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Dann mach ich eben Schluss

Dann mach ich eben Schluss

Titel: Dann mach ich eben Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Fehér
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zu seinem Lehrerjob. Ich würde ihn gerne fragen, aber das wage ich nun doch nicht.
    Sobald er alles beisammen hat, steuert er die Tür des Klassenraums an und hält sie mir auf.
    Â»Lassen Sie sich meine Worte durch den Kopf gehen«, beschließt er unser Gespräch und reicht mir die Hand, sein Händedruck ist fest und warm. »Versprechen Sie mir das?«
    Â»Natürlich«, antworte ich. »Sobald ich mich für eine Richtung entschieden habe, sage ich Ihnen Bescheid.«
    Â»Das wollte ich hören.« Brückner nickt mir zu, zwinkert mit dem linken Auge und hebt seine Hand zum Gruß, während er sich in Bewegung setzt. Doch nach zwei Schritten bleibt er stehen.
    Â»Sagten Sie vorhin nicht, Sie wollten mir ebenfalls etwas mitteilen?«
    Mein Herz sinkt mir in die Magengrube. Papas Auftrag, mit Brückner einen Termin für ihn zu vereinbaren, bei dem er ihn nur herunterputzen wird, ausgerechnet ihn, den besten und menschlichsten Lehrer, den ich je hatte. Ich kann es ihm nicht sagen, ich schäme mich so.
    Â»Das hat sich erledigt«, lüge ich. »Es war nur eine Frage wegen Mathe, die hat mir Paul in der großen Pause beantwortet.«
    Â»So ist es recht«, bestätigt Brückner. »Und noch was, Max: wegen Ihres Vaters. Vielleicht nimmt er Ihre Begabung wahr, wenn Sie ihn zeichnen. Porträtieren Sie ihn und rahmen Sie das Bild ein. Schenken Sie es ihm. Ich bin sicher, das wird ihn nicht kalt lassen.«
    Meinen Vater zeichnen. Ich weiß nicht, ob ich das will. Aber noch während ich Brückners Worte sacken lasse, tauchen bereits erste Vorstellungen davon auf, wie ich Papa darstellen würde. Wie ich ihn sehe. Was davon ich in einem Porträt umsetzen würde.
    Â»Super Idee«, gebe ich zu. »Nochmals vielen Dank. Auf Wiedersehen, Herr Brückner.«
    Aber auf dem Heimweg grüble ich doch erst nach einer Ausrede für nachher, wenn mein Vater nach dem Termin fragen wird.
    5.
    Am Samstag darauf gehen meine Eltern bereits am frühen Abend aus dem Haus, weil sie Theaterkarten haben. Auch Natalie macht sich ausgehfertig, sicher will sie in irgendeinen Club oder auf eine Party, meistens übernachtet sie dann bei einer ihrer Freundinnen. Sie sieht wieder schrill aus, dieses Mal hat sie sich die Haare toupiert und einen kurzen schwarzen Rock angezogen, der starr von ihrer Hüfte absteht, dazu trägt sie derbe Boots und schwarzen Lippenstift. Ich muss grinsen, als sie im Flur an mir vorbei ins Bad geht.
    Â»Was ist mit dir?«, fragt sie und taxiert mich kurz, »gehst du nicht auch noch weg?«
    Ich zucke mit den Schultern. »Ich will lieber zeichnen. Nach Trubel ist mir heute nicht so.«
    Â»Das lässt Annika dir durchgehen?«
    Â»Bisher sind wir nicht verabredet.«
    Â»Du hast keine Lust, sie zu treffen, gib’s zu.« Sie knufft mich in die Seite.
    Â»So ist es auch wieder nicht.«
    Ich habe den Satz kaum zu Ende gesprochen, da vibriert mein Handy in meiner Hosentasche und Annika ist dran.
    Â»Du meldest dich gar nicht«, wirft sie mir gleich vor. »Ich dachte eigentlich, wir machen heute noch was zusammen.«
    Â»Können wir ja«, sage ich. »Wozu hast du Lust?«
    Â»Du kannst auch mal einen Vorschlag machen, aber wenn dir wieder nichts einfällt: Ich würde gerne ins Kino gehen und hinterher noch irgendwo was essen. Im Cinestar läuft der neue Film mit Matthias Schweighöfer, den will ich schon so lange sehen und bald ist er wieder raus.«
    Â»Was habt ihr Mädchen bloß immer alle mit dem Schweighöfer?«
    Â»Das verstehst du nicht. Also was ist, gehen wir hin?«
    Natalie, die alles mitgehört hat, weil Annika am Telefon immer so laut redet, kichert in sich hinein.
    Â»Ich weiß nicht«, antworte ich. »Kommt noch jemand mit?«
    Â»Johanna und ihr Freund wahrscheinlich. Komm, sei nicht immer so ein Schlaffi, der Film soll total lustig sein. Auf Cocktails hätte ich danach auch noch Lust.«
    Ich zögere. »Anni … Seit Tagen schon schwebt mir ein ganz bestimmtes Bild vor, das ich unbedingt zu Papier bringen will. Dazu brauche ich einen ruhigen Abend, und heute Abend gehen alle weg.«
    Â»Ja, eben!«, ereifert sich Annika. »Alle unternehmen was am Samstagabend, nur du willst wieder nur zu Hause rumhocken, und noch dazu allein. Es ist nicht zu glauben!«
    Â»Du weißt, dass ich kein Partylöwe bin. Das ist nicht gegen dich

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