Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Dann gute Nacht Marie

Titel: Dann gute Nacht Marie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Becker
Vom Netzwerk:
und Gewissen zu unterstützen.« ABBRECHEN.
    Alle Augen waren nach dieser ausführlichen Vorrede auf Marie gerichtet, die am liebsten auf der Stelle im Erdboden versunken wäre. Aber es sollte noch schlimmer kommen.
    Der freundliche Herr Maibach hatte noch mehr gut gemeinte Willkommensgrüße auf Lager: »Möchten Sie vielleicht gleich mal Ihr Rechercheziel für uns alle präzisieren, damit meine Studenten und ich einen Eindruck
davon bekommen, wie wir Ihnen in den kommenden Wochen am besten behilflich sein können?« Marie sah in die erwartungsvoll interessierten Augen der anderen Teilnehmer und erkannte schlagartig, dass sie sich auch diesen Teil der Recherche etwas zu einfach vorgestellt hatte. ABBRECHEN …
    Sie hob abwehrend beide Hände und nuschelte: »Damit würde ich gerne noch etwas warten … bis ich mich etwas in die Materie eingearbeitet habe. Vielen Dank.« Natürlich war ihr in diesem Moment schon klar, dass sie die Lösung des eben entstandenen Problems nur aufschob. Doch war das immerhin noch besser, als gleich zu Beginn das Gesicht zu verlieren.
    Zum Glück gab sich Herr Maibach vorerst mit dieser Ausrede zufrieden und wechselte sofort das Thema: »Wie Sie meinen. Vielleicht wäre es dann nicht ganz ungeschickt, wenn Sie gleich hier vorne Platz nehmen würden, um zu gewährleisten, dass Sie alle Inhalte in ihrer Gesamtheit mitbekommen.« Na danke.
    Gezwungenermaßen setzte sich Marie in vorderster Front an das eine Ende der Hufeisen-Tischordnung. Heute hatte sie für ihren Geschmack genug Peinlichkeiten erlebt.
    Zunächst teilte Herr Maibach eine Liste der Referat-und Hausarbeitsthemen aus, für Marie eher weniger relevant. Ganz im Gegensatz zu der darauffolgenden Literaturliste, die sich geradezu wie eine Gebrauchsanweisung jeglicher lebensverkürzender Maßnahmen las. SPEICHERN. Einen kurzen Augenblick überlegte Marie, das Seminar zugunsten einer ausführlichen Lektüre der angegebenen Titel nach der ersten Stunde wieder aufzugeben. Doch schnell wurde ihr klar, dass das ein enormer
weiterer Arbeitsaufwand und reine Verschwendung gewesen wäre. Außerdem war es sicher interessanter, den umständlichen Ausführungen des Herrn Maibach zu lauschen, als sich zu Hause allein durch Unmengen wissenschaftlicher Erklärungen zu quälen. Es war schließlich nicht davon auszugehen, dass sie als Laie die Inhalte ganz ohne weitere Erläuterungen verstehen würde.
    »Wenn Sie nun alle die Themen- und Literaturliste zur Hand haben, möchte ich Ihnen zu Beginn der Veranstaltung einen kleinen, aber differenzierten Überblick über die Hauptpunkte der Seminarinhalte geben.«
    Marie zückte eifrig Block und Stift, um jede kleine Einzelheit des Gesagten für die Ewigkeit oder zumindest für den Rest ihres noch kurzen Lebens festzuhalten.
    Maibach quittierte das mit einem anerkennenden Lächeln und fuhr mit seinen Ausführungen fort: »Zunächst werden wir uns mit natürlichen Giftquellen wie Pflanzen und Tieren beschäftigen und damit, wie der menschliche Körper diese Giftstoffe aufnimmt beziehungsweise abwehrt. Dann kommen wir zu den verschiedensten Vergiftungen durch Medikamente und schließlich zu den im Haushalt vorkommenden giftstoffhaltigen Produkten und Mitteln. Gibt es bis hierher irgendwie geartete Fragen?« Diese Einleitung klang nach einem eher längeren Rechercheaufwand. UNTERSTREICHEN. Fragen hatte Marie aber trotzdem noch keine. Sie konnte ja wohl kaum zum jetzigen Zeitpunkt mit der Tür ins Haus fallen und damit vielleicht das gesamte Unternehmen gefährden. Also steckte sie ihre Nase wie die anderen Studenten tief in ihren Block und verhielt sich möglichst unauffällig.
    »Frau Hartmann?« Offensichtlich nicht unauffällig genug. »Sollten Sie etwas nicht verstehen oder für Ihre
Romanvorbereitung irgendwelche Zusatzinformationen benötigen, scheuen Sie sich nicht, mich jederzeit zu unterbrechen.«
    Frau Hartmann murmelte ein verlegenes »Vielen Dank«, und beschloss im selben Moment, genau das niemals zu tun. SPEICHERN. Das Ganze war schon peinlich genug. Worauf hatte sie sich da nur eingelassen? Der gute Herr Maibach war ihr jetzt schon zu bemüht und übereifrig. Am Ende fragte der noch nach weiteren Romaninhalten, Arbeitstitel oder Ähnlichem. Am besten überlegte sie sich jetzt schon mal ein paar passende Standardantworten, um nicht komplett auf dem falschen Fuß erwischt zu werden. SUCHEN …
    »Wichtig ist dabei, dass verschiedene Tiere interessanterweise die gleichen Giftstoffe einsetzen, um

Weitere Kostenlose Bücher