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Dann gute Nacht Marie

Titel: Dann gute Nacht Marie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Becker
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sicher.
    Als sie zu Hause angekommen war, hatte sich Marie immerhin entschieden, noch einen weiteren Versuch zur Kontaktaufnahme mit Lutz Maibach zu machen. Ja, sie würde ihm eine E-Mail an seine Universitätsadresse schreiben und damit versuchen, ihre widersprüchlichen Aussagen beim Italiener und auf dem Anrufbeantworter zu revidieren. Der Vorteil dieser Art der Kommunikation war, dass sie selbst nicht spontan agieren
musste, was in letzter Zeit eher weniger von Erfolg gekrönt gewesen war. Sie konnte sich genau überlegen, was sie schreiben wollte und wie er es wohl auffassen würde. Weitere Fehltritte waren somit so gut wie ausgeschlossen. UNTERSTREICHEN.
    Marie rief ihr E-Mail-Programm auf und öffnete unter der Option »Mail schreiben« ein neues Fenster. ÖFFNEN. Erschreckend weiß und leer füllte es nun erwartungsvoll, aber leider wenig hilfreich ihren Bildschirm. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie nicht einmal eine angemessene Anrede parat hatte. SUCHEN.
    »Sehr geehrter Herr Maibach«? Zu förmlich.
    »Lieber Lutz«? Zu vertraut.
    »Hallo, Lutz«? Zu salopp. Schließlich hatte sie eine Art virtuellen Canossagang vor sich. WEITERSUCHEN.
    Kasimir schnarchte leise auf seinem Sessel, während Marie auf der Suche nach einer passenden Lösung verzweifelt sämtliche ihr bekannten Anredeformen durchging. Schließlich wollte sie bei dieser Nachricht jetzt keinen allzu anhänglichen Eindruck machen, denn immer noch zog sie die Möglichkeit in Erwägung, dass Lutz ihr unmöglicher Auftritt vom Samstag überhaupt nichts ausgemacht hatte. In einem solchen Fall wäre es äußerst peinlich für sie, wenn er den Eindruck bekäme, sie hätte sich seit dem Wochenende über nichts anderes Gedanken gemacht. Das stimmte zwar, doch musste er das ja nicht unbedingt erfahren, fand Marie. SPEICHERN. Sie entschied sich kurzerhand dafür, die Anrede einfach wegzulassen. Das wirkte sachlich und cool und enthob sie gleichzeitig der unbequemen Entscheidung.
    Sie begann also freundlich-kühl:
    Ich möchte mich hiermit bei dir in aller Form für mein unmögliches Verhalten am vergangenen Samstag entschuldigen. Da meine Arbeit an dem geplanten Kriminalroman zurzeit etwas stockt und ich dadurch zeitlich ziemlich unter Druck geraten bin, musste ich kurzfristig zu einer Notlösung greifen.
    Nur keine neuen konkreten Ausreden, die weitere Missverständnisse nach sich ziehen konnten. An die als Begründung in Erwägung gezogene mütterliche Krankheitsgeschichte dachte Marie zum Glück nicht mehr. SPEICHERN.
    Ich weiß, dass ich dich in meiner Hilflosigkeit ziemlich an der Nase herumgeführt habe. Du hast dich so nett bemüht, mir zu helfen, und ich habe dir gar keine Chance gegeben.
    Etwas nüchtern, aber immer noch besser als zu emotional. Beim erneuten Durchlesen der ersten Zeilen kam Marie zu dem Schluss, dass man den Inhalt als ziemlich rationale Auseinandersetzung mit den Ereignissen des Wochenendes verstehen konnte. Gut. SPEICHERN.
    Da du mir netterweise deinen kompetenten Kollegen für weitere Fragen zur Verfügung gestellt hast, sehe ich unsere Zusammenarbeit als beendet an und verbleibe mit freundlichen Grüßen,
    Marie.
    Etwas förmlich, aber durchaus freundlich, fand Marie. Den kleinen Seitenhieb auf den Assistenten Keller konnte sie sich nicht verkneifen. Ansonsten bot das Schreiben
im Gegensatz zu ihrer AB-Nachricht keinerlei Angriffsfläche, und so schickte sie es sogleich ab. SENDEN. ENTER.
    Natürlich hoffte Marie in ihrem tiefsten Inneren, dass Lutz trotz ihrer gewollt unnahbaren Art (eben Jungfrauen-typisch) auf eine ihrer Nachrichten wie auch immer antworten würde. Den Rest des Abends verbrachte sie neben dem Telefon, um auch ja schnell genug dran zu sein, falls er doch noch anrufen sollte. Sicher sagte sie sich immer wieder, dass er mit hohem Fieber im Bett liegen konnte oder zumindest die Unterlagen des Seminars (mit ihrer Telefonnummer) bestimmt nicht am Krankenlager aufbewahrte. Trotzdem wollte sie keine Möglichkeit verpassen, seine von ihr sehnsüchtig erwartete Reaktion entgegenzunehmen.
    Je länger sie jedoch auf seinen Anruf lauerte, desto mehr ärgerte sie sich über sich selbst, weil sie sich bei ihrem mühsam in die Wege geleiteten ersten Schritt so ausnehmend kühl und unnahbar gegeben hatte. Und ihre Erklärung war auch mehr als dürftig gewesen. Hatte sie sich tagelang Gedanken über eine stichhaltige Entschuldigung gemacht, dass sie ihn jetzt mit ein paar nichtssagenden Sätzen abspeiste? Doch die Angst

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