Dann muss es Liebe sein
– sie sind graublau, genau wie sein lockiges Fell –, und ich denke, wie schade es ist, dass noch niemand Shannon in Bezug auf Drew die Augen geöffnet hat.
»Das ist doch bloß Welpenliebe, Maz, mehr nicht«, meint Drew. Dass dieser Kerl auch immer das letzte Wort haben muss.
Trotzdem glaube ich ihm nicht. Shannon steckt gerade mitten in ihrer ersten erwachsenen Beziehung zu einem Mann, für den das alles bloß ein Spiel ist. Ich verbünde mich mit Frances und bitte sie, mir dabei zu helfen, Drew zu überführen.
»Es ist mir ein Vergnügen«, antwortet sie strahlend, wahrscheinlich voller Vorfreude, weil ich ihr erlaubt habe, hemmungslos herumzuschnüffeln. Ich sehe sie schon vor mir, wie sie Drew bei Tee und Keksen in die Mangel nimmt. Sicher wird er eine Weile Widerstand leisten, aber Frances versteht sich darauf, einem Informationen zu entlocken, die man eigentlich nicht preisgeben wollte. Sie beugt sich über den Tresen zu mir herüber. »Maz, es tut mir leid, dass ich bei den Fox-Giffords ins Fettnäpfchen getreten bin. Ich wollte schon früher mit Ihnen reden, aber –«
»Ach was«, unterbreche ich sie. »Machen Sie sich deswegen keine Gedanken, Frances.«
»Na gut, aber ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, wenn ich sage, dass Sie nicht sonderlich viel Notiz von Ihrem hübschen kleinen, runden Bauch zu nehmen scheinen. Ich habe Sie noch nie mit ihm reden sehen.«
Mir bleibt die Spucke weg.
»Mir ist klar, dass Sie versuchen, Emma zu schonen, doch Sie müssen auch an sich und Ihr Baby denken.«
»Sie finden also, ich sollte ihm ab und zu ein bisschen Mozart vorspielen?«, frage ich mit blecherner Stimme.
»Und machen Sie sich keine Sorgen, weil Sie so emotional sind, meine Liebe.« Frances streckt eine Hand aus und tätschelt meinen Arm. »Es ist ganz normal, dass einem etwas weinerlich zumute ist.«
»Ich bin aber nicht normal.«
»Natürlich sind Sie das …«
»I-ich habe gar keine mütterlichen Gefühle. Ich wünsche ihm nichts Böses, aber ich habe keine Ahnung, was ich zu ihm sagen soll …« Ich schniefe in eines der Taschentücher aus der Box auf ihrem Tresen. »Ich kann einfach keine Beziehung zu ihm aufbauen.«
»Weiß Alexander davon?«
»Ich bringe es nicht übers Herz, es ihm zu sagen, er freut sich doch so. Ich habe Angst, ihn zu enttäuschen.«
Frances lächelt, und ausnahmsweise bin ich ihr dankbar für ihre Einmischung.
»Es klingt vielleicht etwas albern, aber haben Sie schon einmal versucht, sich in Ruhe hinzusetzen und einfach nur mit ihm zu reden?«
»Natürlich habe ich das. Alex und ich reden ständig miteinander.«
»Nicht mit Alex. Mit dem Baby.«
Ich schüttele den Kopf.
»Das kommt schon noch, Maz«, beruhigt mich Frances. »Wenn Sie das Baby bei Ihrem nächsten Ultraschall sehen, werden Sie vollkommen hingerissen sein.«
»Das glaube ich nicht. Beim ersten Mal war ich das doch auch nicht.«
»Aber mittlerweile sieht es ganz anders aus«, beharrt Frances. »Kommen Sie, Maz, haben Sie sich noch nie vorher verliebt? Denken Sie nur an sich und Alexander. Nein, das ist kein so gutes Beispiel. Denken Sie an sich und Ginge. Sie müssen zugeben, dass er nicht gerade das liebenswerteste Geschöpf war, als Sie ihm zum ersten Mal begegnet sind, doch Sie haben hinter all sein Fauchen und Spucken gesehen und ihn trotz allem ins Herz geschlossen.«
Das stimmt, denke ich, und folge Frances’ Blick hin zu Emma, die gerade von draußen hereinkommt. »Sie werden Ihr Baby vergöttern, glauben Sie mir. Hallo, Emma.« Frances schlägt ihre Telefonnotizen auf. »Hier sind drei Nachrichten für Sie.« Sie pikst mit einem limettengrünen Fingernagel auf die Seite. »Die Klinik in London hat zurückgerufen.«
»Was für eine Klinik?«, frage ich, als ich Emma nach hinten in den Personalraum begleite, wo sie ihr Mittagessen – einen Salat und frische Beeren – aus einem Leinenbeutel holt.
»Eine Kinderwunschklinik. Meine biologische Uhr tickt, und jeder weitere Monat ist ein verschwendeter Monat. Ich weiß, es klingt etwas herzlos, schließlich ist es noch nicht lange her, seit – na ja, du weißt schon … Ben und ich wollen es noch einmal versuchen, aber diesmal will ich nichts dem Zufall überlassen. Wir zahlen privat, um das Ganze zu beschleunigen. Wir können alle Tests innerhalb eines Monats hinter uns bringen und notfalls gleich mit der künstlichen Befruchtung anfangen.« Emma nimmt eine Gabel aus der Schublade unter dem Becken. »Wir müssen ein paar
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