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Dann gib ihm die Axt

Dann gib ihm die Axt

Titel: Dann gib ihm die Axt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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wohl mächtig schlau vor«, sagte sie.
    Ich schwieg.
    »Sie haben Ihren Hals riskiert«, sagte sie. »Und jetzt sitzen Sie ebenso tief drin wie ich. Unter Druck setzen können Sie mich nicht. Wenn Sie was sagen, reißen Sie sich ebenso rein wie mich.«
    »Und?«
    »Und deshalb bin ich so freundlich, Sie zu Ihrem Auto zurückzufahren. Wenn Sie nicht nett sind, setze ich Sie einfach schon hier auf die Straße.«
    »Da ich, wie Sie ganz richtig sagen, meinen Hals riskiert habe, ist das eigentlich eine wenig menschenfreundliche Einstellung, finden Sie nicht?«
    »Das haben Sie eben von Ihren ritterlichen Anwanderungen.«
    Ich lehnte mich zurück, nahm eine Zigarettenpackung heraus. »Zigarette?«
    »Nicht beim Fahren.«
    Ich zündete mir eine an, rauchte vor mich hin und betrachtete sie von der Seite.
    Sie blinzelte ein paarmal heftig. Dann rollte langsam eine Träne ihre Wange herunter.
    »Was haben Sie?« fragte ich.
    Sie fuhr immer schneller, mit geradezu beängstigender Rücksichtslosigkeit.
    »Nichts.«
    Ich rauchte.
    Sie schoß um eine Ecke. Ich sah, daß unser Ziel das Stanberry-Haus, also offenbar das Rimley Rendezvous war.
    »Haben Sie sich's anders überlegt? Ich denke, Sie wollen mich an meinem Auto absetzen?«
    »Ja.«
    »Warum weinen Sie?«
    Sie fuhr an den Bürgersteig, bremste scharf, holte ein Zellstofftaschentuch aus ihrer Handtasche und wischte sich die Augen. »Weil Sie mich so verrückt machen«, antwortete sie.
    »Warum?«
    »Das mit den ritterlichen Anwandlungen, hab' ich doch nur gesagt, weil ich sehen wollte, wie Sie reagieren.«
    »Na und?«
    »Sie haben überhaupt nicht reagiert. Das ist es ja eben. Innerlich haben Sie mir natürlich recht gegeben. Sie fanden, daß solche Tricks zu so einer wie mir passen.«
    »Das haben Sie gesagt.«
    »Sie hätten merken müssen, daß ich bloß versucht habe, Sie herauszufordern.«
    Ich sah zu, wie sie ihr Make-up wieder in Ordnung brachte. »Ich würde mich lieber umbringen, als einen Mann, der sich für mich eingesetzt hat, so schäbig zu behandeln. Es gibt sowieso wenige Männer, die so was aus reiner Freundschaft tun, ohne noch etwas dabei herauszuschlagen. Das Übliche...«
    Ich schwieg beharrlich.
    Sie funkelte mich noch immer zornig an. Dann klappte sie ihre Handtasche zu, setzte sich mit einer schnellen, gereizten Bewegung im Fahrersitz zurecht und startete wieder.
    Wir hielten vor dem Stanberry-Haus.
    Ich sagte: »Pittman Rimley mag mich nicht.«
    »Sie brauchen nicht mitzukommen. Aber ich muß berichten.»
    »Und dann?«
    »Dann bringe ich Sie zu Ihrem Wagen.«
    Ich überlegte. »Werden Sie Rimley sagen, daß ich bei Ihnen war, als Sie die Polizei holten?«
    »Ja, das muß ich wohl.«
    »Gut, gehen Sie hinauf. Ich warte, wenn es nicht zu lange dauert. Sonst nehme ich mir ein Taxi. Schließen Sie auf alle Fälle Ihren Wagen ab.«
    Sie sah mich scharf an. Dann gehorchte sie. »Es wird mir schon noch gelingen, Sie aus der Fassung zu bringen«, warnte sie.
    Ich wartete, bis sie im Haus verschwunden war. Dann sah ich mich nach einem Taxi um. Wenn man keins braucht, kann man Gift darauf nehmen, daß innerhalb von zehn Sekunden gleich zwei oder drei kommen. Weil ich es aber eilig hatte, war natürlich keines weit und breit zu sehen. Nach zehn Minuten wurde es mir zu dumm. Ich setzte mich in Richtung Büro in Bewegung. Fünf Blocks weiter erwischte ich doch noch eine Mietkutsche.
    Ich gab dem Fahrer die Adresse von Cullingdon. Dort zahlte ich, stieg in meinen Wagen um und sauste zum Büro.
    Es lag dunkel da.
    Ich rief in Berthas Wohnung an. Dort meldete sich niemand. Ich setzte mich in einen Sessel, ohne Licht zu machen, und begann ein paar angestrengte Denkübungen.
    Nach etwa zehn Minuten hörte ich schwere Schritte auf dem Gang. Ein Schlüssel wurde herumgedreht, und Bertha Cool riß wütend die Tür auf.
    »Wo, zum Kuckuck, hast du gesteckt?« fragte sie.
    »Mal hier, mal da...«
    Sie funkelte mich an.
    »Schon gegessen?« fragte ich.
    »Ja.«
    »Ich nicht.«
    Bertha ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Ich muß regelmäßig essen. Eine große Maschine wie ich braucht Treibstoff, sonst läuft sie nicht.«
    Ich schüttelte die letzte Zigarette hervor, knüllte die Packung zusammen und warf sie in den Aschenbecher.
    »Unser neuester Auftrag hat uns gleich einen handfesten Mord beschert.«
    »Mord?«
    Ich nickte.
    »Wen hat's denn erwischt?«
    »Rufus Stanberry.«
    »Wo? Wie? Warum?«
    Ich sagte: »In der Wohnung des Zigarettenmädchens, das im Rimley

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