Dann klappts auch mit dem Glueck
irrelevant. Wer will schon vernünftig kommunizieren können und dabei noch clever wirken?“
„Ich kann eh schon gut genug kommunizieren“, widersprach er. „Mann, Mom, das war doch nun echt keine große Sache.“
„Schule zu schwänzen ist kein Kavaliersdelikt. Was hast du in der Zeit gemacht?“
„Nichts.“
„Und wo hast du nichts gemacht?“
„Ein paar von uns sind zu Herman’s Hamburgers gegangen. Okay?“
Sie deutete mit dem Finger auf ihn. „Nein, es ist nicht okay. Und dein Tonfall gefällt mir ganz und gar nicht.“ Es gefiel ihr auch nicht, dass ihr Sohn die Schule schwänzte, um Hamburger essen zu gehen. Und sie vermutete, dass ihr auch nicht gefallen würde, mit wem er sich da herumgetrieben hatte. „Wer ist noch dabei gewesen?“
Er wich ihrem Blick aus. „Ein paar Jungs aus meiner Klasse.“
„Erinnerst du dich noch an das Gespräch neulich, als wir darüber geredet haben, dass man sich seine Freunde sorgfältig aussuchen soll?“
„Ja.“
Na toll, jetzt wurde Leo richtig trotzig. Sie beugte sich vor und strich ihm liebevoll eine Strähne aus dem Gesicht. „Komm, nun werde nicht auf mich sauer. Ich versuche doch nur, dir zu helfen.“
Er hob den Kopf und sah sie mürrisch an. „Du kannst mir nicht helfen, Mom. Du weißt doch gar nicht, wie es ist.“
Vielleicht wusste sie das wirklich nicht. Als sie in seinem Alter gewesen war, hatte sie niemals von vorn anfangen müssen. Sie hatte ihre Schulzeit mit denselben Kindern verbracht, mit denen sie schon in den Kindergarten gegangen war. Wenn sie allerdings an einige der Dummheiten dachte, die sie und ihre Freunde angestellt hatten, fragte sie sich inzwischen, ob es nicht vielleicht besser gewesen wäre, wenn ihre Eltern sie aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen hätten, damit sie einen Neuanfang hätte machen können.
„Ich weiß, dass es schwierig sein kann, die richtigen Entscheidungen zu treffen“, meinte sie vorsichtig. „Als ich jung war, habe ich eine Reihe von idiotischen Sachen gemacht. Und das Ergebnis war nicht immer lustig.“ Obwohl eine dieser falschen Entscheidungen ihr immerhin Leo beschert hatte, also kam nicht immer etwas Schlechtes dabei heraus.
Daraufhin sagte Leo gar nichts mehr, sondern starrte nur bockig vor sich hin. Drang sie überhaupt bis zu ihm vor?
Am nächsten Tag ging Meredith in ihrer Mittagspause ins Gingerbread-Haus und erzählte Cass von ihren Sorgen mit Leo.
„Tja, das ist ein richtig schwieriges Alter“, stimmte Cass ihr zu. „Amber hat mich auch fast in den Wahnsinn getrieben. Aber neuerdings haben wir ein Programm in der Stadt, das vielleicht genau das Richtige für Leo ist. Es ist an ein Jugendprogramm in Kanada angelehnt, das sich Youth Assisting Youth nennt. Ältere Jugendliche nehmen jüngere Kinder wie Leo unter ihre Fittiche und sind so eine Art Mentor für sie. Willie hat sich gerade freiwillig gemeldet und sucht noch jemanden, den er betreuen kann.“
Willie schien ein netter Junge zu sein, und Leo hatte Spaß gehabt, als sie neulich bei Cass zu Besuch gewesen waren. Aber ob Leo sich darauf einlassen würde? In letzter Zeit war er nicht sonderlich kooperativ.
„Warum gehst du nicht rüber in das Büro und lässt dir nähere Informationen über das Programm geben? Sprich einfach mal mit dem Mann, der es betreut.“
„Das könnte ich natürlich mal machen.“ Irgendetwas musste sie tun.
„Es nennt sich Youth Power, und das Büro ist drüben in dem alten Haus direkt neben der Parkverwaltung.“
„Das alte graue Haus hinter dem Rathaus?“ Das Haus sah aus, als sollte man es schleunigst abreißen.
„Genau das. Von außen macht es nicht viel her, aber sie sind dabei, es zu renovieren. Die Jugendlichen gestalten die Innenräume, und am Samstag helfen ganz viele Freiwillige, es zu streichen. Schau es dir an und lass mich wissen, was du davon hältst.“
Meredith nickte. „Okay.“ Leo war dabei, in gefährliche Gewässer zu geraten. Sie musste etwas unternehmen, bevor ihm das Wasser bis zum Hals stand. Also entschied sie, direkt dorthin zu gehen, ehe sie an ihren Arbeitsplatz zurückkehrte.
Das Haus brauchte wirklich dringend einen neuen Anstrich. Und auch das Außengelände musste neu gestaltet werden. Aber sie erkannte durchaus das Potenzial, das in dem Grundstück steckte. Und als sie hineinging, befand sie sich auf einmal in einer ganz anderen Welt. Hinter dem Empfangstresen, an dem eine schlanke grauhaarige Frau stand, die Jeans, einen Rollkragenpullover und eine
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