Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dann gib ihm die Axt

Dann gib ihm die Axt

Titel: Dann gib ihm die Axt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
Vom Netzwerk:
Lampenfieber leidet. Wahrscheinlich hätte ich mich ohnehin nicht herausreden können, aber selbst wenn mir eine gute Ausrede eingefallen wäre — ich hätte einfach kein Wort herausgebracht. Meine Zunge war wie angeleimt. Ich stand stumm herum und kramte in meinen Taschen.
    »Wo hast du die Schlüssel?« fragte Bertha.
    »Ich muß sie oben auf der Treppe zusammen mit den Nachschlüsseln herausgezogen haben.«
    Bertha sah Frank Sellers an.
    »Mieser kleiner Schwindler«, zischte Sellers. Im nächsten Augenblick blitzte es auf, und die stählernen Armbänder legten sich um meine Handgelenke.
    »Sie haben Ihre Chance verspielt, Mister Superschlau. Jetzt pfeift ein anderer Wind. Kommen Sie mit, wir gehen noch mal zusammen nach oben.«
    »Na, hören Sie mal«, fragte ich empört, »was ist denn das für ein Ton? Die Schlüssel müssen vor der Tür liegen, und —«
    »Und ich habe eben gesehen, daß Sie auch Ihre Handschuhe nicht bei sich haben. Ich könnte mich ohrfeigen, daß mir das nicht gleich aufgefallen ist. Los, rauf!«
    Da war nichts zu machen.
    Sellers hockte sich vor der Wohnungstür hin und tastete auf dem Boden herum. Aber das war mehr der Form halber. Dann nahm er meinen Nachschlüssel-Satz und schloß auf.
    Ich machte einen letzten, verzweifelten Versuch.
    »Wollen Sie es wirklich ohne Haftbefehl riskieren?«
    Einen Frank Sellers kann man damit nicht bluffen. »Allerdings!« sagte er grimmig.
    Billy Prue saß noch immer regungslos am gleichen Fleck. Sie sah aus wie eine Schaufensterpuppe.
    Mit einem geübten Blick hatte Sellers die Situation erfaßt. »Sind das Ihre Handschuhe, Lam?«
    »Ich beantworte keine Fragen«, sagte ich.
    Sellers griff sich die Wagenschlüssel. »Die Handschuhe und die Schlüssel werden als Beweismaterial beschlagnahmt. Ziehen Sie sich an, Billy. Sie kommen mit. Zeigen Sie mir mal Ihre Hand.«
    Ich war völlig machtlos.
    Eine halbe Sekunde später schrie sie auf. Die Handschellen klickten, und Billy Prue und ich waren aneinandergefesselt.
    »Ein nettes Paar«, stellte Frank Sellers fest. »Eine Mörderin und ihr Komplize. Euch Turteltauben werden wir schon beibringen, was 'ne Harke ist!«
    Bertha sah mich an, sah Frank Sellers an und sagte: »Hören Sie mal, Frank, wenn ich nun —«
    »Nichts zu machen«, wehrte Sellers ab.
    »Aber, Frank —«
    »Sie sind ganz still. Wir fahren alle zusammen. Und zwar in meinem Wagen.«

18

    Sellers überzeugte sich nur schnell noch davon, daß die Wagenschlüssel aus dem Appartement auch in den Firmenwagen paßten, dann lud er uns in den Streifenwagen, startete und ließ die Polizeisirene aufheulen.
    Zum Nachdenken war diese rasende Rakete denkbar ungeeignet. Aber ich mußte mir jetzt etwas einfallen lassen. Auf dem Revier war es zu spät.
    Die Sirene machte heulend die Straße frei. Wir sausten über die Kreuzung Mantica Street.
    Vor uns links tauchte ein ziemlich elegantes Hotel auf, vor dem zwei Taxis warteten. Einer der Fahrer sah neugierig auf, als der Streifenwagen vorbeiheulte. Ich sah seine zerschlagene Nase, die ihm schief im Gesicht stand.
    Die nächste Straße war der Garden Vista Boulevard, und Frank Sellers schickte sich an, mit Schwung in die Kurve zu gehen.
    »Frank!« schrie ich.
    Er wandte nicht einmal den Kopf.
    Die Räder kreischten um die Ecke.
    »Frank, halten Sie an!«
    Etwas in meiner Stimme ließ ihn aufhorchen, und er nahm den Fuß vom Gas. »Was haben Sie jetzt wieder ausgeheckt?«
    »Ich weiß, wer Rufus Stanberry umgebracht hat.«
    »Ich auch. Wir haben die Dame ja bei uns.«
    »Nein, Frank! Halten Sie doch wenigstens einen Augenblick an und hören Sie mir zu. Sonst ist es zu spät.«
    Er zögerte.
    »Bitte, Frank«, sagte Bertha.
    »Das ist doch nur eine Ausrede, Bertha. Sie kennen ihn ja — besser als ich sogar. Schlau wie er ist, hat er sich in aller Eile ein nettes Lügengespinst gehäkelt und —«
    »Halten Sie sofort an!« rief Bertha energisch.
    Sellers betrachtete sie verblüfft.
    Bertha lehnte sich vor, drehte den Zündschlüssel herum, zog ihn heraus und gab den nach uns kommenden Wagen ein Haltezeichen.
    Das Motorengeräusch verstummte. Der Schwung schleuderte uns gegen die Bordsteinkante. Sellers konnte gerade noch rechtzeitig das Steuer einschlagen.
    Eine volle Minute lang saß er regungslos. Sein Gesicht war weiß vor Wut. Schließlich brachte er heraus: »Na gut! Dann wandert ihr eben alle drei ins Kittchen.«
    Bertha sah sich nach mir um. »Das ist keine leere Drohung, Donald. Wenn du was zu sagen

Weitere Kostenlose Bücher