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Dann gute Nacht Marie

Titel: Dann gute Nacht Marie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Becker
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Bauchbereich ausgeblieben war und sie somit den nächsten Morgen trotz ihres Missgeschicks mit dem Entkalker noch erleben würde. Den kommenden Tag würde sie für die Versöhnung mit Lutz nutzen, nahm sie sich vor, kroch unter ihre Bettdecke und schlürfte ihren Kamillentee, den sie eigentlich nicht sonderlich mochte, aber zur Beruhigung der Speiseröhre noch gekocht hatte.
    Bevor sie das Licht löschte, sah sie sich noch einmal in ihrem doch recht kahlen Schlafzimmer um - das Foto der Eltern allein konnte daran nicht so viel ändern. Dabei fiel ihr Elmars hellgrüne Wohnzimmerwand wieder ein, die ihr eigentlich ganz gut gefallen hatte. Vielleicht war das eine Möglichkeit, den einfallslos eingerichteten Raum etwas ansprechender zu gestalten, ohne gleich das gesamte Mobiliar austauschen zu müssen. Und so prüfte
Marie in dieser Nacht, ehe sie einschlief, die verschiedensten Farbtöne vor ihrem inneren Auge auf ihre Tauglichkeit zur Verschönerung einer Schlafzimmerwand. COMPUTER AUS. ENTER.
     
    Am nächsten Tag machte sie sich noch vor dem Frühstück auf den Weg in den Baumarkt, um Farbe und Malzubehör zu besorgen. Gleich nach dem Aufwachen hatte sie sich spontan für einen sonnigen Orange-Ton entschieden, der auch nicht schwer zu bekommen war. Anhand einer Farbpalette wählte sie eine nicht zu knallige Nuance, die ihr der freundliche Verkäufer sofort zusammenmischte. Er beriet sie außerdem bei der Berechnung der für die Größe der Wand benötigten Farbmenge und suchte ihr alle weiteren Hilfsmittel heraus. Zum Glück ließen sich ein Fünf-Liter-Eimer plus Farbroller und Pinsel gut mit der U-Bahn transportieren, sodass Marie bereits nach zwei Stunden mit sämtlichen Utensilien zu Hause ankam.
    Beim Betreten der Wohnung wieder zuerst der Blick zum Anrufbeantworter - nichts. Nach einer Tasse Kaffee und einer Käsesemmel legte Marie sofort mit ihrer Malaktion los. Zuerst bedeckte sie den Boden mit den ursprünglich für ihre Krimirecherche gekauften Tageszeitungen. Sie waren nicht mehr aktuell, genau wie die langwierige Suche nach einem geeigneten Fall, die ein so unrühmliches Ende gefunden hatte.
    Apropos: Ein Blick auf den AB brachte erneut kein Ergebnis. Zumindest kein positives.
    Da sie keine wirklich alten Klamotten mehr hatte - die waren ja vor Kurzem der Kleiderschrankzensur zum Opfer gefallen -, wählte sie für das Streichen einen baumwollenen
Schlafanzug mit Blümchen, der wenigstens gut und heiß zu waschen war. Außerdem passte er thematisch perfekt zum zu streichenden Zimmer.
    Mit dem vom Experten empfohlenen langstieligen Farbroller war die Wand schneller orange als gedacht. Da sie weder Fenster noch andere Ausschnitte für Lichtschalter oder Steckdosen hatte, konnte Marie einfach gleichmäßig in eine Richtung streichen und musste nur an den Kanten mit einem kleineren Pinsel nachbessern. SPEICHERN. Schon am frühen Nachmittag waren die Malerarbeiten beendet, alle Utensilien ausgewaschen und die Zeitung vom Boden entfernt. Marie begutachtete ihr Schlafzimmer sozusagen in neuem Licht und war richtig stolz auf sich. Nicht nur die Idee, die ja eigentlich von Elmar gewesen war, sondern vor allem die selbstständige Ausführung konnte sich sehen lassen. UNTERSTREICHEN.
    Ein Klingeln an der Tür ließ sie für einen kurzen Moment hoffen, Lutz wäre gekommen, weil er sie telefonisch nicht erreichen konnte (doch ein Defekt oder eine Störung?). Aber das war natürlich absurd. Und als der überraschende Besuch vor der Tür bei ihrem Anblick schallend zu lachen anfing, war sie auch froh darüber.
    »Wie siehst du denn aus?« Elmar deutete auf ihren orange-gesprenkelten Blümchen-Schlafanzug. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie vor lauter Stolz vergessen hatte, sich umzuziehen.
    »Ich habe deine Idee geklaut«, gestand sie ihm grinsend und führte ihn gleich ins frisch gestrichene Schlafgemach. Der Nachbar war beeindruckt. »Mit dieser Farbe sieht das aber auch nicht schlecht aus«, meinte er anerkennend und setzte hinzu: »Die Idee ist übrigens gar nicht von mir. Die hab ich aus einem Möbelkatalog. Aber
weshalb ich eigentlich gekommen bin: Kannst du uns vielleicht mit ein bisschen Mehl aushelfen?« Das konnte Marie natürlich und freute sich, dass sie ihr gelungenes Werk gleich jemandem hatte zeigen können. Wie schön, dass sie Elmar in der Kneipe kennengelernt hatte!
    Die Wohnung sah jetzt deutlich besser aus, die Bewohnerin allerdings überhaupt nicht. Wenn sie heute Abend nicht in einem bekleckerten

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