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Dann mach ich eben Schluss

Dann mach ich eben Schluss

Titel: Dann mach ich eben Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Fehér
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Schule sehen.
    Paul: Ich möchte zu Max’ Grab.
    Paul: Annika? Bist du noch da?
    Annika: Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist. Du bist überhaupt noch nicht fit.
    Paul: Immerhin sagst du nicht mehr Nein.
    Annika: Ich kann verstehen, dass du hin willst. Und auch, dass du deine Eltern nicht dabei haben möchtest.
    Paul: Eben. Ich bin der Einzige, der sich noch nicht verabschieden konnte. Alle anderen waren schon da, zur Beerdigung oder danach. Vielleicht würde ich etwas weniger grübeln, wenn ich endlich auch zu ihm könnte.
    Annika: Aber wie sollen wir das anstellen? Soll ich Johanna fragen, ob sie uns hilft? Auto fahren kann sie allerdings auch nicht, wir sind ja beide erst siebzehn.
    Paul: Lass sie da raus und auch alle anderen. Ich will nur mit dir zu Max. Wir haben das zusammen durchgemacht, du und ich. Jeder andere würde nur stören.
    Annika: Über das WIE hast du dir noch keine Gedanken gemacht?
    Paul: Ich habe gesehen, dass manche hier im Rollstuhl herumgefahren werden, dazu muss man nicht querschnittsgelähmt sein. Ich kann mir einen ausleihen und wir sagen, wir wollen etwas länger im Park bleiben und mit dem Gehwagen schaffe ich das noch nicht. Da wird hier keiner misstrauisch, die Schwestern sind froh, wenn sie einen weniger zu umsorgen haben.
    Annika: Und dann soll ich dich bis zum Friedhof schieben?
    Paul: Wenigstens versuchen. Du musst bestimmt nicht die ganze Zeit schieben, meine Arme sind kräftig genug, um die Räder damit anzutreiben. Es geht nur um die holperigen Stellen, Bordsteinkanten und so. Bis zum Friedhof ist es nicht weit.
    Annika: Ich denk drüber nach. Lass mir bis morgen Zeit.
    Paul: Ich danke dir jetzt schon.
    Annika: Ok, Paul. Heute um 13:00 Uhr. Passt es da?
    Paul: Perfekt. Da ist das Mittagessen durch und bis gegen 14:30 Uhr kaum was los. Meine Eltern kommen immer erst am späten Nachmittag. Viel Zeit haben wir nicht, aber das schaffen wir.
    Annika: Hast du eine Jacke da? Es ist Nieselregen angesagt.
    Paul: War bisher nicht nötig bei der Hitze. Aber es geht auch ohne. Wenn es regnet, ist wenigstens kein Betrieb auf dem Friedhof.
    Annika: Wie du meinst. Also halt dich bereit. Bis dann.
    Pünktlich zur verabredeten Uhrzeit steht Annika in Pauls Krankenzimmer. Sie sieht besser aus, stellt er fest. Das Treffen mit Johanna muss ihr gutgetan haben. In Annikas Augen ist mehr Bewegung als bei ihrem ersten Besuch, und ihre Wangen haben eine zarte Rötung angenommen. Letztes Mal trug sie, ganz entgegen ihrer üblichen Art, eine Leggings mit einem gestreiften Longshirt und hatte auf Schmuck verzichtet, doch nun scheint sie fast zu ihrem üblichen, sorgfältig zusammengestellten Kleidungsstil zurückgefunden zu haben und trägt eine gut sitzende Jeans, Ballerinas und eine helle Bluse mit zarten aufgedruckten Streublumen; ihr Haar hat sie zu einem Pferdeschwanz nach hinten gebunden und ist dezent geschminkt. Auch Paul fühlt sich nach der Physiotherapie und dem Bewegungsbad zum ersten Mal, seit er im Krankenhaus ist, nicht mehr nur unruhig und voll ungeduldiger Anspannung, sondern spürt so etwas wie Tatendrang. Die Krankenschwester hat ihm mit freudig-erstauntem Blick zugenickt, als er sich ihr schon zum Mittagessen in T-Shirt und einer leichten langen Baumwollhose sowie Sportschuhen anstelle von Badelatschen präsentierte, statt im Bett zu liegen. Mit dem rechten Fuß tippte er immer wieder auf den Boden, während er nach dem Essen um einen Rollstuhl bat, doch die Schwester schien seine Nervosität nicht zu bemerken. Eine halbe Stunde später wurde das Gefährt ins Zimmer geschoben. Paul hangelte sich hinein und machte sich mit dem Bremsmechanismus vertraut, dann fuhr er einige Male den Gang auf und ab. Trotzdem ist er froh, als Annika nun nach den Schiebegriffen langt und ihn zum Fahrstuhl steuert.
    Was das Wetter betrifft, hat sie richtig gelegen, der Himmel ist grau verhangen und es nieselt noch immer. Niemand scheint von ihnen Notiz zu nehmen, als Annika den Rollstuhl durch die Schiebetür zur Straßenseite schiebt, kurz darauf haben sie das Klinikgelände verlassen. Sie reden wenig, während sie, um nicht doch noch bemerkt zu werden, den Friedhof über einen Umweg durch mehrere Nebenstraßen ansteuern. Paul spürt, wie sein Herz schneller zu schlagen beginnt, als sie schließlich das Portal passieren und das Friedhofsgelände betreten. War es in den Straßen schon ruhig gewesen, umfängt ihn

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