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Dann mach ich eben Schluss

Dann mach ich eben Schluss

Titel: Dann mach ich eben Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Fehér
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wären mit draufgegangen, Paul. Sieh uns doch an, dich und mich; wir sind mehr tot als lebendig, auch wenn wir körperlich vielleicht wieder gesund werden. Max hat uns fast da, wo er uns haben wollte. Das Leben, das wir hatten, ist vorbei. Es bringt nichts, sich etwas anderes vorzumachen. Kurz vor seinem Tod waren wir uns wieder nähergekommen, er und ich, und dann habe ich es versaut.«
    Â»Seine Schwester«, fährt er fort. »Was ist mit Natalie? Denkst du denn, die wollte er auch mit in den Tod reißen? Sie hatten doch ein super Verhältnis.«
    Â»Max ist durchgedreht«, erinnert ihn Annika. »Er hat vollkommen die Nerven verloren, da denkt man nicht mehr drüber nach, was man tut und wen man dabei mitreißt. Es ging ihm beschissen, wahrscheinlich aus tausend Gründen. Und Natalie hat auch nichts daran ändern können. Denk nur mal an diese Geisterfahrer, die nachts auf der Gegenspur in Unschuldige knallen und ganze Familien auslöschen. Das hat nichts mit Vernunft zu tun, Paul. Bei Max hat es ausgesetzt. Eine Kurzschlussreaktion.«
    Paul atmet aus. Tausend Gründe. Natürlich war es so. Nichts anmerken lassen. »Ganz schön heftig, was du da redest.«
    Â»Ich muss gehen«, beschließt Annika und setzt sich in Bewegung, obwohl er seine Hand nach ihr ausstreckt. »Bis bald.«
    Paul wälzt sich die ganze Nacht lang halb wach im Bett. Den Rest des Abends hat er immer wieder seine Zeichnung von Max angestarrt, hat stumme Zwiesprache mit ihm gehalten, geweint, wenn er sicher war, dass in den nächsten Minuten niemand ins Zimmer kommen würde. Max, flüsterte er vor sich hin, Max, sag doch was, du kannst doch nicht einfach verschwinden, du kannst so etwas nicht tun. Nicht derart die Nerven verlieren. Nicht uns alle töten wollen, auch nicht dich selber, wir hätten eine Lösung gefunden. Ich wollte das alles nicht, auf keinen Fall dir so wehtun.
    Aber Max schweigt, nur seine Zeichnung spricht zu Paul, das Siegerlächeln ein wenig von oben nach unten, Paul weiß nicht einmal mehr, ob er es zurück will. Ohne Max ist es kein Siegerlächeln mehr, sondern nur eine Fratze.Du Idiot, Max, denkt er. Ich bin nicht der arrogante Siegertyp, dem Papi alles hinten reinschiebt, das musst du nicht denken, ich bin genauso ein Loser wie jeder Junge es sein kann, verdammt noch mal, ich wollte dir Annika nicht wegnehmen, solange sie dich geliebt hat, und wenn ich geahnt hätte, dass du deswegen gleich Schluss machst mit ALLEM, hätte ich sie nie angerührt.
    Erst spät findet Paul in einen leichten, unruhigen Dämmerschlaf.
    Paul: Annika … würdest du mir einen Gefallen tun?
    Annika: Kommt drauf an, welchen.
    Paul: Ich will raus. Kannst du mich abholen?
    Annika: Was meinst du mit raus? Wieder in den Klinikpark? Warte … heute treffe ich mich mit Johanna. Wir haben uns ausgesprochen, und sie hat mich auf eine Idee gebracht, wie ich vielleicht ein bisschen Abstand zu allem finden kann. Das wollen wir heute planen. Aber morgen könnte ich kommen. Am Nachmittag, falls du da nicht schon Besuch bekommst.
    Paul: Ich meine nicht den Klinikpark. Ich muss hier unbedingt mal ganz raus, weg vom Krankenhaus.
    Annika: Das darfst du doch gar nicht.
    Paul: Ist mir klar. Aber ich halte es nicht mehr aus, hier bekomme ich allmählich einen Koller. Ich muss einfach mal was anderes sehen als immer nur dieses Zimmer, die Ärzte und Schwestern, und sogar der Park hängt mir zum Hals raus. Wenn ich nur einmal raus kann, packe ich es danach bestimmt wieder besser.
    Annika: Aber warum gerade mit mir?
    Paul: Weil sonst niemand kommt. Fast niemand.
    Annika: Paul, ich würde das ja machen, aber wie stellst du dir das vor? Ich hab keinen Führerschein, könnte dich also nirgends hin kutschieren. Und zu Fuß kommst du noch nicht weit. Es ist doch ein Wahnsinnsrisiko, stell dir vor, wenn irgendwas schiefgeht. Wenn du hinfällst oder so, dich wieder verletzt. Kannst du nicht deine Eltern fragen?
    Paul: Will ich nicht. Die sagen sowieso nur, dass es nicht geht.
    Annika: Womit sie bestimmt auch recht haben! Aber sie könnten dich wenigstens mit dem Auto abholen und vorher mit deinem Arzt reden. Dann geht es vielleicht doch.
    Paul: Nein. Genau das geht eben nicht.
    Annika: Wo willst du überhaupt hin, wenn du so ein Geheimnis daraus machst? Einen Stadtbummel machen? Das ist noch viel zu viel für dich. Und stell dir vor, uns würde jemand aus der

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