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Dann klappt's auch mit dem Doktor

Dann klappt's auch mit dem Doktor

Titel: Dann klappt's auch mit dem Doktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Lenz
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ist mein erster Tag in der Ambulanz. Ich fühle mich wie eine Sechsjährige auf dem Weg zur Einschulung. Das mag auch an der kleinen Prinzessin-Lillifee-Schultüte liegen, die Vera mir geschenkt hat. Die habe ich allerdings im Auto gelassen. Bei meinem Einstieg in der Ambulanz möchte ich wie eine seriöse, kompetente Ärztin wirken. Trotzdem bin ich froh, dass Vera mich heute Morgen abgeholt hat. »Damit nichts schiefgeht«, meinte sie augenzwinkernd.
    Leider bin ich doch nervöser, als ich gedacht hatte, und in solchen Situationen neige ich zu unglücklichen Missgeschicken. Die gilt es heute um alles in der Welt zu vermeiden. Dank Veras Hilfe bin ich perfekt vorbereitet. Während meiner freien Tage waren wir shoppen, und ich habe mir ein mokkafarbenes Hemdblusenkleid und perfekt dazu passende Pumps mit nur drei Zentimeter hohen Absätzen gekauft. In dem Outfit wirke ich schick, leger und unglaublich seriös. Meine Haare habe ich mir heute Morgen mühevoll zu einem lockeren Knoten im Nacken hochgesteckt. Dafür bin ich extra eine halbe Stunde früher aufgestanden und habe mindestens zwanzig Versuche gebraucht.
    Â»So, ich wünsch dir alles Gute für deinen ersten Tag. Bis heute Mittag.« Vera umarmt mich und biegt in Richtung der Station, die sie heute betreut, ab.
    Ich nehme die Abkürzung durch die Notaufnahme zu den Ambulanzen. Da kann ich auch gleich einen Blick auf die Pinnwand werfen. Mein Dietrich’sches Problem konnte ich leider immer noch nicht lösen, was unter anderem daran liegt, dass Veras Kontaktmann in der Verwaltung im Urlaub ist.
    Im Eingang treffe ich auf eine hektische Mutter mit ihrem etwa zwölfjährigen Sohn. »Entschuldigung, können Sie mir sagen, wo ich die Notaufnahme finde? Meinem Sohn … »Der Sohnemann, etwas grünlich im Gesicht, guckt mich mit großen Augen an und übergibt sich ohne Vorwarnung. Ich habe keine Chance. Wer während seiner Studienzeit einmal einen Patienten mit schwallartigem Erbrechen betreut hat, vergisst das nie wieder. Dies hier ist mein zweites Erlebnis dieser Art. Mein schönes Kleid ist voller … Moment mal …
    Â»Kirschstückchen?«, entfährt es mir entgeistert. Jetzt werde ich hektisch.
    Â»O mein Gott, das ist mir ja so unangenehm. Mein Sohn übergibt sich schon die ganze Nacht und hatte hohes Fieber. Da habe ich ein altes Hausmittel verwendet: eingelegte saure Kirschen gegen Fieber.«
    Gegen die Übelkeit scheint das auf jeden Fall nicht geholfen zu haben. Mist, das geht nie wieder raus. Ausgerechnet heute. Das darf doch nicht wahr sein! Ich bugsiere den weiterspuckenden Jungen mit seiner sich unentwegt entschuldigenden Mutter vor mir her in die Notaufnahme und übergebe ihn einer Schwester. Die eilt uns mit einer Brechschale entgegen und ruft: »Nicht auf den Boden!«
    Das wird sich wohl nicht vermeiden lassen. Dann fällt ihr Blick auf mich: »Oh, Frau Dr. Plüm. Im Schwall?«
    Â»Ja, ich werde mich mal schnell umziehen.«
    Ich könnte heulen. Mein kompetentes Outfit ist dahin, ich stinke nach Kirschkotze, die sogar in meinen Haaren hängt, und werde an meinem ersten Ambulanztag zu spät kommen. In der Umkleide stelle ich fest, dass ich leider auch keine frische Bereichskleidung mehr habe. Mit einer Doppelpackung Schokokekse aus meinem eisernen Spindvorrat unterm Arm, steuere ich die Wäscherei an, um eine Ladung gutsitzender Arzthosen und Polohemden zu ergattern.
    Die Dame an der Wäscheausgabe kenne ich aber zu meinem Entsetzen nicht. Sie mich auch nicht. Es gab bereits Gerüchte, dass die alte Wäschereileiterin gekündigt hat. Dieses spindeldürre, verhärmte Weiblein, das nun vor mir steht, ist wohl ihre Nachfolgerin.
    Â»Einen schönen Tag wünsche ich Ihnen«, grüße ich sie freundlichst.
    Das Weiblein schaut mürrisch drein. Das könnte natürlich auch an meinem Aussehen und der Kirschkotze-Geruchswolke liegen, die mich umgibt. Also komme ich gleich zur Sache: »Plüm ist mein Name. Ihre Vorgängerin hatte mir ein Paar Männerarzthosen und -hemden zurückgelegt.«
    Â»Nein, das ist unmöglich. Männerhosen gibt es nur für Männer.«
    Mutig halte ich ihr die Packung Kekse hin.
    Â»Ich esse nie Schokoladenkekse! Sie wollen mich doch nicht etwa bestechen«, empört sie sich und rümpft die Nase.
    Â»Männerhosen gibt es nur für Männer! So lautet die

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