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Dann mach ich eben Schluss

Dann mach ich eben Schluss

Titel: Dann mach ich eben Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Fehér
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Referat für die Schule. Als sie mich sieht, springt sie auf und schließt die Tür hinter uns.
    Â»Der Brief ist da«, flüstert sie und schiebt so verstohlen ein Kuvert in meine Hand, als würden unsere Eltern jeden Moment hereinplatzen. »Von der Lichtenstein-Schule. Ich hab ihn abgefangen und Papa seine Rechnungen auf den Tisch gelegt, die beiden wissen also von nichts. Ich gebe ihn dir aber nur, wenn du mir endlich sagst, was du jeden Nachmittag machst. Lange kann ich hier nicht mehr die Stellung für dich halten und Mamas Fragen abfangen. Irgendwann will ich auch mal wieder meine Sachen machen.«
    Wieder versuche ich krampfhaft, mich zu sammeln; gleichzeitig brausen Gedanken, Gefühle, Ängste und Erwartungen in meinem Gehirn los wie ein plötzlicher Orkan. Ich bin noch nicht so weit, von Delia erzählen zu wollen. Nicht einmal meiner Schwester.
    Â»Erst mal der Brief«, weiche ich aus. »Das wird der Termin für die Aufnahmeprüfung sein. Oh Mann, so vieles auf einmal.« Ich versuche mich zu sammeln, schließe die Augen und atme tief durch. Was ist, wenn ich von vornherein abgelehnt worden bin? Meine Noten sind einfach zu durchschnittlich, und Brückner mit seiner Freundschaft zu Herrn Perlitz kann auch keine Wunder vollbringen. Aber was mache ich dann? Was mache ich jetzt gleich? Soll ich dann weitermachen wie bisher, mich durchs Abi quälen, vielleicht wegen Mathe durchfallen und dann praktisch ohne etwas dastehen? Ohne Zukunft, wie Papa es bestimmt knallhart feststellen würde? Mach dich nicht verrückt, Max, beschwöre ich mich selbst. Du hast Delia und du hast Nati. Und eigentlich auch Paul. Noch ist nicht alles aus.
    Â»Los«, drängt Natalie. »Mach ihn auf.«
    Mein Puls rast bis in meine Schläfen hinauf und in den Poren meiner Handflächen sammelt sich kalter Schweiß. Gleich weiß ich es, gleich, und jetzt hält mich nichts mehr zurück, ich presse meine Lippen aufeinander und reiße den Umschlag auf, falte den Brief auseinander.
    Â»Am Montag soll ich zum Vorzeichnen kommen«, verkünde ich, nachdem ich den Brief gelesen habe. »So bald schon. Vielleicht gehe ich gar nicht hin. Ich hätte das alles nicht machen sollen, Brückner behelligen und diese Bewerbung.«
    Â»Jetzt spinnst du wirklich«, bemerkt Natalie. »Das bisschen Pinseln packst du doch locker.«
    Â»Meinst du? Hier geht es weiter: Zu den von der Schule gestellten Themen sind zwei Arbeiten anzufertigen: eine Arbeit nach der sichtbaren Wirklichkeit und eine aus der Vorstellung. Die Arbeitszeit für jede der beiden Aufgaben beträgt 120 Minuten. – Mir ist jetzt schon schlecht, da sitzen bestimmt lauter Freaks, die das alles besser draufhaben als ich. Was mache ich, wenn mir nichts einfällt? Bei dem Fantasiebild, meine ich?«
    Â»Hör auf zu jammern, das ist die Chance für dich!«, erinnert sie mich, jetzt reiche ich ihr den Brief und sie nickt, als stünde darin eine Bestätigung ihrer Aussage. »Ein Freak bist du doch selber, so ein blödes Stillleben oder was da verlangt wird, das packst du mit dem linken kleinen Finger. Erzählst du den Eltern davon?«
    Â»Ich kann mich beherrschen«, erwidere ich und spüre, wie sich jetzt doch ein breites Grinsen über mein Gesicht zieht. »Es genügt, wenn ich die Bombe platzen lasse, sobald ich wirklich aufgenommen bin. Aber Herr Brückner – dem erzähle ich es gleich morgen früh, damit er mir die Daumen drücken kann. Er glaubt an mich! Ich will mich unbedingt bei ihm bedanken.«
    13.
    Morgens in der Schule treffe ich Paul gleich unten vor dem Vertretungsplan.
    Â»Brückner ist krank«, verkündet er und tippt auf die Scheibe des Glaskastens, in dem die ausfallenden Stunden für heute aushängen. »Wir sollen uns selbst Stoff aneignen, für heute gibt es noch keine Vertretung. Wenn du willst, erkläre ich dir den Stoff der letzten Doppelstunde – wenn ich es richtig beobachtet habe, hast du nicht viel davon mitbekommen.«
    Â»Brückner ist krank?«, wiederhole ich und starre ihn an, ohne auf sein Angebot einzugehen. »Wie lange denn, weißt du, was er hat?«
    Â»Bin ich ein Prophet?« Paul lacht. »Wird schon nicht so schlimm sein, ist ja immer noch kein Sommer, da nimmt sich jeder Lehrer mal seine Triefnasentage, ist doch nichts Neues. Cafeteria oder Kursraum, was ist dir lieber?«
    Wenig später sitzen

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