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Dann mach ich eben Schluss

Dann mach ich eben Schluss

Titel: Dann mach ich eben Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Fehér
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»Irgendwo sind bestenfalls noch die von meiner Konfirmation. Und die dürften inzwischen mindestens drei Nummern zu klein sein.«
    Â»Meine Güte, dann kaufst du dir eben mal welche!« Annika wirft ihre Hände in die Luft. »Du brauchst doch mal vernünftige Schuhe, kannst doch nicht ewig mit diesen Gurken da –« Sie deutet auf meine Sneakers, mit denen ich jetzt das Gaspedal fester trete.
    Â»Max zieht an, was er will«, beschließt Nati an meiner Stelle. »Paules Achtzehnter ist weder eine Hochzeit noch eine Beerdigung.«
    4.
    Nati öffnet schon die hintere Wagentür, noch ehe ich vollständig vor unserer Schule eingeparkt habe. Ohne noch ein Wort zu sagen, eilt sie auf den Haupteingang zu, nicht eine Minute länger als unbedingt nötig bleibt sie mit Annika auf so engem Raum sitzen, nicht einmal mir winkt sie noch zu. Ich sehe ihr nach, wie sie auf eine kleine Gruppe von Schülern des elften Jahrgangs zusteuert und sofort von allen umringt wird, dann wird sie auch schon vom Schulgebäude verschluckt. Auch Annika und ich steigen aus. Nachdem ich den Wagen abgeschlossen und meinen Rucksack um eine Schulter gehängt habe, nehme ich ihre Hand, immerhin entzieht sie sie mir nicht. Ich versuche, ein wenig Glück zu empfinden, während auch wir das Gymnasium ansteuern, versuche zu vergessen, was meine Freundin mir in den wenigen Minuten von ihrem Zuhause bis hier schon alles vorgeworfen hat, doch es gelingt mir nicht. Jetzt, wo wir draußen sind und alle Mitschüler uns sehen können, komme ich mir vor, als ob jeder meine optischen Mängel wahrnimmt, die sie kritisiert hat. Als ich wenige Schritte weiter mein Spiegelbild in der Glastür entdecke, kann ich nichts Schlimmes an mir finden, eigentlich sehe ich aus wie immer, ein bisschen langweilig vielleicht, aber statt eleganter schwarzer Ledertreter und einem weißen Hemd würde ich mir lieber eine weite Stoffhose zulegen, dazu Hosenträger und vielleicht eine Baskenmütze im Stil der Künstler im alten Paris. Oder einen leicht abgetragenen Anzug. Das würde zu mir passen.
    Â»Da ist Paul«, verkündet Annika. Mir entgeht nicht die verhaltene Bewunderung in ihrer Stimme. Sie deutet auf ein paar Jungs aus meinem Jahrgang, außer Paul sind noch Justus und Simon da, die unter der alten Kastanie in der Mitte des Schulhofes stehen. Einen Moment lang erwarte ich, dass Annika ihre Hand aus meiner gleiten lässt und auf ihn zueilt, auf meinen besten Freund, den Überflieger, den jüngsten Schüler in der Zwölften, der natürlich in der Grundschule eine Klasse übersprungen hat und immer noch überall einer der Besten ist. Aber statt Abstand von mir zu nehmen, schiebt sie sogar ihren Arm unter meine Jacke und legt ihn um meine Hüften, ich ziehe sie fester an meine Seite, so fühlt es sich gut an, Annika ist mein Mädchen, da kann Paul noch so tolle Partys schmeißen. Als er uns sieht, löst er sich aus der Gruppe, grinst breit und kommt auf uns zu. Annika drückt er ein Küsschen auf jede Wange, dann jedoch beachtet er sie nicht mehr weiter und wendet sich mir zu.
    Â»Mein Bester!«, begrüßt er mich, seine Augen blitzen vor guter Laune und sein modisch geschnittenes, frisch gewaschenes blondes Haar fällt ihm glänzend in die Stirn. »Hat mein unverstandener genialer Künstler wieder die halbe Nacht den Pinsel malträtiert oder weshalb guckst du so angefressen?« Er schlägt mit der Hand auf meine Schulter und lacht, wie immer ist er strahlender Laune, kein Wunder. Paul wird ja auch nicht ständig von irgendwem genervt, ihm fliegt in der Schule alles zu, und seine Eltern sind vom Schlage »Hauptsache, unser Kind ist glücklich«. Manchmal hasse ich ihn für die Leichtigkeit, mit der er durchs Leben tingelt.
    Â»Halt die Fresse, Paule«, knurre ich.
    Â»Maximilian!«, mahnt meine Freundin wie eine nörgelnde Ehefrau, deren Mann sich ständig daneben benimmt und sie kaum hinterher kommt in ihren Bemühungen, den Schein zu wahren.
    Â»Ich weiß schon – dein Daddy.« Pauls Strahlen weicht einem mitfühlenden Lächeln, er war schon öfter dabei, wenn mein Vater mich ins Kreuzverhör genommen hat und hat hinterher, wenn wir wieder unter uns waren, jedes Mal den Kopf über ihn geschüttelt. »Nimm’s nicht so schwer, ja? Du kannst Mathe von mir abschreiben, Brückner fällt ja erst in der dritten

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