Dann klappt's auch mit dem Doktor
nach Hause gefahren.«
Inzwischen drückt mir schon der riesige weiche Busen der Aschewolkenfrau in den Rücken. Jetzt reichtâs!
»Könnten Sie vielleicht etwas Abstand halten? Wenn Sie mich bedrängen, geht es auch nicht schneller!«, fahre ich sie an.
»Nun sein Se doch nich so empfindlich, junges Fräulein.« Sichtlich verärgert, dass sie nun nicht mehr so gut lauschen kann, geht sie einen Schritt zurück.
»Denner hat mich nur gefahren, weil Caro ihn darum gebeten hat.«
»Das denkst du.«
Dr. Klemme schwebt in seinem Arztkittel an der Warteschlange vorbei und fragt den Herrn, der jetzt an der Reihe wäre: »Entschuldigen Sie bitte, wären Sie so nett, mich kurz vorzulassen? Ich muss sofort wieder in den OP , Leben retten.«
Na, der traut sich was.
»Wenn wir das täten, würden der Mob uns gleich als arrogante Ãrztinnen lynchen.«
»Hmm.«
Aber es klappt. Klemme darf etwas bestellen.
»Ich dachte, der lässt sich sein Essen von den OP -Schwestern bringen«, tuschelt Vera.
»Läuft wohl nicht mehr so gut.«
»Das ist doch Dr. Klemme, der Chirurg, nicht wahr?«, fragt die aufdringliche Frau von hinten mit rauer Stimme und drängt sich schon wieder an mich.
»Ja, könnten Sie mir vielleicht etwas Platz lassen?«
»Das ist wirklich ein toller Arzt. So wie die im Fernsehen.«
Sie strahlt ein zahnloses Lächeln. Ich beschlieÃe sie zu ignorieren und wende mich wieder an Vera.
»Wie warâs denn eigentlich noch mit Till? Wart ihr noch lange unterwegs?«
»Nicht so ewig. Wir waren noch so bis um vier im Goa. Die Musik war echt super zum Tanzen, aber ich war dann auch irgendwann zu müde.«
Bis um vier also. Hmm. Was hat Till denn dann bis um sieben noch gemacht?
»Ach, jung müsste man noch mal sein. Ich habe früher auch so gerne getanzt«, mischt sich die raue Stimme von hinten ein.
In meinem Rücken spüre ich wieder irgendetwas Weiches.
Ich fahre herum: »Wären Sie vielleicht so gut, sich nicht in unsere Unterhaltung einzumischen? Und hören Sie auf zu drängeln.«
»Sie denken wohl, Sie wären was Besseres?« Die raue Stimme hat sich zum Klassenkampf erhoben.
»Das tut sie in der Tat. Gut, dass es endlich mal jemand ausspricht.« Dr. Klemme stellt sich neben uns und beiÃt in sein Käse-Baguette.
»Na vielen Dank auch.«
»Wieso, stimmt doch.« Er zwinkert der penetranten Stinkefrau vertrauensvoll zu: »Sie sollten sie nicht reizen. Mit dieser Frau ist nicht zu spaÃen. Halten Sie lieber etwas Abstand.«
Er geht weiter in Richtung Sonnenterrasse. Kurz vor dem Ausgang dreht er sich noch mal um und ruft mir zu: »Käse-Baguettes sind übrigens alle.«
Na toll. Ich mag nur Käse. Alle anderen Baguettes sind noch matschiger. Die penetrante Dame hinter uns geht auf Abstand und beäugt mich misstrauisch.
»Was war das denn?« Vera blickt Klemme verwundert nach.
»Er ist sauer, weil er das Science Training nicht bekommen hat und tyrannisiert mich jetzt.«
»Sei bloà vorsichtig. Bei Klemme weià man nie.«
»Mit dem werde ich schon fertig. Ich fahre heute übrigens zu Caro, hast du Lust mitzukommen?«
»Geht leider nicht. Meine Eltern haben sich angekündigt. Was habt ihr denn vor?«
Wie durch ein Wunder bewegt die Warteschlange sich zentimeterweise vorwärts.
»Nur gemütlich was essen und quatschen. Ich bin total gespannt, wie der Kleine sich in den letzten Wochen entwickelt hat.«
Ich bin zwar mal wieder ein wenig erkältet, aber Caro ist da nicht so zimperlich. SchlieÃlich fährt sie mit ihrem Kind auch mit der StraÃenbahn. Wer weià schon, was die anderen Fahrgäste dort für ansteckende Erkrankungen haben? Ich muss den Kleinen ja nicht gleich abknutschen.
»Grüà sie ganz lieb. Ich habe Julius auch ewig nicht gesehen. Zuletzt bei seiner Taufe, glaube ich.«
»Ich habe überlegt, ein kleines Geschenk zu besorgen. SchlieÃlich bin ich Juliusâ Patentante. Ich habe nur keine Ahnung, was.«
»Sie freut sich bestimmt über eine liebevolle Kleinigkeit. Lass mal überlegen ⦠Warum eigentlich immer nur Geschenke fürs Kind? Was ist eigentlich mit der Mutter? Die leistet ja nun auch einen entscheidenden Beitrag zum Gedeihen und zur Entwicklung des Kleinen«, gibt Vera zu bedenken.
»Dieser Einwand ist absolut berechtigt. Ich sollte
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