Dann klappt's auch mit dem Doktor
Schleudern. »Na, Müsli und Obst. Nicht wahr, Klaus-Ole? Wenn er aufsteht, sind mein Mann und ich schon bei der Arbeit. Aber ich sage unserer Haushälterin immer, dass sie auf seine Ernährung achten muss.«
Das scheint nicht zu funktionieren. Denner wendet sich wieder an Klaus-Ole: »Wie fühlst du dich denn jetzt?«
»Zu dick, und ich bin traurig, weil ich es alleine nicht schaffe, abzunehmen. Bitte helfen Sie mir dabei.«
Der Satz kommt mir bekannt vor. Ich blättere noch einmal in Klaus-Oles Akte. Ãhnliches hat er zu Beginn der anderen drei Abnehm-Programme auch angegeben. Scheint sein Standardsprüchlein zu sein. Denner interessiert das aber im Moment nicht.
»Gut. Du weiÃt, dass du hier mitarbeiten musst, wenn du wirklich abnehmen möchtest.«
»Das möchte ich unbedingt.«
»Gut, dann bekommst du einen Termin bei der Ernährungsberaterin und den Sportlehrern, und die werden ein Programm erstellen. Die Eingangsuntersuchung wird Frau Dr. Plüm gleich machen.«
Ich nehme Klaus-Ole mit ins Untersuchungszimmer. Nach der körperlichen Untersuchung, EKG , Blutdruckmessung und Blutentnahme ist er schon so erschöpft, dass er unbedingt was zu essen braucht. Wie durch ein Wunder findet sich in der Handtasche seiner Mutter ein Schokocreme-Snack, den Klaus-Ole in einer Millisekunde verputzt.
»Meinen Sie nicht, dass es Zeit wird, es vielleicht mal mit Obst zu versuchen?«, versuche ich gerade noch einzuwenden.
Klaus-Oles Mutter ist empört: »Der arme Junge. Man kann ihm doch nicht jegliche Freude am Leben nehmen.«
Tja, vielleicht muss man ihm nur zeigen, dass man sich auch über andere Dinge als Schokocreme freuen kann.
Wenig später treffe ich mich mit Denner in unserem Büro zur Nachbesprechung.
»Und, konntest du etwas aus den Gesprächen mitnehmen?«, fragt er selbstzufrieden.
»War ganz interessant.«
»Und, wie nimmst du diese Gespräche wahr?«
Meine diplomatischen Fähigkeiten sind bereits ausgereizt. »Ehrlich gesagt, als Zeitverschwendung. Wir haben eine ganze Stunde mit Klaus-Ole verplempert. Der hat doch gar keine Lust, abzunehmen.«
»Ich glaube, du musst noch mehr Sensibilität für das, was sich zwischen den Zeilen abspielt, entwickeln.«
»Der Junge hat sich nach der Untersuchung einen Schokosnack reingezogen, und die Mama unterstützt ihn dabei.«
»Das heiÃt noch nichts. Der Junge möchte tatsächlich abnehmen.«
»Glaub mir, der Junge nimmt niemals ab. Wir hätten den Platz jemandem geben sollen, der wirklich motiviert ist.«
»Du gibst diesen Patienten zu früh auf.«
»Wir werden sehen.«
Ich drücke Nils zwei Teetassen, die er auf meinem Tisch abgestellt hat, in die Hand: »Wäre super, wenn du deine Tassensammlung bei dir behalten könntest.«
»Sag mal, hast du immer noch schlechte Laune wegen des Wochenendes?«
»Ich vermische nie Berufliches mit Privatem. Ich möchte nur nicht, dass du deinen Müll auf meinem Tisch abstellst.«
»Das ist kein Müll, das sind Teetassen.«
»Das sehe ich auch. Das macht es aber nicht besser«, fauche ich gereizt.
Kapitel 13
Nach der Arbeit fahre ich in dem kleinen Spa am Strandbad vorbei und besorge für Caro noch schnell einen Massagegutschein. Während ich in der Lobby darauf warte, dass der Gutschein ausgedruckt wird, ruft sie auch schon an.
»Tut mir leid, ich bin etwas spät dran. Ich bin noch in der Stadt. Hast du vielleicht Lust herzukommen, dann können wir vor dem Essen noch ein bisschen Einkaufen gehen.«
»Das klingt gut. Wo bist du denn?«
»In der kleinen Boutique am Markt.«
»Dann treffen wir uns in zehn Minuten da.«
Was für eine phantastische Idee! Es ist nun mal eine Tatsache, dass Shoppen Frauen glücklich macht. Caro, absolute Shopping- und Homeshopping-Expertin, ist dabei die beste Begleitung. Nach den Ereignissen der letzten Tage muss ich mir unbedingt was Schickes kaufen. Die Suche nach den neuesten must-haves gestaltet sich im realen Leben leider nicht so problemlos wie bei den shoppingsüchtigen Heldinnen in den Frauenromanen, die ich so gerne lese. Meist finde ich ein Outfit nach einem Blick auf das Preisschild für mich doch nicht mehr so überaus attraktiv. Caro probiert als Erstes ein fliederfarbenes Wickelkleid.
»Und wie findest du das?«, sie dreht und wendet sich wie ein Model hin und
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