Dann bin ich ins Schlafzimmer gegangen, habe dort Licht gemacht und mich in Windeseile ausgezogen. Ich ging ins Badezimmer, öffnete die Badezimmertür —«
»Weiter.«
»Ich knipste Licht an, sah den Mann und bin hinuntergestürzt —«
»Wußten Sie, daß er tot ist?«
»Natürlich nicht. Er hätte sich ja auch nur tot stellen können —« '
»Um Ihnen etwas anzutun?«
»Ja, vielleicht, oder —«
»Ein Mädchen wie Sie muß wohl auf drastische Annäherungsversuche gefaßt sein, was?«
»Attraktive Frauen müssen immer auf Annäherungsversuche gefaßt sein.
»Aber vielleicht denken manche Männer, daß sie es bei Ihnen leichter haben, da Sie Ihre Haut so freigebig zu Markte tragen.«
»Na und?«
»Sind Ihre Verehrer Ihnen schon bis in Ihre Wohnung gefolgt?«
»Ja, das ist schon vorgekommen.«
»Woher wußten Sie, daß der Mann in der Badewanne nicht einer von diesen Knaben war?«
»Das wußte ich gar nicht.«
»Dann haben Sie damit gerechnet, daß er mich mit einem Kinnhaken empfangen könnte?«
»Daran habe ich gar nicht gedacht.«
»Aber Sie haben mich auch nicht gewarnt.«
»Ich wollte nur, daß Sie sehen — was ich gesehen habe.«
Ich schüttelte den Kopf. »Sie wußten ganz genau, daß er tot war.«
»Ist das der Punkt meiner Geschichte, den mir die Polizei angeblich nicht abnehmen wird?«
»Nein.«
»Sondern?«
»Ihre Schlüssel und Ihre Handtasche.«
»Wieso?«
»Nach Ihrer Aussage waren Sie von panischer Angst gepackt. Sie
griffen sich Ihren Pelzmantel und stürzten die Treppe hinunter, um mich zu Hilfe zu holen. Wenn Sie aber wirklich so kopflos vor Angst gewesen wären, hätten Sie sich nicht damit aufgehalten, die Handtasche aufzumachen, den Schlüssel herauszunehmen, die Handtasche auf den Tisch zurückzustellen und dann erst zu mir zu laufen. Sie hätten sich die Tasche gegriffen und erst unten nach den Schlüsseln gesucht.«
»Das ist alles?«, fragte sie verächtlich.
»Ja — das ist alles«, sagte ich ruhig. »Die Tatsache, daß Sie den Wohnungsschlüssel in der Hand hatten, als Sie herunterkamen, zeigt, daß Sie sich vorher sehr genau überlegt hatten, was Sie tun wollten.«
»Natürlich hatte ich das. Ich mußte ja wieder ins Haus und in die Wohnung zurück. Beide Türen haben Sicherheitsschlösser.«
»Und Sie wußten, daß Sie den Schlüssel brauchen würden; deshalb behielten Sie ihn in der Hand, deshalb haben Sie die Tasche auf den Tisch gestellt. Dann gingen Sie ins Schlafzimmer, legten die Schlüsseltasche aufs Bett, schlüpften aus Rock, Bluse und Jacke, wickelten sich in Ihren Pelzmantel, schauten schnell mal ins Badezimmer, um zu sehen, ob die Leiche noch da war, dann griffen Sie sich die Schlüssel und rannten wieder hinunter.«
»So ein Quatsch«, sagte sie und griff wieder nach dem Telefon. »Ich rufe jetzt die Polizei an.«
»Und auf dem Kissen«, sagte ich, »einem sehr hübschen, weichen Kissen, nebenbei bemerkt, kann man noch den Abdruck der Schlüsseltasche sehen.«
»Ich —« Sie ließ den Hörer fallen, sprang auf und rannte zur
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