Dann muss es Liebe sein
gerade gemacht hast«, sage ich lächelnd, denn ihr Gesicht ist mit rosa Zuckerglasur verschmiert, die sich an den Rändern mit Zinkoxidsalbe vermischt hat.
»Ich habe die Cupcakes glasiert, und dann habe ich Smarties draufgemacht«, antwortet sie, ohne zu ahnen, wie sie aussieht. »Oma sagt, ich soll dich in den Salon bringen, sie kommt gleich.«
»Ist das Pony heute drinnen?«, frage ich, als wir den Salon betreten.
»Ich muss Skye noch rauswerfen«, erwidert Lucie und deutet auf das abgewetzte Sofa neben den Glastüren, die sich zum Rasen hin öffnen.
»Wo ist er denn? Ich sehe kein Pony.«
»Hinterm Sofa. Wenn du genau hinguckst, kannst du seine Ohren sehen. Er kommt immer wieder rein und will Minzbonbons.« Lucie marschiert zu einem der Beistelltische und nimmt eine Keksdose in die Hand. Als sie den Deckel öffnet und ein paar Bonbons herausnimmt, taucht plötzlich ein schwarzes Shetlandpony auf und stupst mit der Nase gegen ihren Arm. »Komm mit, Skye«, sagt sie, »hier lang.« Er folgt ihr nach draußen, nimmt vorsichtig die Bonbons von ihrer Handfläche und versucht anschließend, sich wieder mit hereinzudrängen.
»Raus mit dir!«, brüllt Lucie und wedelt mit den Armen, und als das Pony für einen Moment zurückweicht, schlägt sie die Türen so fest zu, dass die Scheiben klirren. »Setz dich, Maz«, fordert sie mich auf. »Nein, nicht dahin«, fügt sie hinzu, als ich mich für einen der Sessel entscheide. »Das ist Opas Lieblingssessel.«
»Welchen Platz würdest du mir denn empfehlen?«, frage ich.
»Auf dem Sofa am Kamin, aber ich muss erst noch die Hundedecke wegnehmen, damit du keine Haare an den Hintern kriegst.« Ihr Lachen ist ansteckend, und wir kichern fröhlich vor uns hin, bis Sophia mit einem Tablett voller Tee und Kuchen hereinkommt. Genau in diesem Moment schiebt sich eine Wolke vor die Sonne, die bis dahin ins Zimmer schien, und die Stimmung wird mit einem Schlag frostiger.
Lucie stürzt vor, wählt einen Cupcake aus und reicht ihn mir.
»Lucie, Liebes, eigentlich lässt man die Gäste ihren Kuchen selbst aussuchen«, sagt Sophia. »Nein, lass, jetzt ist es auch zu spät. Maz, wie trinken Sie Ihren Tee?«
»Weiß, keinen Zucker«, antworte ich. Auch wenn es lächerlich klingt, ich bin nervös. Auf ihrem eigenen Territorium wirkt Sophia viel einschüchternder als noch heute Morgen. Ich sehe zu, wie sie erst Milch und dann den Tee in edle Porzellantassen schenkt. Eine davon gibt sie mir. »Danke.«
»Ich danke Ihnen, dass Sie gekommen sind, Maz«, entgegnet Sophia. »Lucie langweilt sich schon. Tinky hat ein Hufeisen verloren, und der Hufschmied kann erst morgen kommen.«
»Also kann ich nicht reiten, weil ihm sein Fuß wehtut«, ergänzt Lucie. »Du hast deinen Kuchen noch gar nicht probiert, Maz«, fügt sie hinzu.
»Ich bin sicher, er schmeckt fantastisch«, erwidere ich.
»Lucie, gehst du kurz nach draußen und sperrst die Hühner ein«, sagt Sophia. »Maz und ich müssen ein Erwachsenengespräch führen.« Lucie zögert. »Lauf schon, ehe der Fuchs sie erwischt.«
Lucie verschwindet und lässt mich mit Sophia allein.
»Ich habe nachgedacht«, setzt Sophia an, »und mir ist klar geworden, dass die Unstimmigkeiten zwischen uns darauf zurückzuführen sind, dass wir verschiedenen Generationen angehören. Es fällt mir schwer, ein unehelich geborenes Baby zu akzeptieren, aber ich weiß, dass sich die Zeiten ändern und dass ich mich mit ihnen ändern muss. Es tut mir sehr leid, was ich in der Vergangenheit gesagt habe, Maz. Natürlich kann ich nicht für meinen Mann sprechen, doch ich wünsche mir – ich wünsche mir wirklich sehr –, zu Ihrem Kind eine genauso enge Beziehung aufzubauen wie zu Lucie und Sebastian.«
»Es geht hier nicht nur um mich und das Baby. Was ist mit Alex? Sie und Mr Fox-Gifford sind seine Eltern, er ist Ihr einziger Sohn, und trotzdem drohen Sie ihm, ihn zu enterben, weil er sich für mich entschieden hat. Ich schäme mich nicht für meine Herkunft, und ich bin stolz auf das, was ich erreicht habe. Ich brauche Ihre Anerkennung nicht. Das Baby und ich« – ich weiß genauso wenig, ob ich in Alex’ Namen sprechen kann – »brauchen Sie nicht in unserem Leben.«
»Ich muss meinen Mann immer wieder daran erinnern, was Alexander für ihn getan hat und nach wie vor tut. Ohne ihn gäbe es die Praxis nicht mehr. Es kommt überhaupt nicht infrage, dass er unseren Sohn um sein Erbe bringt. Nein, Alexander wird bekommen, was ihm zusteht.« Sophia hält
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