Dann klappts auch mit dem Glueck
gesichtslosen Kindern.
„Komm schon, Mom, spiel eine Runde Darts mit mir“, lud Leo sie ein.
Sie konnte sich nicht erinnern, wann er sie das letzte Mal gebeten hatte, etwas mit ihm zu machen. Glücklich griff sie nach ein paar Pfeilen.
Natürlich schlug Leo sie haushoch. „Du bist echt schlecht, Mom“, neckte er sie.
„Aber bestimmt nur beim Dartspielen, würde ich wetten“, erklang eine Stimme hinter ihnen.
Meredith drehte sich um und sah Jed lächelnd im Türrahmen stehen. Oh, oh, da waren sie wieder, die Schmetterlinge.
Leo wirkte auf einmal befangen und verstummte.
„So, wie sieht es aus? Können wir essen?“, fragte Jed.
„Sicher“, antwortete Meredith und folgte ihm zu dem großen Eichentisch, auf dem er alles angerichtet hatte. Außer den Steaks gab es eine Schüssel mit Kartoffelsalat, einen Korb mit Brötchen und einen Teller mit Maiskolben. „Das sieht ja gut aus“, meinte sie.
„Na ja, es ist nichts Besonderes. Der Kartoffelsalat ist aus dem Supermarkt, genau wie die Brötchen. Die mussten nur aufgebacken werden. Keine große Sache. Kannst du kochen?“, fragte er Leo, als sie begannen, sich die Teller zu füllen.
Leo schüttelte den Kopf.
„Konnte ich in deinem Alter auch noch nicht. Inzwischen bin ich froh, dass ich es gelernt habe. Sonst müsste ich vermutlich verhungern.“
Ein Mann, der kochen konnte – das war sexy.
Während des Essens sagte Leo nicht viel. Meredith vermutete, dass ihm die Sache mit dem Steinwurf immer noch unangenehm war. Sie selbst fühlte sich auch ein wenig unbehaglich. Noch vor Kurzem waren sie und dieser Mann Gegner gewesen, die wegen eines Grundstücks vor Gericht gezogen waren. Jetzt saß sie hier mit ihm am Tisch und aß Steak.
Jed dagegen schien eine Art Amnesie entwickelt zu haben und plauderte, als hätte es zwischen ihnen nie ein Problem gegeben. Er brachte so unverfängliche Themen wie Lieblingsfernsehserien und die nahe gelegene Farm zur Sprache, wo er die Maiskolben gekauft hatte. Dann fragte er, wie es ihnen in Icicle Falls gefiel.
„Ist okay“, meinte Leo achselzuckend.
„Es wird bestimmt noch besser werden, wenn du Freunde gefunden hast, mit denen du etwas unternehmen kannst“, versicherte Jed ihm. „Wir haben bei Youth Power eine Menge Sachen für die kommenden Monate geplant.“
Leo sah ihn verwirrt an.
Statt damit zu prahlen, dass er die Organisation gegründet hatte, erklärte Jed: „Ich arbeite da manchmal. Wahrscheinlich siehst du mich dort hin und wieder.“
Anscheinend musste Leo diese Information erst einmal verarbeiten. Schließlich nickte er. Dann widmete er sich wieder seinem Maiskolben.
„Wie hat dir die Raftingtour gefallen?“, wollte Jed wissen.
„War okay“
„Ihr hattet ja auch tolles Wetter dafür.“ An Meredith gewandt, fügte er hinzu: „Man weiß nie, wie sich das Wetter entwickelt. Ich bin froh, dass es mitgespielt hat.“
Und so plauderte er munter weiter, ohne dass die Unterhaltung zu sehr in die Tiefe gegangen wäre. Auf diese Weise gelang es ihm, Leo langsam die Befangenheit zu nehmen.
Nach dem Essen gingen sie ins Spielezimmer hinüber, und Meredith kam nicht umhin, nach dem maßstabsgetreuen Modell auf dem Tisch zu fragen. Warum sie unbedingt dieses heikle Thema anschneiden musste, wusste sie auch nicht so recht. War es das schlechte Gewissen?
„Das ist das Modell für Camp Summit“, erwiderte Jed. „Irgendwann werde ich es realisieren.“ Er wechselte das Thema. „Kommt, lasst uns eine Runde Billard spielen.“
Meredith sah zu, als er Leo erklärte, wie man den Queue halten musste. Sie stellte fest, dass er wirklich gut mit Kindern umgehen konnte, und fragte sich, ob er wohl eigene Kinder hatte.
„Denk dran“, sagte er zu Leo, „bei diesem Spiel geht es um Anschlagwinkel. Es ist Geometrie in Bewegung. Man muss seinen Stoß genau planen.“
Er demonstrierte es, indem er eine der Kugeln wie ein Profi in eins der Löcher beförderte. Eine weitere Kugel folgte. „So, schau dir das an. Ich glaube, du bist jetzt dran. Loche eine der Ganzen ein. Das sind die Kugeln, die ganzfarbig sind. Versuch doch einfach mal, die Sechs dort drüben in das Loch zu stoßen“, schlug Jed vor.
Meredith war keine Expertin, was Billard anging. Aber sie war sich ziemlich sicher, dass Jed so lange an der Reihe war, bis einer seiner Stöße danebenging. „Bist du nicht noch dran?“ Während des Essens waren sie zum Du übergegangen.
„Das ist egal. Okay, Leo, überleg dir, wie du am besten
Weitere Kostenlose Bücher