Dann gib ihm die Axt
Sellers.
»Nein. Wahrscheinlich ist sie schon über alle Berge.«
»Weshalb wollten Sie hinein?«
»Ich wollte die Stellung der Badewanne nachprüfen.«
»Wieso denn das?«
»Ich wollte sehen, ob es möglich ist, daß zwei Männer die Leiche hinterher in die Badewanne hätten heben können und —«
»Nur keine falschen Hoffnungen«, unterbrach mich Sellers. »Ich habe den Fall gelöst.«
»Tatsächlich?«
»Ja. Ich brauche die Puppe.«
»Warum?«
»Wir haben festgestellt, wo das Küchenbeil herkommt. Sie hat es in einem Eisenwarengeschäft drei Ecken weiter gekauft.«
»Na ja, vielleicht ist Miß Prue jetzt im Rimley Rendezvous«, sagte ich möglichst gleichgültig. »Sie haben sich nicht persönlich um den Fall in der West E Orleans Street gekümmert?«
Er grinste. »So leicht lasse ich mich nicht von der Spur abbringen, Donald. Ich brauchte Ihr Zigarettenmädchen.«
»Aber Sie haben doch jemanden hingeschickt?«
»Klar.«
»Und Ihre Leute passen auf, daß Crail nicht abhaut?«
»Jawohl, mein Herzblatt. Und ich passe auf, daß Sie nicht abhauen. Kommen Sie, wir machen 'ne kleine Spazierfahrt.«
»Bekomme ich meine Schlüssel zurück?«
»Kleine Detektive sollen nicht an fremden Türen mit Nachschlüsseln spielen...«
»Behalten Sie die verdammten Dinger, Frank«, sagte Bertha ärgerlich. »Das hat er sich selber zuzuschreiben...«
»Los«, drängte Sellers. »Die Verzögerungstaktik zieht bei mir nicht.«
Wir gingen zusammen hinunter. Ich fing an: »Ich nehme den Firmenwagen und —«
»Sie nehmen gar nichts«, sagte Sellers grimmig, »sondern bleiben schön brav hier, bis ich der lieben Kleinen die eisernen Armbändchen umgelegt habe. Wenn Sie denken, Sie können schnell mal in eine Telefonzelle wutschen und sie warnen, sind Sie schief gewickelt.«
»Sie wollen sie verhaften?«
»Klar. Was denn sonst?«
»Lassen Sie sich von ihm nicht beschwatzen«, sagte Bertha. »Er weiß genau Bescheid. Der Junge ist ja nicht blöd. Er wollte sie warnen. Er fällt eben leider auf jedes hübsche Gesicht rein.«
»Hören Sie zu, Donald«, sagte Sellers. »Sie hat's getan. Da gibt's gar nichts.«
Ich lachte ihn aus. »Das Küchenbeil stand zur gefälligen Bedienung bereit. Das hätte sich jeder nehmen können.«
Sellers schluckte den Köder widerspruchslos. »Das weiß ich besser. Sie hat sich vor einem Monat in den Fulrose Appartements eingemietet, ist aber dort immer nur dann aufgetaucht, wenn Rufus Stanberry nicht da war. Sie hat mehrmals seine Wohnung durchsucht. An dem Mordtag hat sie es besonders gründlich gemacht. Diesmal hat sie sich den Safe vorgenommen.«
»Woher wissen Sie das?«
»Von Archie Stanberry. Er sagt, daß einiges fehlt.«
»Aber weshalb muß ausgerechnet sie es gewesen sein?«
Er lachte. »Bei der Durchsuchung von Stanberrys Wohnung hat sie sich vorgesehen und keine Fingerabdrücke hinterlassen. Aber in ihrem eigenen Appartement, das sie unter falschem Namen bewohnte, ist ihr das nicht gelungen. Kunststück — sie war ja oft genug dort.«
»Sie haben also ihre Fingerabdrücke in der Wohnung gefunden?«
»Allerdings. Und der Pförtner und eine der Putzfrauen haben sie nach einem Foto eindeutig identifiziert.«
»Ach du ahnst es nicht«, sagte ich.
»Nimm's dir nicht zu Herzen, Kleiner«, tröstete Bertha. »Sie mag hübsche Beine haben. Aber interessiert hat sie immer nur das Geld.«
»Wie sind Sie darauf gekommen?« fragte ich Sellers.
»Es war im Grunde ein Kinderspiel. Sie fuhren zu Cullingdon. Billy fuhr zu Cullingdon. Ihre Wagen standen hintereinander. Sie sind in ihren Wagen gestiegen und mit ihr weggefahren. Nachdem sie Sie abgesetzt hatte, war reichlich Zeit, das Beil in Ihren Wagen zu praktizieren. Dabei ist sie sich sicherlich noch wer weiß wie schlau vorgekommen. Aber so was ist immer nur ein Kurzzeiterfolg. Jetzt ist ihr gerade dieser Trick zum Verhängnis geworden.«
»Hören Sie mal, Frank«, sagte Bertha plötzlich. »Es gefällt mir nicht, daß Donald mit diesem kleinen Luder in einem Wagen fahren soll. Ich schlage vor, daß wir den Firmenwagen nehmen. Ich passe auf, daß er nicht telefoniert.«
Sellers überlegte. »Na schön«, sagte er schließlich. Er ging mit mir zusammen zum Firmenwagen.
Ich griff in die Tasche. Das Herz rutschte mir in die Hosen; und mir wurde flau. Ich hatte die Wagenschlüssel und meine Handschuhe in Billy Prues Wohnung vergessen.
»Na? Was ist?« fragte Bertha.
Ich verstehe jetzt, wie einem Schauspieler zumute ist, der an
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