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Dann muss es Liebe sein

Dann muss es Liebe sein

Titel: Dann muss es Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Woodman
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für einen Moment inne. »Aber hier geht es nicht ums Geld. Es geht darum, ob Großeltern Kontakt zu ihrem Enkelkind haben. Die Generationen können doch so viel voneinander lernen, finden Sie nicht auch?«
    »Dazu kann ich nichts sagen«, antworte ich und beginne mich zu fragen, was ich als Kind alles verpasst habe. Ich erinnere mich nur undeutlich an meine Großeltern. Mein Großvater mütterlicherseits saß den ganzen Tag wie angeklebt in seinem Sessel vor dem Fernseher, und meine Großmutter väterlicherseits – ich nannte sie Nan – besuchte uns einmal in der Woche und steckte mir jedes Mal ein Pfund zu, bis sie sich mit meiner Mutter zerstritt, weil sie glaubte, sie sei für das Verschwinden meines Vaters verantwortlich. Sie beschuldigte sie, einen Auftragsmörder angeheuert zu haben, der ihn »kaltgemacht« habe. Sie konnte einfach nicht glauben, dass ihr heiß geliebter Sohn einfach so seine Familie verlassen würde.
    »Ich würde ihm gerne das Reiten beibringen. Der Pony Club braucht ständig frisches Blut.«
    »Ich weiß nicht recht.«
    »Ein Baby sollte bei seiner Familie sein, nicht bei einem Kindermädchen«, sagt Sophia verzweifelt. »Bitte. Das bedeutet mir sehr viel … Uns allen. Ich habe Dinge gesagt, die ich nicht hätte sagen dürfen …« Sie starrt blicklos in ihre Teetasse. Als sie wieder aufschaut, glitzern Tränen in ihren Augen. »Wenn Sie mich lassen, werde ich Ihr Baby genauso lieben und mich genauso darum kümmern wie um Lucie und Sebastian. Das verspreche ich.«
    Ihre Worte würden sogar die Polkappen schmelzen lassen, und ich spüre, wie meine Entschlossenheit ins Wanken gerät.
    »Einverstanden, Sophia«, erwidere ich.
    »Ich werde die perfekte Großmutter sein. Ich werde bestimmt nicht versuchen, Ihnen das Heft aus der Hand zu nehmen, oder Ihnen sagen, was Sie zu tun haben«, fährt sie fort.
    »Sophia, ich sagte ›einverstanden‹. Ja, Sie dürfen das Baby sehen.«
    »Wirklich? Oh, das ist wunderbar. Danke.«
    Einen Moment lang fürchte ich, sie würde aufspringen und mich küssen, aber da kommt Lucie in den Salon zurückgehüpft, als säße sie auf einem Pony.
    »Ich hab sie eingesperrt, Oma«, sagt sie und wiehert, als sie in der Mitte des Axminsterteppichs zum Stehen kommt. »Die Hühner sind ins Bett gegangen.« Ihr Blick fällt auf den Kuchen in meiner Hand. Ich schäle das Papier ab und beiße ein Stück ab. Er ist süß, krümelig und einfach köstlich. Ich nicke anerkennend, und Lucie schnaubt vor Freude.
    »Ich habe Maz gerade erzählt, dass wir es kaum erwarten können, deinen neuen Halbbruder oder deine Halbschwester in der Familie willkommen zu heißen«, meint Sophia.
    »Ich will aber kein halbes Baby«, entgegnet Lucie erschrocken. »Ich will ein ganzes. Warum wird es denn kein ganzes?«
    »Ich glaube, das ist ein Missverständnis«, werfe ich ein und bemühe mich, nicht zu lächeln. »Ich bekomme ein ganzes Baby, Lucie.«
    »Kann ich dann eine Schwester haben?«, fragt Lucie, wieder aufgeheitert. »Ich will nicht noch einen Bruder.«
    »Madge – ich meine Maz – kann sich das nicht aussuchen. Man muss nehmen, was kommt.« Sophia wendet sich wieder mir zu. »Ich habe mich schon gefragt, warum sich Lucie nicht auf ihr neues Geschwisterchen gefreut hat. Wie auch immer, ich habe an den meisten Wochentagen Zeit, mich um das Baby zu kümmern. Wir können das einrichten, wie es Ihnen am besten passt.«
    »Das ist sehr nett von Ihnen, Sophia«, sage ich, doch ich gehe nicht näher darauf ein, denn ich bin fest entschlossen, ihr das Kind nur zu eingeschränkten Zeiten zu überlassen, und auch dann nur zu meinen Bedingungen. Es kommt mir jetzt bereits so vor, als versuchte Sophia, das Baby zu kidnappen.
    Nachdem ich mich bei Lucie und Sophia für ihre Gastfreundschaft bedankt habe, schaue ich noch schnell nach, ob Alex irgendwo zu sehen ist, aber er ist weder in der Praxis noch zu Hause in der Scheune, also fahre ich zurück zum Otter House, wo Drew noch immer Sprechstunde abhält, während Shannon am Empfang sitzt. Ich lasse die beiden in Ruhe weiterarbeiten und gehe nach hinten, um ein wenig Zeit mit Ginge zu verbringen. Als ich seine Käfigtür öffne, stupst er mit dem Kopf gegen meinen Arm und versucht, sich rauszudrängen. Ich nehme ihn mit in den Personalraum, damit er ein bisschen herumlaufen kann, doch er bleibt reglos vor der dunkelsten Ecke stehen und faucht die Schatten an.
    Ich rufe ihn, aber entweder hört er mich nicht, oder er erkennt meine Stimme nicht. Ich

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