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"Dann iss halt was!": Meine Magersucht – wie ich gekämpft habe – wie ich überlebe (German Edition)

"Dann iss halt was!": Meine Magersucht – wie ich gekämpft habe – wie ich überlebe (German Edition)

Titel: "Dann iss halt was!": Meine Magersucht – wie ich gekämpft habe – wie ich überlebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Frommert , Jens Clasen
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vor allem an dem gemessen, »was wohl die Leut’ sagen werden …?«. Und was sagten die Leute wohl über einen, der das Studium abbrach, der auch noch für dieses »rote Blatt« schrieb, als das die Frankfurter Rundschau ( FR ) damals noch galt. All dies hätte nur zu Streitereien geführt, die ich uns allen so lange wie möglich ersparen wollte. Sachlich wären sie ohnehin nie zu führen gewesen.
    Meinen späteren Job als Journalist haben meine Eltern auch nie richtig akzeptiert, trotz einiger durchaus vorzeigbarer Erfolge – sie hätten lieber den »Dr. jur.« als Namenszusatz gelesen als Artikel über die Sportwelt, die neue weltweite Datenflut, Großkonzerne wie die Telekom, Technik- oder Tourismustrends …
    Irgendwann musste ich ausbrechen aus dieser Beziehung mit meinen Eltern und mich gegen ihre festen Vorstellungen, wie ich zu leben hatte, auflehnen. Ich habe diesen überfälligen Richtungswechsel nie bereut. Das Volontariat, das ich als logische Folge meiner Umorientierung 1996 bei der FR begann, das zeigt sich immer wieder, war eine goldene Chance, die perfekte Gelegenheit. Ich war journalistisch nicht untalentiert – und hatte dort vom ersten Tag an das Gefühl: Das ist es, was ich machen will!
    Der Weg in die Zentrale der Frankfurter Rundschau war ein verschlungener.
    Nie hatte ich dieses berühmte »Irgendwas mit Medien« im Sinn. Ich hatte nicht einmal Schülerzeitung-Vergangenheit. Die machten immer die anderen. Irgendwann fragte mich der stadtbekannte Sportschreiber, ob ich denn die Stadionzeitung des VfR 1910 Bürstadt übernehmen könne. »Och, warum nicht?« Ich studierte mehr schlecht als recht und hatte durchaus Ressourcen frei. Und der VfR war eine Herzensangelegenheit. Spitzenreiter der »Ewigen Oberliga-Hessen-Tabelle«, deutscher Fußball-Amateurmeister, Zweitligist, 7:2-Sieger über den MSV Duisburg. Und das als Kleinstadt. Ich war stolz auf meinen Verein. Viele Jahre bestimmten die Helden meiner Kindheit wie Horst Schauß oder Hans-Otto Jordan meine Wochenend-Laune. Meine Eltern wussten schon, als ich durch die Tür kam, wie das Spiel ausgegangen war. Ich trug mein Fußballherz auf den Lippen die Treppen hinauf. Wenn ich pfiff, hatten sie gewonnen, wenn nicht, war’s der Schiri.
    Infolgedessen begann ich auch, für die Bürstädter Zeitung zu schreiben, Texte für die regionalen Zeitungen folgten: Mannheimer Morgen , Wormser Zeitung , Kurzberichte für den Kicker . Ich fuhr regelmäßig zur allwöchentlichen Oberliga-Pressekonferenz, immer mittwochs im Raum Frankfurt. So lernte ich Leute kennen, die Leute kannten: Journalisten, Funktionäre, Trainer, Spieler, Platzwarte.
    Eines Tages, es war ein Samstag, klingelte das Telefon. Die Redaktion der FR fragte an, ob ich mir denn vorstellen könne, öfter für sie zu schreiben als bisher. Eine Redakteurin sei ausgeschieden, weil sie weggezogen sei. Schon sonntags fuhr ich nach Frankfurt. Doch es wurde nicht viel geredet, sondern schnell gehandelt: Zum American Football sollte ich gehen, »draußen im Waldstadion«: Frankfurt Galaxy gegen Birmingham Fire. Ich hatte keine Ahnung von diesem Sport. Ich brachte einen ordentlichen Hintergrundbericht zustande. Als ich in der Redaktion saß und nervös bis zum Gehtnichtmehr meinen Bericht tippte, fand ich Gefallen an genau diesem Gefühl.
    Nach wenigen Wochen wusste ich: Das will ich machen, und nie mehr etwas anderes. Und so investierte ich alle Kraft. Binnen kürzester Zeit machte ich Redaktionsdienste, Spätdienste, plante Seiten, schrieb und schrieb. Ich wurde zum festen Bestandteil der Redaktion. Mir war nichts zu viel und nichts zu schwer. Ich hatte immer irgendwie eine Lösung, immer gute Laune. Es war das, was ich heute meine glücklichste Phase nennen würde. Wir waren dort ein verschworener Haufen. Ich kannte das Wort »Feierabend« ebenso wenig wie »Nein« oder »müde« oder »Jetzt nicht« oder »ich muss nach Hause«. Geht nicht gab’s nicht. Ich sagte Gabi immer, ich muss präsent sein, meinen Willen zeigen. Mein Wille geschah: Ich wurde vom freien Mitarbeiter zum festen Freien, zum Pauschalisten mit festem monatlichen Honorar. Ich machte sogar alleinverantwortlich eine Zeitung zu den Olympischen Spielen in Atlanta. Es gab damals noch die FR am Abend , die so hieß, obgleich sie am Morgen kam. Es war das Altpapier der Tageszeitung in einem aktuellen Mantel. Und der bestand im Sommer 1996 eben aus Olympia. Ich wurde durch meinen Einsatz bekannt und bekannter im Haus. Der

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