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Dann mach ich eben Schluss

Dann mach ich eben Schluss

Titel: Dann mach ich eben Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Fehér
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und Paul finden zwar auch, dass ich »krass gut malen« kann, aber das war es. Noch nie hatte ich das Gefühl, dass sie sich dafür interessieren, was in mir vorgeht, während ich eine Landschaft oder ein Porträt zeichne.
    Â»Es sind viele bemerkenswerte Arbeiten darunter«, bemerkt Brückner. »Auch von einigen Ihrer Mitschüler. Bei Ihren Bildern kommt aber noch etwas dazu, das den anderen fehlt. Man spürt – jedenfalls mir ist es so ergangen – dass Sie sich während der Entstehung Ihres Bildes ganz auf Ihr Objekt einlassen. Sie beschäftigen sich intensiv mit dem Menschen, dessen Gesicht Sie darstellen, leben in der Landschaft, die Sie zu Papier bringen, verleihen selbst einem einfachen Stillleben eine ganz eigene persönliche Note. Wirklich beeindruckend, Maximilian. Sie wirken immer so bescheiden, das müssten Sie gar nicht, wo so viel Tiefe in Ihnen steckt.«
    Â»Danke.« Ich fühle heißes Blut in mein Gesicht steigen.
    Â»Ihre Eltern sind sicher sehr stolz auf Sie«, vermutet er. Ich hebe meine Schultern.
    Â»Nicht?« Brückner hebt seine Augenbrauen. »Das erstaunt mich. Eine Begabung wie Ihre findet man nicht alle Tage. Zeigen Sie Ihren Eltern Ihre Werke nicht?«
    Â»Als ich kleiner war, habe ich das öfter getan. Heute zeige ich nur manchmal meiner Mutter ein Bild, mein Vater hält Malen für Zeitverschwendung, weil ich in der Zeit nicht fürs Abi lerne. Also lasse ich es.«
    Â»Verstehe.« Brückner reibt sich das Kinn. »Dann werden Sie es nicht leicht haben, sich gegen Ihren Vater durchzusetzen. Aber es wäre ein Jammer, wenn Sie nichts aus Ihrem Talent machen.«
    Â»Wer kauft heutzutage noch Bilder? Bei uns zu Hause hängen ein paar Drucke, so Klassiker und moderne Kunst. Überwiegend Modernes. Aber das war es auch schon. Zeichnen und Malen ist mein Hobby und macht mir Spaß, weiter nichts.«
    Â»Ihr Talent eventuell einmal zum Beruf zu machen, heißt nicht, dass Sie sich als in Armut lebender Maler durchs Leben schlagen sollen«, korrigiert Brückner. »Es gibt viele Berufe, in denen es überaus nützlich sein kann. Sie könnten Grafikdesigner werden oder zum Beispiel Kinderbuchillustrator. Oder Bühnenbildner, Innenarchitekt, Goldschmied – im Grunde sind den Möglichkeiten keine Grenzen gesetzt.«
    Ich blicke auf und starre ihn an, spüre wie mein Blick sich erhellt. An solche Zukunftsaussichten habe ich überhaupt noch nicht gedacht, das klingt alles interessant. Eine Theaterbühne gestalten. Mitreißende Abenteuerbücher für Kids illustrieren. Plattencover entwerfen oder so, das wäre ein Traum.
    Â»Sehen Sie, da leuchten Ihre Augen. Wir wissen doch beide, dass Ihr Herzblut nicht in der Mathematik und den Naturwissenschaften steckt.«
    Â»Da spielt mein Vater aber nicht mit. Er geht davon aus, dass ich Jura oder Medizin studiere.«
    Â»Möchten Sie das denn?«
    Â»Ich will ihn nicht enttäuschen. Er ist so gut darin, mir ein schlechtes Gewissen zu machen. Immerhin bietet er meiner Schwester und mir eine ganze Menge.«
    Â»Aber es ist Ihr Leben, Max. Und Sie sind volljährig, Sie müssen niemanden um Erlaubnis fragen.«
    Â»Ich weiß. Aber manchmal … Sie kennen meinen Vater nicht. Er hat es drauf, mich so unter Druck zu setzen, dass ich manchmal keinen Sinn mehr sehe. In allem, meinem ganzen Leben. Ich kann mich nicht einfach über ihn hinwegsetzen.«
    Â»Sie müssen sich nicht sofort entscheiden, sich gegen ihn aufzulehnen, aber es wird leichter sein, wenn Sie eine Perspektive haben, hinter der Sie selbst mit ganzer Seele stehen. Denken Sie darüber nach. Das alles hindert Sie ja nicht daran, in meinem Unterricht trotzdem das Beste zu geben.«
    Â»Das will ich«, beeile ich mich zu sagen.
    Â»Dann sind wir uns also einig«, bemerkt er zufrieden und steht auf. Während ich zusehe, wie er seine Sachen auf dem Schreibtisch zusammenräumt, stelle ich mir vor, was er wohl gleich machen wird, wenn er bei sich zu Hause ist. Bestimmt nicht nur Mathearbeiten korrigieren und Unterricht vorbereiten. Brückner trägt einen Ehering, also unternimmt er vielleicht abends noch etwas mit seiner Frau, besucht Konzerte oder Ausstellungen, liest tolle Romane oder ist vielleicht ein richtiger Filmfreak. Trifft Freunde, die ähnlich gut drauf sind wie er. Vielleicht hat er auch einen ganz anderen, außergewöhnlichen Ausgleich

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