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Dann mach ich eben Schluss

Dann mach ich eben Schluss

Titel: Dann mach ich eben Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Fehér
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zu mir auf, das Bild ist leicht von unten nach oben gezeichnet, es kann nett gemeint sein, Paul hatte oft das Gefühl, dass Max ihm nacheifere, immer schon. Vielleicht wollte er nichts anderes mit seinem Porträt ausdrücken.
    Das Nachrichtensignal seines Tablets ertönt. Annika. Paul hat kein Zeitgefühl mehr, eilig nimmt er das Gerät wieder auf, ohne die Zeichnung von Max aus der Hand zu legen.
    Paul: Sorry, hat etwas gedauert. Das Bild ist der Hammer, Max konnte wirklich verdammt gut malen.
    Annika: Wie hat er dich dargestellt?
    Paul: Mein Gesicht ist drauf, ich lache. Ein schönes Bild, zu Hause werde ich es rahmen. Wenn ich es richtig beurteilen kann, hat er dabei nicht schlecht von mir gedacht. Das beruhigt mich etwas.
    Annika: Als er es zeichnete, haben wir ihn noch nicht hintergangen.
    Paul: Ich wünschte, ich könnte mich bei ihm entschuldigen … Jetzt, wo ich das Bild habe, fällt mir erst wieder ein, wie viel Spaß wir auch oft zusammen hatten. Er hätte mein Lachen kaum so einfangen können, wenn er es nicht gut gekannt hätte. Also hat er es oft verursacht. Wir kannten uns ja ewig. So schwermütig wie zum Schluss war er nicht immer. Das wurde schlimmer, als wir aufs Gymnasium gekommen sind und steigerte sich zum Abi hin. Aber egal was war, Max und ich hatten immer einander. Ich glaube, das wollte er damit ausdrücken.
    Annika: Ich hab in letzter Zeit das Gefühl, ich kannte ihn überhaupt nicht.
    Paul: Was meinst du damit?
    Annika: Wenn seine Tat wirklich ein Selbstmord war, hätte mir eher etwas auffallen müssen. Warum er sich kaum noch mit uns traf, manchmal nicht zur Schule kam. Und weshalb er plötzlich anfing, einen Anzug zu tragen, in der Schule, mitten in der Woche.
    Paul: Das war merkwürdig, ja. Aber viel habe ich mir nicht dabei gedacht. Max war halt immer etwas anders, ich dachte, das ist jetzt sein neuer Künstlerlook oder er wollte zu den Prüfungen feierlich aussehen. Früher war das durchaus üblich, dass man sich schon zu den Prüfungen besser anzog.
    Annika: Und ich blöde Kuh habe noch gesagt, er soll den Anzug lieber für die Abiturfeiern aufheben, statt ihm endlich mal ein Kompliment zu machen. Dabei war er schon so fertig wegen der Schule. Ich sag nur Bollschweiler.
    Paul: Den hat er viel zu ernst genommen. Bollschweiler ist ein Pauker, der sich gerne reden hört und zeigt, wo der Hammer hängt. Sein Unterricht ist nicht schlecht.
    Annika: Max hat bei ihm überhaupt nichts mehr verstanden. Der hat so einen Druck ausgeübt, damit konnte er nicht umgehen, Brückner vorher war ja ganz anders. Dazu diese zynischen Sprüche, das hat ihn fertiggemacht. Darüber hatten wir noch mal ein ziemlich gutes Gespräch, kurz bevor es passiert ist.
    Paul: Siehst du, dann warst du doch für ihn da. Ich hab ja auch getan, was ich konnte. In den Freistunden hab ich ihm immer noch mal alles erklärt, was in Mathe dran war.
    Annika: Aber verstanden hast du ihn auch nicht. Wenn er sich über Bollschweiler beklagt hat, hast du immer abgewiegelt.
    Paul: Warum wohl? Weil die Lehrer immer am längeren Hebel sitzen! Es bringt nichts, herumzujammern. Bei einem wie Bollschweiler gilt: Augen zu und durch. Den kannst du nicht ändern. Ich hab Max geholfen, so gut es ging, mehr konnte ich nicht tun.
    Annika: Schon gut. So haben es ja alle gesehen.
    Paul: Sag mal … kannst du mich nicht mal besuchen kommen?
    Annika: ^^
    Paul: Ich würde mich freuen. Du bist doch auch alleine.
    Annika: Heute bekommst du doch sicher Besuch. Ich weiß nicht, ob ich deinen Eltern jetzt schon begegnen möchte.
    Paul: Ich schick dir ‘ne SMS, wenn sie weg sind. Wirklich, gerade heute, wo ich Geburtstag habe und dieses Bild angekommen ist … Ist alles verdammt schwer. Und ich möchte gern wissen, was du über die Zeichnung denkst.
    Annika: Ich weiß noch nicht. Bin ja selber noch nicht so lange draußen. Im Krankenhaus war es für mich auch schrecklich. Und was das Bild betrifft … ich habe schon meins kaum verkraftet.
    Paul: Trotzdem. Überleg es dir. Dein Besuch wäre das einzige Geburtstagsgeschenk, über das ich mich freuen könnte.
    Annika: Ich kann dir nichts versprechen. Zuerst will ich mich bei den anderen melden, vor allem bei Johanna. Sie ist meine beste Freundin und hat immer noch nichts von sich hören lassen. Ich will das nicht mehr, das ist mir zu verlogen. Wenn sie sich nicht meldet, geh ich eben

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