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Dann gute Nacht Marie

Titel: Dann gute Nacht Marie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Becker
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vor neuen Verwicklungen durch weitere Schwindeleien war zu groß, als dass sie sie hätte übergehen können. Sie hatte sich schon genug in Schwierigkeiten gebracht. Andererseits hätte sie ohne die erfundene Krimi-Schriftstellerin Marie Hartmann den Uni-Dozenten Lutz Maibach nie kennengelernt. SPEICHERN.
    Im Hin und Her ihrer kaum zu bremsenden Gedankenspiele hatte Marie auf ihrem Warteposten neben dem Telefon gar nicht bemerkt, dass es inzwischen schon weit nach Mitternacht war. Um diese Zeit rief Lutz vermutlich
nicht mehr an, musste sie sich eingestehen und trug das Telefon zurück in den Flur. BEENDEN.
    Eigentlich sollte ja morgen Mittag ihre Shoppingtour nach Rom beginnen, fiel ihr jetzt plötzlich ein. In ihrer Enttäuschung über Maibachs Abwesenheit im Seminar hatte sie das ganz vergessen. Die Lust war ihr allerdings inzwischen gründlich vergangen. Und auf die zu erstehende Sommergarderobe legte sie nach Lage der Dinge nun auch keinen Wert mehr. Und so ging sie - etwas unzufrieden und sehr erschöpft von den Anstrengungen des Tages - mit dem festen Vorsatz in ihr Bett, die Reise erst gar nicht anzutreten. Auf das bereits gezahlte Geld kam es jetzt auch nicht mehr an. SIE KÖNNEN DEN COMPUTER JETZT AUSSCHALTEN. ENTER.

19
    DOKUMENT 19. Der Donnerstag verlief demzufolge ohne nennenswerte Ereignisse, kein Flug nach Rom, keine Nachricht von Lutz, keine sonstigen Höhe- oder Tiefpunkte. Nichts. Marie fühlte sich zusehends an ihr altes Leben erinnert, als auch am Freitag und Samstag keinerlei Besonderheiten eintraten. War sie sich am Mittwochabend noch sicher gewesen, sie könne München in der momentanen Situation mit Lutz auf keinen Fall verlassen, so bereute sie ihren Entschluss am Ende der Woche. Hatte sie tatsächlich gedacht, der Dozent würde an einem der folgenden Tage anrufen? Und wenn? Hätte es dann nicht genügt, sich nach ihrem Rom-Trip bei ihm zu melden?
    Als auch am Samstag noch keine Reaktion von Lutz Maibach eingegangen war, erwachte Marie am Sonntagmorgen zum ersten Mal ohne jede Aufregung oder Nervosität. Jeden der seit Mittwoch vergangenen Tage hatte sie in der Hoffnung begonnen, heute endlich etwas von ihm zu hören oder zu lesen. Sie hatte einen Großteil ihrer Zeit neben oder zumindest in unmittelbarer Reichweite des Telefons verbracht und hatte mindestens einmal pro Stunde ihre E-Mails gecheckt. Nichts.
    Immer wieder redete sie sich ein, dass es Lutz tatsächlich sehr schlecht gehen konnte, dass er mit Sicherheit das Bett hüten musste und bestimmt zu keinerlei großen
Unternehmungen fähig war. Trotzdem waren ihre Hoffnungen an jedem Tag, der ohne eine Nachricht von ihm verging, immer mehr geschwunden, sodass an diesem Sonntagmorgen nichts mehr davon übrig war. SPEICHERN. Zu allem Überfluss hatte sie nur noch einen Tag ihres spontan genommenen Urlaubs vor sich, und man erwartete sie übermorgen, am Dienstag, wieder an ihrem Arbeitsplatz.
    Die ganze Aktion war ein schöner Reinfall gewesen. Schließlich hatte sie ihren Resturlaub nur genommen, um die ausführliche Planung ihres Lebensendes in Ruhe abschließen zu können und den erneuten Arbeitsbeginn nicht mehr erleben zu müssen. Stattdessen hatte sie ihre äußerst knapp bemessene und deshalb wertvolle Zeit zunächst mit der Suche nach einem Stoff für einen nicht existenten Kriminalroman und dann mit der Sorge um ihre offensichtlich nicht existente Beziehung zu Herrn Maibach vergeudet. Und zu guter Letzt hatte sie sogar die sorgsam ausgewählte Reise zur Vervollkommnung ihres Nachlasses nur wegen ihm verfallen lassen. UNTERSTREICHEN. Jetzt war sie am Ende ihrer mühsam errungenen Urlaubstage und hatte keinen Kriminalroman, kein Todesgift und … keinen Lutz Maibach. SPEICHERN. Alles komplett fehlgeschlagen. Keinerlei Ergebnis. ENTER.
    Mit dieser Erkenntnis begann Marie diesen Sonntag nicht aufgeregt und erwartungsvoll, sondern ernüchtert und resigniert. Sie machte keine stundenlange Schönheits- und Körperpflege und zog sich nur einen Jogginganzug an.
    Sie bereitete sich kein erlesenes Frühstück zu wie am Wochenende zuvor, zumal ihr Kühlschrank auch nur
noch einige wenige Lebensmittel beherbergte, da sie seit Mittwochabend die Wohnung nicht verlassen hatte, um sich nicht zu lange aus der Hörweite des Telefons zu entfernen. Missmutig bestrich sie ein paar trockene Toastbrote mit Butter und etwas Marmelade und würgte sie unlustig hinunter. Kasimir hatte es aufgegeben, sich über die ausufernden Stimmungsschwankungen seines

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