Dann klappt's auch mit dem Doktor
ihm. Mal ist er supernett und dann wieder total herablassend. Männer!
Kapitel 17
In der Moby-Fit -Ambulanz wartet einige Tage später eine Ãberraschung auf mich: An meinem Schreibtisch sitzt eine mir unbekannte junge Frau. Sie kann nicht älter als Anfang zwanzig sein, hat kurze schwarze Haare, groÃe blaue Augen und feine Gesichtszüge. Trotz ihres burschikosen Haarschnittes ist sie bildhübsch. Wie kann man nur so einen ebenmäÃigen Teint haben?
Darum geht es jetzt aber gar nicht! Ich habe mich den ganzen Vormittag durch die Notaufnahme gekämpft, bin von den letzten anstrengenden Diensten pauschal genervt und jetzt das: Die Tussi sitzt an meinem Platz und hat dort irgendwelche Unterlagen ausgebreitet. Meinen Stifteständer und den Locher hat sie einfach auf die Fensterbank gestellt.
»Entschuldigung, darf ich fragen, wer Sie sind und was Sie an meinem Schreibtisch machen?«
Am liebsten würde ich sie ohne groÃe Worte an den Ohren aus dem Zimmer schleifen.
»Oh, hallo, Sie müssen Frau Dr. Plüm sein. Ich bin Katharina Heck, die Psychologiestudentin.«
Ich blicke sie verständnislos an.
»Ich schreibe meine Semesterabschluss-Arbeit über das Moby-Fit -Programm. Nils meinte, es sei kein Problem, dass ich Ihren Schreibtisch benutze, wenn Sie nicht da sind.«
»So, sagte er das?«
»Ja. Er hat Ihnen doch bestimmt erzählt, dass ich ab heute für fünf Wochen hier mitarbeite.«
»Das muss ich wohl vergessen haben. Ich habe viel zu tun.«
»Das glaube ich sofort. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie froh ich bin, meine Arbeit zusammen mit Nils schreiben zu können. Er ist auf dem Gebiet der patientenorientierten Kommunikation mein absolutes Vorbild. Er ist â¦Â«
Zum Glück endet das Loblied auf Nils mit dessen Erscheinen. Die Studentin springt auf und fällt ihm fast um den Hals.
»Oh, Nils, schön, dich zu sehen. Ich bin die Artikel, die du mir empfohlen hast, schon alle durchgegangen. Vielen Dank für den Hinweis. Allerdings habe ich noch einige Fragen. Kannst du die nachher mit mir durchsprechen?«
»Natürlich. Ich möchte ja, dass du hier möglichst viel lernst.«
Nils ist sichtlich geschmeichelt. Mir kommtâs gleich hoch. Katharina ist ein richtiger Schleimbeutel. Was mich aber wirklich wütend macht, ist die Tatsache, dass Nils mich nicht über ihr Kommen informiert hat und ihr allen Ernstes meinen Schreibtisch angeboten hat. Und gerade eben hat er mich nicht einmal gegrüÃt. Er tut glatt so, als wäre ich Luft. Ich versuche möglichst gelassen zu klingen, als ich ihn frage: »Kann ich dich kurz sprechen?« Er weicht mir einfach aus: »Jetzt ist es ungünstig. Ich muss Katharina vor der Sprechstunde noch einweisen.«
Die strahlt ihn mit ihren dämlichen babyblauen Augen an.
»Gut dann eben später.«
Mit nur mühsam unterdrücktem Zorn gehe ich in mein Ambulanzzimmer und beginne mit meiner Sprechstunde. Darauf kann ich mich gar nicht richtig konzentrieren, da mich ständig die Frage umtreibt, was eigentlich mit Nils los ist. Ich habe ihm nichts getan. Im Gegenteil, ich habe rechtzeitig die Grenzen abgesteckt. Also was soll dieses Theater?
Der nächste Patient kommt herein: Es ist Marvin. Marvin krümmt sich vor Bauchschmerzen und kann kaum gehen. Was hat er denn nun wieder? Der Junge scheint Probleme magisch anzuziehen. Nach einigen bohrenden Fragen berichtet er, welchen Unfug er diesmal angestellt hat. Er hat in den letzten drei Tagen nichts getrunken, um so Gewicht für den heutigen Wiegetermin zu sparen. Chips, Schokolade und Burger hat er dagegen weiter in sich hineingeschaufelt. Jetzt ist er schlichtweg verstopft.
Ich bringe Marvin kurzerhand in die Notaufnahme, damit meine Lieblingsschwester Petra ihm einen Einlauf macht.
Petra ist knapp dreiÃig, einen Kopf gröÃer als ich, hat einen drahtigen Körper und kurze hellblonde Haare. Sie ist fachlich und menschlich wirklich auf Zack. Mit ihrem schier unerschütterlichen Humor macht sie selbst die stressigsten Dienste erträglich. AuÃerdem ist sie mein groÃes Vorbild, was Schlagfertigkeit betrifft. Von ihr kann ich da eine Menge lernen. Das mache ich nur leider nicht. Marvin hat groÃe Angst vor dem Einlauf und weigert sich, sich auf die Liege zu legen. Geduldig versuchen wir, ihn von der Harmlosigkeit dieser Prozedur zu überzeugen, bis sich sein Vater, der ihn
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