Dann muss es Liebe sein
Päckchen mit Haarnetzen und Lockenwicklern aus einem Warenständer holt und in Pennys Korb fallen lässt. »Soll sie das tatsächlich machen?«
»Sie ist im Moment ein bisschen übermotiviert«, sagt Penny. »Ich glaube, sie fühlt sich etwas an den Rand gedrängt, weil Declan viel häufiger da ist, seit ich operiert wurde. Sie hat wohl Angst, ihren Job zu verlieren.« Sie lässt ein Papiertaschentuch auf den Boden fallen. »Sally, Schatz, das reicht jetzt. Heb lieber das für mich auf. So ist’s gut. Braves Mädchen.«
»Bis zum nächsten Mal«, verabschiede ich mich und gehe zurück ins Otter House, wo ich Shannon dabei helfe, den Welpen zu füttern. Ich zeige ihr, wie man das Milchersatzpulver in warmem Wasser auflöst und die Temperatur an der Innenseite seines Handgelenks prüft. Dann erkläre ich ihr, wie sie den Welpen auf der Küchenwaage wiegen und anhand seines Gewichts ausrechnen soll, wie viel Milch er braucht.
»Sind Sie sicher, dass das reicht?«, fragt Shannon.
»Schau dir doch mal an, wie klein er noch ist«, gebe ich zu bedenken. »Er hat einen winzigen Magen.«
»O ja«, sagt sie langsam, und es dauert eine Weile, bis sie die Logik begriffen hat. (Es wundert mich nicht, dass sie etwas träge ist, nachdem sie letzte Nacht alle zwei Stunden aufgestanden ist und versucht hat, ihn zum Trinken zu bewegen.)
Es hat sich gelohnt, das Fläschchen und den Sauger zu kaufen, denn kaum hat sich Shannon auf einen Hocker gesetzt, kuschelt sich der Welpe gemütlich in ihre Ellbogenmulde, nimmt den Sauger ins Maul und schlägt sich den Bauch voll.
»Ist der süß. Wie heißt er denn?«, erkundigt sich Izzy, die in diesem Moment hereinkommt.
»Ich weiß nicht«, antwortet Shannon.
»Ich würde ihm keinen richtigen Namen geben, zumindest jetzt noch nicht«, sage ich und hasse mich selbst dafür, dass ich Shannons Enthusiasmus dämpfe. In solchen Dingen bin ich ein bisschen abergläubisch. Ich würde lieber noch ein paar Tage warten. Dann trifft es sie vielleicht nicht so hart, wenn er es doch nicht schafft.
»Doch, er braucht einen richtigen Namen«, entgegnet Izzy.
»Na gut. Dann heißt er Sieben«, schlägt Shannon vor. »Weil er der siebte Welpe war.«
»Der Gute«, sagt Frances.
»Er ist so niedlich«, schwärmt Emma entzückt, und wir scharen uns um Shannon und unseren kleinen Neuankömmling wie eine Gruppe alter Bantamhühner.
»Darf man sich anschließen?«, fragt Drew und zwängt sich mit dem Ellbogen zwischen Emma und Izzy. Es scheint ihn zu stören, dass er selbst nicht mehr im Mittelpunkt steht.
»Dieser gefräßige kleine Kerl hat schon alles leer getrunken.« Shannons Haar fällt in schwarzen und honigblonden Strähnen nach vorn, als sie das leere Fläschchen auf der Sofalehne abstellt.
»Du weißt, was als Nächstes kommt, oder?«, sagt Izzy mit ungerührter Miene. »Jetzt musst du seinen Hintern ablecken, damit er lernt, auf die Toilette zu gehen.«
»Ich werde ihm ganz bestimmt nicht den Hintern ablecken!«, schreit Shannon entsetzt auf.
»Reingelegt.« Kichernd gibt Izzy ihr ein feuchtes Tuch. »Damit müsste es genauso gut funktionieren.«
»Zum Glück bin ich nicht seine richtige Mutter«, entgegnet Shannon. Ihre Wangen sind knallrot, weil sie auf Izzys Neckerei reingefallen ist.
Bei dem Wort »Mutter« sehe ich zu Emma hinüber. Sie beißt sich auf die Lippen und schaut aus dem Fenster, und beim Gedanken daran, was sie im Moment durchmacht, schnürt es mir die Kehle zu.
»Wenn ihr hier ohne mich zurechtkommt, mache ich jetzt Feierabend«, sage ich leise.
»Ja, danke«, sagt Emma. »Geh nur und leg die Füße hoch, Maz. Das hast du dir redlich verdient.«
»Ehrlich gesagt, ich fahre für eine Stunde hoch ins Herrenhaus. Sophia und Lucie haben mich zum Tee eingeladen.«
»Ach was?« Emmas Augenbrauen verschwinden unter ihrem Pony. »Und du hast angenommen?«
Ich nicke. »Lucie backt Cupcakes. Da konnte ich schlecht nein sagen.«
Emma starrt mich an, als sei mir aus heiterem Himmel ein zweiter Kopf gewachsen, doch dann entspannen sich ihre Züge wieder, und sie lächelt.
»Na, dann viel Spaß, Maz. Ich behalte Ginge solange im Auge.«
»Ich bleibe nicht lange weg.« Ich schaue auf die Uhr und grinse. »Für mich ist längst Bettgehzeit.«
Am Herrenhaus angekommen parke ich zur Abwechslung vor dem Gebäude, aber als ich an die Haustür klopfe, kommt Lucie außen um die Ecke gerannt und führt mich nach hinten durch den Dienstboteneingang hinein.
»Ich weiß, was du
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