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Dann mach ich eben Schluss

Dann mach ich eben Schluss

Titel: Dann mach ich eben Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Fehér
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Pläne für das Wochenende, Paul und Justus wollen angrillen, die Mädchen haben vorgeschlagen, zum Frühlingsfest in der Innenstadt zu gehen, einem Rummelplatz am Stadtrand, der jedes Jahr Mitte April eröffnet wird. Das ganze Wochenende lang soll das Wetter schön bleiben. Mir ist dennoch unbehaglich zumute, denn eigentlich bin ich mit wieder mit Delia verabredet, was ich natürlich nicht sagen kann. »Dieses eine Mal wirst du ja wohl mitkommen können. Allmählich habe ich fast das Gefühl, du meidest mich.«
    Â»Ich muss was für die Schule tun«, versuche ich mich herauszureden. »Du weißt doch, wie mein Vater drauf ist. Klavier geübt habe ich in letzter Zeit auch kaum noch.«
    Paul wirft mir einen Blick zu, der verrät, dass er mir nicht ein Wort glaubt.
    Â»Aber doch nicht das ganze Wochenende!«, erwidert Annika. »Wir sind heute und morgen jeweils zwei oder drei Stunden unterwegs, da bleibt noch genug Zeit zum Pauken. Das müssen wir schließlich alle. Oder willst du nicht mit uns zusammen sein, mit mir?«
    Wieder ein Blick von Paul. Ich hätte ihm nichts erzählen sollen, niemals.
    Â»Doch«, lenke ich ein und spüre, wie sich mein Puls beschleunigt und meine Kehle trocken wird. Rasch lege ich meinen Arm um Annikas Schultern und ziehe sie enger an mich. »Natürlich will ich das. Du hast recht, ich kann auch vorher oder nachher noch lernen.«
    Zu Hause, sobald ich ungestört bin, rufe ich Delia an, um unser Treffen abzusagen.
    Â»Schade«, sagt sie. Mehr nicht.
    Â»Wir können uns am Sonntag noch treffen, wenn du willst«, schlage ich vor. Versuche schon jetzt, mir Argumente und Ausreden zurechtzulegen, die ich zu Hause vorbringen kann, wenn ich auch dann noch mal weggehen möchte, ich muss vorher lernen und danach, auch heute noch und möglichst viel am Samstag, so könnte es klappen.
    Â»Sonntag geht nicht«, erwidert Delia. »Da bin ich den ganzen Tag zum Hundetraining. Ein Tagesseminar.«
    Â»Ich kann dich begleiten, wenn du willst.«
    Â»Lass mal, Max. Das ist alles zu viel für dich. Mach dir um mich keine Gedanken, ich komme schon zurecht. Genieß dein Wochenende. Kommst du nächste Woche mal wieder in die Gärtnerei?«
    Â»Natürlich. Gleich am Montag, wenn du willst.« Montags habe ich Nachhilfe, schießt es mir durch den Kopf; ich muss danach zu Delia. Alles irgendwie schaffen, ohne dass jemand misstrauisch wird. Niemanden enttäuschen, am aller wenigsten Delia.
    Â»Es hat keinen Sinn, dass du dich meinetwegen abhetzt«, sagt Delia. Ihre Stimme klingt anders als sonst, distanzierter, als wäre ein Stück Wärme aus ihr gewichen, diese Wärme, die ich so an ihr liebe. Ich kann es ihr nicht verübeln.
    Â»Ich komme auf jeden Fall«, verspreche ich ihr.
    Innerlich bin ich noch verwirrt, als ich mit den anderen über den Rummelplatz streife.
    Â»Ist das herrlich«, schwärmt Paul, als wir beim Riesenrad anstehen. Er blickt in den Himmel und ich folge seinen Augen, er hat recht, fast alle Bäume zeigen endlich ihr zartes hellgrünes Laub an den Zweigen, und keiner von uns trägt mehr seine dicke Jacke. In der Gondel kuschelt sich Annika an mich, sie leidet ein wenig unter Höhenangst, zeigt sich aber tapfer, ich versuche, ihre Nähe zu genießen. Ich muss Schluss mit ihr machen, beschwöre ich mich fortwährend. Du bist ein mieser Typ, wie feige ist das eigentlich, was du hier abziehst. Ich denke an Delia, viel lieber wäre ich jetzt bei ihr, aber ich kann jetzt nicht mit Annika reden, wir sind nicht allein.
    Am Schießstand erzielt Paul eine Rose und hält sie in die Höhe, lachend fragt er die Mädchen, wer sie haben möchte, und ich warte schon darauf, dass Annika sie nimmt, aber sie tut es nicht, Johanna nimmt sie und bedankt sich bei Paul mit einem Kuss auf die Wange, danach versuche ich eine für Annika zu schießen. Natürlich treffe ich nicht.
    Später zerrt sie mich ins gläserne Labyrinth, das ich von allen Attraktionen am wenigsten mag. Diese Enge in den gläsernen Wänden. Die ganze Zeit versuche ich, mein Unbehagen zu überspielen, es gelingt mir kaum, ich will raus hier, da vorn muss es weitergehen, die Luft ist stickig hier drin, ein paar Glasscheiben weiter sehe ich andere Besucher, die sich lachend vorantasten und auch nicht den Ausweg finden, die Enge, um mich herum ist alles schon eng genug, dieses

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