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Dann muss es Liebe sein

Dann muss es Liebe sein

Titel: Dann muss es Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Woodman
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Ich schaue zu ihr auf. Sie trägt einen zerrissenen Pullover und Jeans und ist barfuß. Ihr Gesicht ist weiß, ihre Wimpern sind ungeschminkt, und sie hat dunkle Ringe unter den Augen.
    »Du hast es gewusst«, sage ich vorwurfsvoll.
    »Ich wollte es Ihnen sagen«, stammelt sie. »Aber ich musste ihm versprechen, nichts zu verraten.«
    »Und darauf hast du dich eingelassen?«
    »Er hat gesagt, wir wären längst über alle Berge, ehe jemand etwas merkt …«
    »Shannon, wie konntest du nur?«
    »Er hat gesagt, wenn ich ihn verpfeife, nimmt er mich nicht mit.« Shannon weint. Brutus dreht den Kopf zu mir um und leckt mir übers Gesicht, woraufhin ich ebenfalls in Tränen ausbreche. »Aber er ist trotzdem gefahren«, fährt Shannon fort. »Er ist ohne mich gefahren.«
    Ich rappele mich hoch. Das ist ja noch viel schlimmer, als ich dachte.
    »Ich habe die ganze Nacht nach ihm gesucht. Ich war überall. Dann hat Stewart mich heute Morgen zurückgerufen und gesagt, dass er seine ganzen Sachen gepackt hat und verschwunden ist. Er geht nicht an sein Handy – ich habe ihm hundertmal auf die Mailbox gesprochen.«
    Ich wette, Drew sitzt längst im Flieger, trinkt ein Bier und flirtet mit den Stewardessen, ohne auch nur einen Gedanken an uns zu verschwenden. Aber kann jemand wirklich so gefühllos sein? Ein Tierarzt? Wahrscheinlich hat er seinen Fehler erkannt, ist in Panik geraten und hat die Flucht ergriffen, doch ich bezweifle, dass er einfach so davor weglaufen kann. Dieser Vorfall wird sein Gewissen noch lange belasten, und jedes Mal, wenn er eine Amputation durchführt, wird er daran denken müssen, was er Brutus angetan hat. Ich kenne dieses Gefühl, wenn alles wieder hochkommt, die eisige Kälte in den Nieren und den Schmerz in der Brust.
    Und was ist mit Shannon? Verschwendet er noch einen Gedanken an sie? Ich schaue sie an, sehe den Kratzer auf ihrer Wange, die Schlammspritzer auf ihrer Jeans. Ich bezweifle es.
    »Nun hör endlich auf zu heulen, Shannon.« Ich fluche mehrmals. »Du hättest mich nicht anlügen dürfen. Wenn ich gewusst hätte, was los ist, hätte ich ihn vielleicht aufhalten können.« Obwohl ich nicht weiß, was ich getan hätte, wenn ich ihn tatsächlich in die Finger bekommen hätte. In diesem Moment könnte ich ihn umbringen für das, was er Brutus angetan hat. »Was hast du dir nur dabei gedacht?«
    »Er hat gesagt, er l-liebt mich …« Verzweifelt beißt Shannon an ihren Fingerknöcheln herum. »Ich habe ihm geglaubt, Maz. Aber jetzt nicht mehr. Er ist ein Feigling. Die reinste Platzverschwendung. Ein Mörder. Und ich hasse ihn für das, was er getan hat – mit mir und mit Brutus.« Sie stockt. »Ich hole nur noch meine Sachen.«
    »Wieso?«
    »Sie wollen doch bestimmt, dass ich gehe. Und ich kann es Ihnen nicht verdenken.«
    »Nein, nein, nein.« Ich presse die Fingerspitzen gegen meine Stirn. »Hör auf. Lass mich kurz etwas klarstellen. Willst du gehen?«
    »Nein, ich will nicht gehen …« Shannons Stimme wird immer leiser. »Ich habe wahnsinnig gern hier gearbeitet. Mir ist klar geworden, dass es das ist, was ich wirklich machen will.«
    »Dann will ich auch nicht, dass du gehst«, antworte ich. »Vielleicht muss ich meine Meinung ändern, wenn so etwas jemals wieder vorkommt …«
    »Das wird es nicht«, fällt mir Shannon ins Wort. »Versprochen. Danke, Maz.«
    Ich richte meinen Blick wieder auf Brutus, und mein Herz fühlt sich an, als würde es in Stücke gerissen. Wie viel Zeit bleibt ihm noch? Wer weiß das schon?
    »Wo sind seine Röntgenbilder?«, frage ich Shannon. »Los, reiß dich zusammen. Außer uns beiden ist keiner da, wir müssen das jetzt in Ordnung bringen.«
    Shannon findet die Aufnahmen, darunter auch das Röntgenbild, das Drew gestern von Brutus’ Brustkorb gemacht hat. Ich weiß nicht, was ich darauf zu finden hoffte: ein Wunder vielleicht, aber natürlich gibt es keins.
    »Mrs Dyer ist da. Sie möchte Brutus besuchen«, unterbricht uns Frances, und nun wünschte ich, ich säße genau wie Drew in einem Flugzeug, weit, weit weg vom Otter House und von Talyton St. George.
    »Warum hat sie nicht vorher angerufen?«, erkundige ich mich schroff.
    »Sie wollte ihn sehen.« Frances legt den Kopf auf die Seite. »Stimmt was nicht?«
    »Doch. Nein. Nein, es stimmt etwas nicht, aber bitte sagen Sie Mrs Dyer nichts, bevor ich mit ihr gesprochen habe.«
    »Du meine Güte«, entgegnet Frances.
    »Weder Emma noch Drew sind heute da, also seien Sie so lieb, und verschieben Sie so

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