Dann klappts auch mit dem Glueck
stößt.“
Leo legte den Queue so an, wie Jed es ihm gezeigt hatte. Er biss sich auf die Lippe und konzentrierte sich auf die Kugel. War ja auch eine wichtige Sache, eine Kugel in ein Loch zu befördern.
Anscheinend verstand Jed das, und als Leo seinen Stoß ausführte und traf, nickte er lobend. „Gut gemacht.“ Er hielt Leo eine Faust hin, und zu Merediths Erstaunen, grinste Leo und stieß mit den Handknöcheln gegen Jeds. Ihr Sohn war glücklich. Fast hätte sie Freudentränen vergossen.
„Okay, nimm dir die nächste Kugel vor.“ Jed deutete auf den Billardtisch.
Leo setzte den nächsten Stoß an, doch diesmal verfehlte die Kugel das Loch um einige Zentimeter.
„Das war auch ein schwieriger Winkel“, meinte Jed. „Okay, jetzt ist deine Mom an der Reihe.“
„Oh, ich glaube nicht“, widersprach Meredith.
„Ach, komm schon. Mach, Mom“, drängte Leo sie.
„Ja, komm“, stimmte Jed ein. „Geht doch nicht, dass nur wir Männer Spaß haben. Hier, ich helfe dir.“
Ehe sie sich versah, hatte Meredith einen Queue in der Hand. Jed stand hinter ihr, und als er seine Hand auf ihre legte und ihr zeigte, wie man den Queue ausrichtete, war sie überwältigt von seiner Präsenz. Die Schmetterlinge in ihrem Bauch gerieten in helle Aufregung. Ein Bild von ihr mit Jed auf dem Billardtisch schoss ihr durch den Kopf. Aber sie spielten nicht Billard ...
Er bewegte ihren Arm, und die Kugeln prallten aneinander. Eine Halbe rollte direkt in eins der Löcher.
„Das ist nicht fair“, protestierte Leo. „Du hast ihr geholfen.“
„Ha, glaubst du etwa, dass ich es nicht auch allein schaffe?“, fragte Meredith empört.
Das brachte Leo zum Lachen.
„Ich werd’s dir beweisen.“
„Ziel auf die Zehn“, flüsterte Jed.
Sie zielte, doch die Kugel schoss weit am Ziel vorbei. Leo kicherte ein wenig gehässig. „Das war so geplant“, verteidigte Meredith sich.
„Ja, sicher“, meinte Leo, nicht überzeugt.
Sie spielten, bis alle Kugeln vom Tisch verschwunden waren. Anschließend spielten Leo und Jed eine Partie Darts, wobei Jed Leo genauso vernichtend schlug, wie Leo sie besiegt hatte.
„Du bist echt gut“, stellte Leo fest.
„Ich habe ja auch schon ein paar Jahre mehr Übung.“
„Können wir noch ein Spiel spielen?“, fragte Leo.
„Ich glaube, es wird Zeit, dass wir nach Hause fahren“, entgegnete Meredith. Trotz des Geplänkels und der Anziehungskraft, die sie zu ihrem Gastgeber verspürte – oder vielleicht auch deswegen –, war sie immer noch ein wenig befangen.
Leo verzog das Gesicht.
„Wir wiederholen das auf jeden Fall mal“, versprach Jed, und schon meldeten sich die Schmetterlinge wieder.
Sie erinnerte sich daran, dass sie diese Schmetterlinge im Bauch auch bei George gehabt hatte. Und man konnte ja sehen, wo das hingeführt hatte. Trotzdem war es nett, dass Jed und sie ihre Differenzen bereinigt hatten, nett, einen neuen Freund in Icicle Falls gefunden zu haben. Neue Freundschaften zu schließen, war ja etwas vollkommen Normales.
Aber wem wollte sie hier eigentlich etwas vormachen? Obwohl George sie so hintergangen und verletzt hatte, sehnte sie sich tief in ihrem Inneren immer noch nach der Art von Partnerschaft, die sie bei ihren Eltern erlebte. Sie sehnte sich nach einem netten Mann, einem Mann, dem sie vertrauen, einem Mann, mit dem sie ihr Leben teilen konnte.
Sie hatte keine Ahnung, wohin die Sache mit Jed führen würde, aber sie wusste, dass er nicht länger ihr Feind war. Eigentlich war er das nie gewesen. So wie auch sie war er Opfer der Spielsucht ihres verstorbenen Mannes gewesen. So wie auch sie war er hintergangen und enttäuscht worden. Und so wie sie war er bereit, noch einmal von vorn zu beginnen. Darum ging es im Leben doch: von Neuem zu beginnen, sich neuen Abenteuern zu stellen.
Sie wollte nicht wieder verletzt werden. Aber wollte sie einsam und verbittert enden? Nein. Wenn Jed sich also wieder mit ihnen treffen wollte, dann war das okay für sie. Es war nichts dagegen einzuwenden, sich mit Nachbarn zu treffen und neue Freunde zu gewinnen.
8. KAPITEL
Es fiel Meredith schwer, das Modell von Jeds Camp aus dem Kopf zu bekommen. Wenn sie ehrlich war: Es fiel ihr schwer, Jed aus dem Kopf zu bekommen. Die ganze Woche über dachte sie immer wieder an ihn. Anders als Leos Vater war er ganz offensichtlich kein Schmarotzer. Anders als George war er auch kein Mensch, der andere hinterging. Bei ihm bekam man das, was man sah. Und ihr gefiel, was sie sah. Daher
Weitere Kostenlose Bücher