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Dann gute Nacht Marie

Titel: Dann gute Nacht Marie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Becker
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Recherchen war sich Marie nicht mehr so sicher, was sie eigentlich wirklich wollte. Und zum ersten Mal in ihrem grenzenlosen Aktionismus der letzten Wochen wurde ihr dieser Umstand schmerzlich bewusst. Doch wie immer in letzter Zeit schob sie unbequeme Gedanken und Fragen erfolgreich beiseite und widmete sich mit umso mehr Energie den aktuellen Problemlösungen, in diesem Fall der Kleiderfrage. WEITER.

    Was auch immer im Detail Ziel und Erfolg des heutigen Abendessens mit Maibach für sie ausmachen würde, es konnte in keinem Fall schaden, optisch eine gute Figur zu machen. Kein Problem. SUCHEN. Immerhin waren nach der kürzlichen Zensur und Aufstockung des heimischen Kleiderschrankinhalts einige T-Shirts und Blusen, verschiedene Hosen, Röcke und Kleider vorhanden und dazu noch die schier unendliche Anzahl der Kombinationsmöglichkeiten aus den angegebenen Teilen. Da Herbst war, fehlte die noch zu erstehende Sommerkleidung nicht im Geringsten, und im Gegensatz zur Auswahl vor ihrer Shoppingtour war in ihrem Schrank jetzt auch Abendgarderobe vertreten. Und um deren »eingetragene Optik« noch weiter zu verstärken, sollte sie die heute auch tragen.
    Dass Lutz Maibach in den letzten Tagen auf jede Klamottenveränderung positiv reagiert hatte - dass er das überhaupt tat, war für einen Mann schon ein kleines Wunder -, ermutigte Marie, sich auch heute entgegen ihrer üblichen Praxis zu kleiden. Was hatte sie schon zu verlieren? Im schlimmsten Fall ihren »Giftlieferanten«, doch der Dozent schien nicht der Mensch zu sein, der nur auf Äußerlichkeiten achtete. Trotzdem hatte Marie am heutigen Samstag eindeutig den Ehrgeiz, ihr Date auch äußerlich zu beeindrucken. Die Lösung des Kleiderproblems wurde also mittags in Angriff genommen und zog sich unerwartet lange hin.
    Zunächst verbrachte Marie etwa eine halbe Stunde vor dem offenen Kleiderschrank, in Erwartung einer Eingebung beim Anblick ihrer Outfits. Als diese sich auch nach über dreißig Minuten nicht einstellte, änderte sie die Taktik. Sie nahm verschiedene Teile heraus, legte sie
aufs Bett, probierte verschiedene Kombinationen, indem sie sie sich vor den Körper hielt und im Spiegel betrachtete. Doch auch hier ließ sich keine Entscheidung treffen. Also ging sie nach einer weiteren Stunde dazu über, die in Frage kommenden Kleidungsstücke eben doch anzuziehen, um sich ein besseres Bild machen zu können.
    So trat Marie an diesem Samstagnachmittag nacheinander in dem »mandarinfarbenen«, mit Blättern und Blüten verzierten Stehkragen-Top in Kombination mit Jeans, Rock und Stoffhose vor ihren Spiegel. Danach probierte sie den weißen Long-Blazer mit der gleichfarbigen Hose und kombinierte das Duo mit den verschiedensten Blusen, Tops und Shirts. »Vielleicht ist das doch ein bisschen sehr elegant. Was meinst du, Kasimir?«
    Der Kater strich mehrmals um Maries Beine, sodass sie fast Angst um die teure Hose bekam. Erst als sie diese hastig ausgezogen hatte, fragte sie sich, für welche Gelegenheit sie den edlen Stoff überhaupt schonen wollte. Für heute Abend war die Kombination aus dem Rennen, dabei konnte Abnutzung ihrem »Lebensziel« doch eigentlich nur helfen. Verwirrt hängte Marie den weißen Hosenanzug wieder zurück in den Schrank und probierte als Nächstes die braune Lederjacke zusammen mit einigen Jeanshosen, Blusen und T-Shirts, ebenso wie die neue Karo-Hose und den Petrol-Pullover.
    Da sie sich auch jetzt noch nicht wirklich auf ein Outfit festlegen konnte, vertagte (oder wohl eher verstundete) sie die Problemlösung auf später und gönnte sich eine Pause. Schließlich entschied sie sich - gegen achtzehn Uhr, nun wurde es auch Zeit - doch für das mandarinfarbene, schulterfreie Blütentop, das sie allerdings mit einer Jeans und der neuen Lederjacke kombinierte, um
nicht zu overdressed zu wirken. Nun die Schuhe. Die Gelegenheit war günstig, eines der neuen Paare einzulaufen. Alle Treter harrten nämlich immer noch in ihren Schachteln der Dinge, die da kommen würden. Und wenn sie es nicht heute in Angriff nahm, waren das wohl nicht mehr allzu viele. Zur Not würde sie sie entweder in Rom anziehen (Schwitzen war bestimmt ganz förderlich) oder einfach ein bisschen im Waschbecken baden. Nichtsdestotrotz war heute der beste Anlass für eine Schuhpremiere.
    Die idealen Kandidaten dafür waren schnell gefunden: Das neue Paar brauner Pumps ergänzte perfekt das sorgfältig ausgewählte Outfit. Was den Rest ihres äußeren Erscheinungsbildes anging,

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