Dann muss es Liebe sein
seinen Nacken gelegt und betrachte sein Profil. Wenn er mich gefragt hätte, hätte ich nein gesagt. Wie war es denn bei mir und Emma? Ich dachte, wir würden einander lange genug kennen, um die Partnerschaft im Otter House eingehen zu können, ohne Angst haben zu müssen, dass wir uns eines Tages zerstreiten. Oder Chris und Izzy: dieser ganze Aufwand und Stress wegen der Hochzeit. Oder Stewart und Lynsey: Manchmal sind sie glücklich, aber meistens streiten sie. Nein, mit Alex zusammenzuziehen und ein Kind von ihm zu bekommen – das reicht mir vollauf. Mehr Bindung brauche ich nicht.
Alex setzt mich aufs Sofa, reibt sich das Kreuz und lässt sich neben mich fallen.
»Das liegt wohl am Alter«, bemerke ich.
»Sag das nicht«, entgegnet er lachend. »Sonst bekomme ich noch Komplexe. Und dann fange ich an, mir Sorgen darüber zu machen, ob du irgendwann mit einem jüngeren Kerl durchbrennst.«
»Keine Angst.« Ich ziehe ihn zu mir heran, bis sich unsere Lippen berühren. Plötzlich bewegt sich etwas, ich nehme seine Hand und lege sie auf meinen Bauch. »Fühlst du das?«
»Das Baby.« Alex schiebt meine Tunika hoch und starrt auf meinen Bauch. »Hallo, Böhnchen. Hier spricht dein Papa«, sagt er, als wäre er ein Astronaut, der seine Nachricht aus dem All auf die Erde sendet. »Ab jetzt werde ich mich um dich und deine Mami kümmern.«
»Alex …« Er schafft es doch immer wieder, mir ein Gefühl der Unzulänglichkeit zu vermitteln, wenn er so leicht in die Rolle des hingebungsvollen werdenden Vaters schlüpft. Aber wahrscheinlich sollte ich dankbar sein, dass sich wenigstens Alex auf die Geburt freut. Für mich ist sie bloß ein weiterer Schritt hin zu … zu was? Ich könnte behaupten, es wären der Verlust meiner Freiheit oder die Last der Verantwortung, die mir zu schaffen machen, auch wenn das banal klänge. Doch das stimmt nicht. Es hat mehr mit der Vorstellung zu tun, mich um ein hilfloses menschliches Wesen kümmern zu müssen. Was, wenn ich das nicht schaffe? Was, wenn ich es nicht lieben kann?
Für einen Welpen könnte man noch immer ein neues Zuhause suchen. Aber neue Eltern für sein Kind zu suchen käme sicher nicht so gut an, vor allem nicht in einem kleinen Ort wie Talyton St. George.
»Alles in Ordnung, Maz? Du bist wieder so still.« Alex zieht mein Oberteil herunter.
»Mir geht’s gut«, sage ich. »Das ist nur die Hitze.«
Alex legt einen Arm um meine Schulter.
»Noch mal wegen vorhin, Maz. Dass du nicht heiraten willst …«
»Ich hätte nicht erwartet, dass du noch einmal heiraten wolltest. Du hast immer den Eindruck vermittelt, als wäre das so ziemlich das Letzte, was du jemals tun würdest.«
»Du hast recht, nachdem ich meine erste Ehe in den Sand gesetzt hatte, habe ich mir geschworen, nie wieder zu heiraten, aber ich darf doch wohl meine Meinung ändern.« Er lächelt. »Das ist kein Privileg von Frauen. Maz, ich wüsste gerne, ob sich die Mühe lohnt, von diesem Sofa aufzustehen und vor dir niederzuknien …« Er zögert. »Ich dachte, vielleicht hat die Schwangerschaft ja etwas an deiner Einstellung geändert.«
»An deiner Stelle würde ich bleiben, wo ich bin«, entgegne ich leichthin. »Tut mir leid, aber ich will einfach nicht so enden wie meine Eltern.«
»Ich dachte, sie wären gar nicht verheiratet gewesen.«
»Waren sie auch nicht, aber Geldnot und fehlende Perspektiven haben sie so fest aneinandergekettet, dass es auch keinen Unterschied mehr gemacht hat. Sie waren wie ein Löwe und eine Tigerin, die im Zoo im gleichen Gehege gehalten wurden. Ständig haben sie einander missverstanden, ständig haben sie gestritten. Es tut mir leid, doch ich will nicht so enden wie sie. Damit will ich nicht sagen, dass du auch nur im Entferntesten so bist wie mein Vater oder dass ich so wäre wie meine Mutter – hoffe ich wenigstens. Aber ich will, dass wir und unser Baby zusammen glücklich sind, und wie ich das sehe, schließen sich Ehe und Glück einfach gegenseitig aus.«
»Du bist eine Zynikerin«, sagt Alex. »Aber egal.« Er wechselt das Thema. »Dir ist schon klar, dass wir das Baby nicht länger Böhnchen nennen können, wenn es erst mal auf der Welt ist. Das käme im Pony Club sicher nicht so gut an. Hast du dir schon Gedanken über einen Namen gemacht? Du kannst nicht alles bis zur letzten Minute hinauszögern«, fügt er hinzu, als ich nicht antworte. »Ich habe hier irgendwo ein Buch.«
»Mir gefällt Böhnchen«, sage ich.
»Böhnchen Fox-Gifford? Finde ich
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