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Dann gib ihm die Axt

Dann gib ihm die Axt

Titel: Dann gib ihm die Axt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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ich dachte, sie hätte eine Verabredung. Und mich interessierte — ich — da war diese Geschichte mit dem Stanberry-Haus...«
    »Ich weiß«, sagte ich.
    Er schwieg eine ganze Weile.
    Ich sagte: »Als Sie merkten, daß Ihre Frau in Schwierigkeiten steckte, haben Sie beschlossen, zu ihr zu halten, komme, was da wolle. Sie wußten, daß Esther Witson sich im Zusammenhang mit dem Unfall Namen, Adresse und Zulassungsnummer Ihrer Frau notiert hatte. Deshalb lag Ihnen so viel an einem Vergleich.«
    Er sagte nichts.
    »Im Leben ist es leider so eingerichtet, daß man nicht immer seinen Weg gehen kann, ohne anderen Menschen weh zu tun.«
    Er schaute mich fragend an, aber ich sah an ihm vorbei und redete weiter in Allgemeinplätzen, wie eine Briefkastentante. »Wenn es um Herzensdinge geht, muß man sich zuweilen entscheiden, welchen von zwei Menschen, die einem nahestehen, man verletzen soll. Denn ganz ohne Schmerzen geht es niemals ab. Bei solchen Entscheidungen nun geschieht es, daß man manchmal dazu getrieben wird, den Menschen zu schonen, der geschont werden will. Verstehen Sie, was ich meine?«
    »Ich weiß nicht, was das hier soll.«
    »Eine Frau, die einen Mann wirklich liebt, hält sich oft bescheiden im Hintergrund, so daß der Mann nicht merkt, wie sehr er sie verletzt. Auf der anderen Seite gibt es Frauen, die besonderes Talent dazu haben, das verletzliche Seelchen zu spielen.«
    »Wovon reden Sie eigentlich?« fragte Crail.
    »Von Ihrer Frau.«
    Zehn Sekunden vertickten schweigend.
    »Sie Lump«, würgte Crail mit erstickter Stimme hervor und stand auf.
    Ich schwieg.
    »Ich würde Ihnen am liebsten den Schädel einschlagen!«
    »Tun Sie das nicht«, warnte ich. »Werfen Sie lieber mal einen Blick ins Badezimmer.«
    Crail sah mich erschrocken an. Dann war er mit drei Schritten an der Badezimmertür und riß sie auf.
    Georgia Rushe lag vollständig angezogen, mit geschlossenen Augen und kalkweißem Gesicht in der Badewanne.
    Ich ging zum Telefon. »Verbinden Sie mich mit Frank Sellers vom Morddezernat. Es ist dringend.«
    Nach Sekunden hatte ich Sellers an der Strippe.
    »Hier spricht Donald Lam. Schicken Sie bitte einen Krankenwagen in die West Orleans Avenue 207, Appartement 243. Dort hat eine Frau vor einer Dreiviertelstunde einen Selbstmordversuch mit Luminal unternommen. Wenn sie ihr den Magen auspumpen und eine Belebungsspritze verpassen, kommt sie durch.«
    »Wie heißt sie?« fragte Sellers.
    »Georgia Rushe.«
    »Und weshalb soll ich mich da 'reinhängen?«
    »Ellery Crail ist hier. Er wird einiges zu erzählen haben.«
    »Kapiere.«
    »Und sehen Sie zu, daß einer Ihrer Leute Frank L. Glimson von der Anwaltsfirma Cosgate & Glimson aufgabelt. Er soll Glimson sagen, daß Irma Begley, Klägerin im Prozeß gegen Philip E. Cullingdon, betrügerische Handlungen eingestanden hat, die Cosgate & Glimson belasten. Fragen Sie, ob Glimson hierzu eine Aussage machen möchte, und sehen Sie zu, daß er sich nicht ans Telefon hängen kann.«
    »Wird diese Georgia Rushe reden?« fragte Sellers.
    »Nein. Ihr Mann ist Crail.«
    Crail kam in diesem Augenblick aus dem Badezimmer und hörte seinen Namen. »Mit wem reden Sie denn da?«
    »Ich habe versucht, heißen Kaffee zu bekommen. Wir sollten sehen, daß wir sie aus der Badewanne heben können und ihr das Gesicht kalt abwaschen.«
    Ich legte auf.
    Mit vereinten Kräften hoben wir sie aus der Badewanne.
    »Wir müssen sofort etwas unternehmen«, sagte Crail.
    »Legen Sie ihr eine kalte Kompresse auf Stirn und Brust. Ich habe versucht, heißen Kaffee heraufschicken zu lassen. Aber sie haben keinen Boten. Ich gehe selber.«
    Crail warf einen Blick in die Küche. »Vielleicht können wir welchen machen.«
    »Dazu ist keine Zeit. An der Ecke ist ein Restaurant.« Ich klappte die Tür zu und überließ Crail und Georgia Rushe ihrem Schicksal. '

17

    Ich fuhr wie die Feuerwehr. Natürlich wäre es klüger gewesen, ein oder zwei Ecken vor Billy Prues Wohnung zu parken, aber dazu hatte ich keine Zeit. Ich fuhr bis vor die Tür und klingelte.
    Die Chancen standen eins zu zehn — ach was, vielleicht eins zu hundert. Wenn sie zu Hause war, packte sie jetzt. Wenn nicht... Ich klingelte wieder.
    Nichts rührte sich.
    Das Schloß war ausgeleiert und so ziemlich für jeden Schlüssel zugänglich. Ich brauchte nicht einmal einen Dietrich, sondern bezwang die Haustür mit meinem eigenen Wohnungsschlüssel.
    Ich ging hinauf zu Billy Prues Wohnung und klopfte zweimal. Von innen kam kein

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