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Dann gute Nacht Marie

Titel: Dann gute Nacht Marie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Becker
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RÜCKGÄNGIG? Ob diese Antwort tatsächlich neue Katastrophen verhindern würde, schien Marie bereits kurz nach ihrer unbedachten Äußerung sehr fraglich, doch konnte sie sie wohl kaum wieder zurücknehmen oder korrigieren. Lutz würde ihr nur schwerlich glauben,
dass sie die Eckdaten ihres eigenen Romans nicht ganz genau kannte.
    »Das trifft sich ja sehr gut.« Der Dozent war natürlich sofort Feuer und Flamme. Die Aussicht auf seine sich stetig erweiternde Mitarbeit an einem potenziellen Stück Weltliteratur schien ihn regelrecht zu beflügeln. »Deshalb also hast du dir für deine ausführliche Recherche ausgerechnet unser doch recht unbedeutendes Institut ausgesucht. Da bin ich ja mal wirklich gespannt, welche Arten von krimineller Energie du mir und meinen lieben Kollegen zutraust.« Er zwinkerte ihr verschwörerisch zu und nahm erwartungsvoll einen Schluck Rotwein.
    RÜCKGÄNGIG? Marie machte es ihm in Ermangelung einer besseren Idee zunächst einmal nach. Ihr Schluck war allerdings deutlich größer und vor allem länger, denn sie musste Zeit gewinnen. Und vielleicht betäubte der Alkohol ein wenig ihre pochenden Fußschmerzen. »Also, in der Handlung geht es um ein Comp…«, beinahe hätte sie übersehen, dass ihre in den letzten Tagen so sorgsam ausgedachte Geschichte unter den spontan veränderten Rahmenbedingungen nicht mehr funktionieren würde. RÜCKGÄNGIG?
    »Es geht um ein komp…liziertes Verbrechen. Das ist nicht so auf die Schnelle zu erklären.« Das musste erst einmal genügen, um den stark gefährdeten Autorenkopf noch einmal aus der Schlinge zu ziehen. Über den ganzen Abend konnte sie sich allerdings nicht mit derartig nichtssagenden Floskeln retten. Dieses Treffen schien Marie sowieso schon jetzt eine Ewigkeit zu dauern, und sie hatten noch nicht einmal das Essen bekommen.
    Zum Glück wurde es gerade in dem Moment serviert, als Marie überhaupt nicht mehr wusste, was sie zum
Thema »Krimi an der Pharmazeutischen Fakultät« noch sagen sollte. ZWISCHENABLAGE. Sie hatte Saltimbocca alla romana bestellt, was in der Speisekarte netterweise zusammen mit der deutschen Beschreibung (Kalbsschnitzel mit Parmaschinken und Salbei) angegeben war. Wäre das nicht der Fall gewesen, hätte sie wahrscheinlich notgedrungen Spaghetti Bolognese nehmen müssen. Zwar hätte sie in diesem Fall gewusst, was sich hinter diesem Gericht verbirgt, aber es dann ohne Kleckern zu essen, wäre eine Kunst für sich gewesen. Lutz bekam Spaghetti mit Garnelen, die in ihrem kompletten Zustand mit Panzer für Marie heute eine zu große Herausforderung gewesen wären. Maibach dagegen entfernte - wie immer souverän - Kopf, Beine und Panzer, vermutlich nicht zum ersten Mal.
    »Warum müssen wir eigentlich die ganze Zeit von mir reden?« Nun ja, immerhin ein paar wenige Sätze, in denen es nur um diesen verdammten Krimi gegangen war. Für Maries Geschmack waren es schon viel zu viele gewesen. BEENDEN. »Erzähl doch mal was von dir, Lutz«, versuchte sie ihr Glück, nachdem beide mit dem Essen begonnen hatten. Nicht gerade der ausgefallenste Weg, das Thema zu wechseln, aber immer wieder wirkungsvoll und erfolgreich. So auch in diesem Fall.
    Lutz erzählte ihr von seiner schon lange in der Toskana lebenden Tante Sophia, die er als Kind jedes Jahr in den Sommerferien hatte besuchen dürfen. »Das hat nicht nur meinen Sprachkenntnissen, sondern auch meinen Kochkünsten ganz gutgetan. Tante Sophia hat mir damals alle Klassiker der italienischen Küche beigebracht, von der Bolognese bis zum Vitello tonnato.« Jetzt war Marie doppelt froh, dass sie nicht in die Verlegenheit
gekommen war, nach der Übersetzung der Speisekarte fragen zu müssen. Oder (noch schlimmer) vor einem Teller mit Meerestieren kläglich an deren Handhabung zu scheitern.
    »Also, ich muss sagen«, meinte Lutz, nachdem er sein Besteck zusammengelegt hatte, »dass ich nach eingehender Prüfung immer wieder zu dem Ergebnis komme, dass es hier in der ganzen Stadt das beste italienische Essen gibt.« Er hob sein Weinglas und prostete ihr zu. »Nun spann mich aber nicht noch länger auf die Folter«, fuhr er dann fort. »Ich brenne darauf, endlich mehr über deinen im Entstehen begriffenen Krimi zu erfahren.« Was zu befürchten war. War dieser zugegebenermaßen höchst interessante und unterhaltsame Mann denn durch nichts in der Welt von diesem Thema abzubringen? Aber woher nehmen und nicht stehlen?
    Das war überhaupt die Idee. In Ermangelung eines eigenen Krimiplots

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