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Dann gute Nacht Marie

Titel: Dann gute Nacht Marie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Becker
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Blümchen-Schlafanzug vor ihren Dozenten treten wollte, musste sie so langsam mal an ihrem Aussehen arbeiten. Schließlich war es am heutigen Tag noch viel wichtiger als beim letzten Mal, optisch einen guten Eindruck zu machen. Ihre Aktion vom Wochenende hatte vermutlich eine deutlich schlechtere Ausgangsbasis für Annäherung geschaffen. Sie musste nicht nur eine bestehende Sympathie bestätigen und ausbauen, sondern Lutz vielmehr einen Haufen entstandener Minuspunkte möglichst vergessen lassen. Kein leichtes Unterfangen. Sie brauchte einen Plan. WEITER SUCHEN …
    Während Marie mit einem Lappen gründlich jeden Farbspritzer einzeln vom Gesicht entfernte, überlegte sie in alle möglichen Richtungen, wie sie Lutz wieder versöhnen konnte. Ob die Krankheit der Mutter schwerwiegend genug war, um alles andere vergessen zu lassen? Irgendwie fühlte sich Marie nach der Begegnung mit ihr nicht mehr so wohl damit, sie auf diese Weise für ihre Zwecke zu missbrauchen.
    Da sie Lutz am Samstag durch ihren Aufbruch leider auch keinerlei Möglichkeit mehr gegeben hatte, auf ihr Plagiat zu reagieren, wusste sie jetzt natürlich nicht, wie er die Lage beurteilte, und konnte seine Stimmung ihr gegenüber schlecht einschätzen. Auf ihren Anruf hatte
er bis jetzt nicht reagiert … Kein gutes Zeichen. Sie brauchte einen Plan, so viel war sicher. Nun konnte man wirklich nicht behaupten, dass Maries Pläne, die sie zugegebenermaßen in letzter Zeit zur Genüge gemacht hatte, sie weit gebracht hätten … Aber das würde sie sicher nicht davon abhalten, heute Abend das Seminar aufzusuchen und Lutz im Anschluss an den Unterricht um ein Gespräch unter vier Augen zu bitten. Doch was sollte sie ihm dann sagen? Sie brauchte einen guten Plan. SPEICHERN. Sich wort- und tatenlos unter seine Studenten zu mischen und danach ebenso stumm und hilflos vor ihm zu stehen war allerdings kein Erfolg versprechendes Konzept.
    Noch etwa zwei Stunden bis zum Zusammentreffen. Marie wurde schon beim Gedanken daran deutlich nervöser. Zum ersten Mal waren ihr nicht einmal ansatzweise die Inhalte des Pharmazie-Seminars wichtig, sondern einzig und allein das Zusammentreffen mit Lutz Maibach.
    Wie schon unzählige Male seit dem Wochenende fragte sie sich, wie sie aus ihrer Hilflosigkeit heraus so ungeschickt hatte sein können. Es hätte sicherlich einige Möglichkeiten gegeben, Lutz auf gekonnte oder zumindest unverfänglichere Weise von dem nicht existierenden Roman abzulenken. So hatte sie sich mit ihrer Panik innerhalb kürzester Zeit den Weg zu ihrem lang gesuchten Gift und vor allem zu Lutz Maibach verbaut. Das Gift … Das war ihr eigentlich ziemlich egal geworden. Welche Frau war schon, kurz nachdem sie ihr erstes vielversprechendes Date seit Langem gehabt hatte, scharf darauf, sich das Leben zu nehmen? Marie jedenfalls nicht. SPEICHERN.

    Vielleicht hatte er aber auch selbst immer nur aus reiner Hilfsbereitschaft den Kontakt zu ihr gesucht und gar kein weitergehendes Interesse gehegt. Als Marie dieser nicht gerade abwegige Gedanke kam, erschrak sie so, dass ihr die Haarspange aus der Hand fiel. Oh nein, hoffentlich war sie Lutz Maibach nicht vollkommen egal und er hatte nach ihrem Aufbruch am Samstag noch einen überaus lustigen Abend mit Antonio, dem Besitzer des kleinen Lokals, verbracht. Sonst würde er sie heute nach dem peinlichen Anruf und ihrer wie auch immer gearteten Beichte mit großen, erstaunten Augen ansehen und sagen: »Aber das macht doch überhaupt nichts. Jeder hat mal einen schlechten Tag. Wenn du doch noch Fragen zum Thema haben solltest, kannst du mich ja jederzeit nach dem Seminar kontaktieren.«
    Vielleicht war es ihm vollkommen egal, mit welcher geklauten Idee sie sich (scheinbar) bis auf die Knochen blamierte. Und er fühlte sich nicht im Geringsten verarscht oder hintergangen. Beim Gedanken daran wollte Marie schon jetzt am liebsten im Erdboden versinken, und gleichzeitig verließ sie auch noch das letzte bisschen Mut, heute Abend den ersten Schritt zu tun. VERWERFEN? Andererseits hatte sie jetzt nichts mehr zu verlieren. Bevor sie Lutz kennengelernt hatte, war sie eine am Ende ihres Lebens stehende, einsame Frau gewesen. Sollte also heute Abend die Rettungsaktion Maibach in irgendeiner Weise fehlschlagen, dann würde eben Plan B wieder zu Plan A - eine Todesart würde sich dann schon finden. Einen Versuch war es wert. Und bei Misserfolg - alles auf Anfang.
    Diese Überlegungen konnten jedoch nur zeitweise darüber

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